Mehr Sicherheit für Whistleblower
Die Whistleblower-Plattform des Beobachters wird aufgerüstet. Neu können Hinweisgeber und die Beobachter-Redaktion kommunizieren. Absolut anonym.
Veröffentlicht am 9. Mai 2018 - 11:55 Uhr,
aktualisiert am 10. Mai 2018 - 10:43 Uhr
Spannende Geschichten beginnen manchmal mit einem anonymen Tipp. «Leon Born* führt massenhaft Firmen in den Konkurs und schädigt so systematisch die Gläubiger und den Staat, der für die Liquidationskosten aufkommen muss.» Dieser Hinweis landete vor zwei Jahren bei Sichermelden.ch, der Whistleblower-Plattform des Beobachters.
Ein weiterer meldete vor drei Jahren, dass mehrere Zürcher Gemeinden unrechtmässige Steuereinschätzungen vornehmen. Und dann war da der Tipp auf unerwünschte Nebenwirkungen von Medikamenten, mit denen man am Berner Inselspital fahrlässig umgehe: bestens dokumentiert – aber anonym.
So funktioniert sichermelden.ch
Alle drei Hinweise meldeten Missstände, liessen sich durch Recherchen erhärten, und der Beobachter berichtete darüber. Die Nachforschungen waren aufwendig und zeigten, dass die Hinweisgeber gute Gründe hatten, anonym zu bleiben. Ihre Schilderungen waren so detailreich und stimmig, dass klar war: Sie stammten von Insidern, die sich schützen mussten – weil die Missstände in ihrem nächsten beruflichen Umfeld zu finden waren.
Für die, die besonderen Schutz brauchen, gibt es seit 2011 Sichermelden.ch. Auf der Whistleblower-Plattform kann man absolut anonym auf Missstände hinweisen und dem Beobachter auch Dokumente zukommen lassen. Bisher sind über 2400 Meldungen auf diesem Weg in der Redaktion eingetroffen.
Der Nachteil des bisherigen Systems: Wenn ein Tippgeber keine Kontaktdaten hinterliess, waren die Infos oft nicht nachprüfbar. Die Folge: Die Recherchen führten ins Nichts.
Das ist nun anders. Wer sich über Sichermelden.ch anonym meldet, erhält eine Nummer und muss ein Passwort festlegen. Damit kann er sich auf einer verschlüsselten Website einloggen. Dort ist die Meldung abgelegt – und dort kommuniziert man mit dem Beobachter. So kann die Redaktion bei Unklarheiten jetzt auch bei Tippgebern nachfragen, die ihren Namen nicht angeben möchten.
Möglich macht das eine verschlüsselte Software-Plattform der Zürcher Firma Integrity Line, die vor allem bei Banken und Verwaltungsstellen zum Einsatz kommt. Der Beobachter stellt als erstes Schweizer Medium diese fortschrittliche Technologie Whistleblowern zur Verfügung.