«Drastische Sparmassnahmen» beim SBV
Der Verband der Blinden und Sehbehinderten SBV muss massiv sparen. In Zürich etwa wird die Beratung gestrichen.
Veröffentlicht am 13. September 2017 - 10:47 Uhr,
aktualisiert am 13. September 2017 - 10:38 Uhr
Der Schweizerische Blinden- und Sehbehindertenverband SBV schreibt erneut tiefrote Zahlen: Für 2016 sind es 3,2 Millionen Franken, die nur durch einen tiefen Griff in die Reserven auf knapp unter eine Million Franken gedrückt werden konnten.
Der Versuch, den Geldabfluss zu stoppen, habe nicht den erwünschten Erfolg gebracht. Deshalb seien nun «drastische Sparmassnahmen» angesagt, die bis 2022 umgesetzt würden, schreibt Generalsekretär Kannarath Meystre in einer internen Analyse, die dem Beobachter zugespielt wurde.
Die vom Vorstand beschlossene Diät umfasst einen deutlichen Leistungsabbau für die 4534 Mitglieder. Beratungsstellen will der SBV nur noch dort anbieten, wo es kein entsprechendes Angebot Dritter gibt. Der Standort Zürich soll deshalb aufgegeben werden. Die direkt betroffenen Mitarbeiter seien bereits über die «Notwendigkeit von Veränderungen» informiert, schreibt Meystre dem Beobachter.
Der Verband, der 119 Mitarbeiter beschäftigt, wird künftig die Verwaltungskosten der Bildungs- und Begegnungszentren in Bern, Lausanne, Luzern, St. Gallen und Zürich nicht mehr übernehmen. Freizeitaktivitäten anzubieten, gehöre nicht zum Grundangebot des SBV, heisst es im Schreiben. Wie diese Zentren überleben sollen, ist offen. Auf Anfrage erklärt Generalsekretär Meystre: «Derzeit wird nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten gesucht.»
Diskutiert wird auch der Verkauf des auf blinde und sehbehinderte Gäste spezialisierten Hotels Solsana in Saanen BE. Denn: «Der Hotelbetrieb lasse sich auch in den nächsten Jahren nicht kostendeckend führen.» Gäste monieren insbesondere die schlechte Küche und den «Heimcharakter» des Angebots für blinde und sehbehinderte Besucher.
Gründe für die Finanzmisere sehen Insider unter anderem bei den hohen Personalkosten.
Dieser Artikel entstand aufgrund eines Hinweises auf unserer Whistleblower-Plattform Sichermelden.ch.
Haben Sie in einem Betrieb, bei einer Behörde gravierende Missstände beobachtet oder erlebt? Weisen die zuständigen Stellen Ihre Meldung ab? Dann können Sie sich gerne via Sichermelden.ch an uns wenden. Senden Sie uns Infos und Dokumente auch absolut anonym .
1 Kommentar
Werte SBV-FSA Mitglieder,
Ich möchte Euch meine Gedanken zur Artikelfreigabe, bzw. zur Weitergabe von Interna an den Beobachter, aufzeigen.
Es steht jedem Schweizer frei öffentlich seine Meinung kund zu tun, aber ich empfinde diesen – ich will es mal „Schachzug“ nennen – als vollkommen unlogisch und auch unvorsichtig.
Ich persönlich stimme ebenfalls nicht vollumfänglich allen DV-Traktanden bzw. Vorschlägen des Verbandes zu. Es ist aber normal und nötig, dass der Verband Fakten listet, Lösungen sucht und Vorschläge macht. Auch ich bin strickte dagegen, dass nur bei den Mitgliedern/Betroffenen gespart wird. Dazu haben die Sektionen bzw. der Vorstand BVAS (AGSO), als die Traktanden für die Delegiertenversammlung bekannt wurden, mit den Sektionen der ganzen Schweiz an der Delegiertenversammlung interveniert. Dadurch wurde Diverses sistiert, bzw. Traktanden zur Überarbeitung zurückgewiesen. Nun werden Lösungen gemeinsam gesucht und hoffentlich, konziliante Resultate erarbeitet.
Nun, was hat dies alles mit dem Artikel im Beobachter zu tun;
es ist ein „No-Go“ solch heikle Themen in der Öffentlichkeit zur Diskussion zu bringen, denn es ist der Sache nicht zuträglich, ja sogar schädlich und kontraproduktiv... also ein Eigentor!
Da die Fakten nicht Allen bekannt sein dürften, ist zu bedenken: Wie stimmen die Leser bzw. Entscheidungsträger bei einer Abstimmung über die IV-Revision? Was denken die Spender, Gönner und Helfer, die uns bisher unterstützt haben?
Also, solche Aktionen sollten wohl überlegt sein, denn blinder Aktionismus ist meist sehr unproduktiv, schießt übers Ziel hinaus und gefährdet nicht nur den Weiterbestand unseres eigenen Verbandes sondern auch den aller Hilfsorganisationen und schlussendlich uns Mitglieder bzw. Handicapierten.
Nun noch persönliche Worte an den „Whistleblower“; wenn Sie etwas bewegen möchten, also Ideen haben, helfen möchten bzw. die „Faust im Sack“ öffnen wollen – dann kommen Sie zu uns in den Vorstand wir suchen engagierte Leute. Melden bzw. informieren Sie sich unter:
http://aargau-solothurn.sektion.www.sbv-fsa.ch/de/sektion_aargau-soloth…
oder bei jeder anderen Sektionen unter http://www.sbv-fsa.ch/de/sektionen
Natürlich gilt dies für Alle die sich engagieren möchten.
Freundliche Grüsse
Thomas A. Biedermann