Mal geben die Anrufer vor, für ein Unternehmen namens «Steuercheck Bern» tätig zu sein. Mal arbeiten sie angeblich für einen Krankenkassenvergleichsdienst. Sobald man sich gegen solche ungebetenen Verkaufsgespräche wehrt oder sich nach dem Auftraggeber erkundigt, beenden die Telefonverkäufer das Gespräch kommentarlos. 

Diese unerwünschten Werbeanrufe haben etwas gemeinsam: So ziemlich alles, was die Callcenter-Mitarbeitenden sagen, ist erfunden – und sogar die Telefonnummer, die auf dem Display erscheint. Wenn man unmittelbar nach dem Anruf die eingeblendete Nummer zurückruft, erklingt die automatische Ansage: «Diese Nummer ist ungültig.»

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Salt hat keine Nummer zugeteilt

Jetzt zeigen Recherchen des Beobachters: Die unbekannten Anrufer nutzen aktuell auffallend oft 078er-Nummern. Und: Von den zehn 078er-Nummern, die von Anrufern verwendet wurden, hat Salt keine einzige einem Kunden zugeteilt, wie der Telefonanbieter bestätigt. Sprich: Callcenter, vermutlich aus dem Ausland, hinterlegen bei ihren Anrufen einfach Zahlenkombinationen, die mit 078 beginnen. So suggerieren sie einen privaten Anruf aus der Schweiz, womit die Chance steigt, dass sie nicht von vornherein blockiert werden. 

Gegen diese Technik der Callcenter sind auch Telefonanbieter machtlos: «Trotz der aktiven Filtermechanismen sind Telefonanbieter heute noch nicht in der Lage, alle diese Anrufe zu unterbinden», heisst es bei Salt. 

Immer wieder werden für solche unerwünschten Anrufe aber auch tatsächliche Nummern von Kunden genutzt, wie Salt festhält. Das deckt sich mit den Erkenntnissen der Polizei. Gemäss der Kantonspolizei Zürich berichten Betroffene immer wieder, dass ihre Handynummern von Betrügern für Anrufe von fremden Personen missbraucht würden. Erfahren haben dies die Betroffenen, weil sie eine Vielzahl von Rückrufen von Unbekannten erhalten, die behaupten, sie seien gerade angerufen worden und die fragliche Nummer sei auf dem Display erschienen.

Stern-Eintrag wird ignoriert

Das Phänomen nennt sich «Spoofing» und dient den Akteuren dazu, ihre Identität zu verschleiern. Ausländische Callcenter nutzen Spoofing, um in der Schweiz Werbeanrufe lancieren zu können. Denn wer keine Werbeanrufe will, kann dies im Telefonverzeichnis mit einem Stern kennzeichnen. Solche Nummern anzurufen, ist nicht zulässig. Fernmeldeanbieter sperren deshalb Callcenter, die Stern-Einträge im Telefonverzeichnis ignorieren. 

Wer aber trotz Stern-Eintrag angerufen wird, kann dies beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) melden – letztes Jahr haben 4303 Personen eine entsprechende Meldung deponiert. Konsequenzen hat dies in den meisten Fällen allerdings keine. Gehen auffallend viele Meldungen auf eine bestimmte Firma zurück, kann das Seco ein Unternehmen abmahnen oder im Wiederholungsfall bei der zuständigen Staatsanwaltschaft eine Klage einreichen. 

Kaum Konsequenzen

In der Realität haben Callcenter trotz ihren unerwünschten Anrufen wenig zu befürchten. Letztes Jahr reichte das Seco gerade mal eine einzige Strafklage ein, wie aus der Statistik des Staatssekretariats hervorgeht. Weil Spoofing-Anrufe in der Regel auf Callcenter im Ausland zurückgehen (Osteuropa, Asien), ist ein juristisches Verfahren in der Schweiz ohnehin praktisch aussichtslos. In solchen Fällen funktioniert Rechtshilfe nur schlecht. 

Mit dem 078er-Nummern-Trick wird eine Intervention geradezu unmöglich: Der Urheber der Anrufe ist aufgrund der fiktiven Nummer gar nicht erst identifizierbar. Trotzdem betont Seco-Sprecher Fabian Maienfisch: «Wer solch ungebetenen Anrufe erhält, sollte dies dem Seco melden.»
 

Tipp:

  • Beenden Sie unliebsame Anrufe unmittelbar
  • Blockieren Sie unerwünschte Anrufer
  • Melden Sie die Nummer Ihrem Telefonanbieter 
  • Melden Sie den Anrufer beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco)