K.-o.-Tropfen im Glas: Wie schütze ich mich?
K.-o.-Tropfen sind in der Clubszene eine unsichtbare Gefahr. Der Beobachter zeigt, wie sie zu erkennen sind und was hilft, um sich zu schützen.
Veröffentlicht am 4. Dezember 2024 - 17:01 Uhr
Man kann sie weder riechen noch schmecken noch sehen – und wenn man das Glas ausgetrunken hat, ist es schon zu spät. K.-o.-Tropfen, die Partygängerinnen untergejubelt werden, können schwerwiegende Folgen haben. Umgangssprachlich sind sie als Vergewaltigungsdroge bekannt, Täter wollen damit ihre Opfer betäuben, sie manipulierbar oder bewusstlos machen.
Aktuell berichtet eine Darstellerin in einer Schweizer Reality-Show, ihr sei die Droge bereits zweimal verabreicht worden. Einmal habe es für sie sogar in der Notaufnahme geendet. «Leider habe ich es verpasst, für Beweise zu sorgen, wie etwa den Substanznachweis», erzählt sie gegenüber dem «Blick». «Ich hoffe, dass andere Betroffene und deren Umfeld besser und vor allem schneller reagieren.»
Besser und schneller reagieren – wie geht das? Und wie lässt sich überhaupt erkennen, ob einem die Partydroge untergejubelt wurde?
Ich habe mal von Nagellack gehört, der K.-o.-Tropfen erkennen soll. Stimmt das?
Die Erfindung von vier US-Studenten wurde vor knapp zehn Jahren bekannt: Wenn man den Verdacht habe, ein Drink sei mit der Droge versetzt, müsse man nur den speziell lackierten Fingernagel ins Glas tunken – schon erkenne man an der Farbveränderung, ob der Drink gefährlich sei.
Leider ist es nicht so simpel: Der Nagellack war dazu konzipiert, die drei gängigsten Arten von K.-o.-Tropfen zu erkennen – tatsächlich gibt es aber unzählige Formen, die nicht oder nur schwer nachweisbar sind. Nach lauter Kritik an der Wirkung des Nagellacks wurde er schliesslich doch nicht auf den Markt gebracht.
Was ist mit Armbändern, die K.-o.-Tropfen im Drink nachweisen können?
Es gibt tatsächlich Armbänder, die etwas ganz Ähnliches wie der gescheiterte Nagellack versprechen. Im Internet lassen sich schon für wenig Geld Bändeli kaufen, die einem Festivalband aus Papier ähneln.
Dahinter steckt das deutsche Start-up Xantus. Es verspricht ein einfaches Prinzip: Schon wenige Tropfen, auf das Armband getupft, könnten Aufschluss geben. Falls sich das Testfeld blau färbe, habe das Armband den K.-o.-Wirkstoff GHB erkannt.
Leider haben verschiedene Medien auch hier Mängel entdeckt: Die «Deutsche Apotheker-Zeitung» kritisiert etwa, die Empfindlichkeit des Tests sei «nicht besonders hoch». Und erneut wird nur auf eine von vielen K.-o.-Drogen geprüft.
Diese Tests sind also mit Vorsicht zu geniessen. Kann ich meinen Drink anders schützen?
Tatsächlich gibt es eine weitere Möglichkeit: Man kann dem Drink einen Hut aufsetzen – die sogenannte Night Cap. Eine wiederverwendbare Hülle, oft aus Silikon oder Stoff, wird dabei über das Glas gestülpt. Beim Original aus den USA lässt sich die Abdeckung diskret in ein Haarband umwandeln, wenn sie nicht gebraucht wird.
Vor allem in den sozialen Medien geht die Erfindung bereits seit einiger Zeit viral, andere Anbieter haben nachgezogen. Trotz Abdeckung sollte man aber weiterhin darauf achten, das Getränk im Auge zu behalten.
Ich glaube, meine Freundin könnte einen Drink mit K.-o.-Tropfen getrunken haben, aber sicher bin ich mir nicht. Was soll ich tun?
Es ist nicht einfach, zu erkennen, ob ein Drink mit K.-o.-Tropfen versetzt war. Immer häufiger gibt es aber Awareness-Teams – das sind spezielle Mitarbeitende in Clubs, die dir als Ansprechperson zur Verfügung stehen und meist gut sichtbar in der Menge unterwegs sind.
Entsprechende Sicherheitskonzepte wurden in den letzten Jahren ausgebaut, Organe wie die Bar- und Club-Kommission oder verschiedene Sozialdienststellen bieten Schulungen an, damit Mitarbeitende im Notfall richtig reagieren.
Auch ohne solche «Awareness»-Mitarbeiter: Im Zweifelsfall sollte man sich sofort ans Clubpersonal, an die Barkeeperin oder die Security wenden und Freunde nicht allein lassen. Aufeinander achtgeben ist die beste Voraussetzung dafür, dass der Partyabend angenehm und sicher verläuft.
Was ist in den K.-o.-Tropfen eigentlich drin?
Die drei Substanzen, die am häufigsten als K.-o.-Tropfen missbraucht werden, sind Gammahydroxybuttersäure (GHB), Gammahydroxybutyrolacton (GBL) und Butandiol (BD). Als farblose Flüssigkeit oder als Pulver lassen sie sich leicht und unbemerkt in den Drink mischen. Ob ein Getränk «gespiked» ist, lässt sich anschliessend nur schwer feststellen.
Und wie wirken K.-o.-Tropfen?
Laut Bundesamt für Gesundheit macht sich bereits 15 Minuten nach der Einnahme eine Wirkung bemerkbar: Erst fühlt sich das Opfer euphorisch, dann müde.
Die Dosierung ist schwierig, darum sind Überdosen sehr häufig – dann können Übelkeit, Benommenheit, Atemlosigkeit und Atemnot auftreten. Ebenfalls typisch für die Droge ist der anschliessende Erinnerungsverlust.
In Kombination mit anderen Substanzen, zum Beispiel Alkohol, verstärkt sich die Wirkung. In schweren Fällen führt eine Vergiftung durch K.-o.-Tropfen sogar zum Tod.
- Informationen zu GHB, GBL, BD, Bundesamt für Gesundheit
- Isabelle H. erzählt von ihren Erfahrungen mit K.-o.-Tropfen, im «Blick»
- Artikel der «Deutschen Apotheker-Zeitung» (DAZ) zu den K.-o.-Armbändern
- Interview mit Start-up Xantus zu K.-o.-Tropfen-Armband hier
- «Night Cap» Drink-Abdeckungen hier
- Beitrag von Tsüri.ch zu den Awareness-Teams in Schweizer Clubs hier