Schweizer Eltern fühlen sich zunehmend überfordert, sind gereizt, hegen Flucht- oder sogar Suizidgedanken. Parental Burn-out heisst das Phänomen, das sich meist innerhalb der ersten vier Jahre nach der Geburt eines Kindes entwickelt.

«Ich dachte, das gehöre einfach zum Elternsein dazu.»

Julia Panknin, ehemalige Kaderfrau und Mutter

So auch bei Julia Panknin: «Schlafmangel, Schulterschmerzen, Gedächtnislücken: Ich ignorierte die Symptome über Monate. Und dachte, das gehöre einfach zum Elternsein dazu.» Panknin arbeitete einst als Kaderfrau in einem grossen Medienunternehmen. Heute informiert und vernetzt sie Betroffene mit ihrer Organisation Mamibrennt (siehe Box unten im Artikel).

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«Ich spürte einen dauernden Druck auf der Brust.»

Julia Panknin

Als sie nach der Geburt an ihre Arbeitsstelle zurückkehrt, befürchtet sie, als Mutter nicht mehr ernst genommen zu werden. Sie arbeitet darum umso härter. «Ich spürte einen dauernden Druck auf der Brust, weil ich einfach nicht wusste, wie ich alle meine Tasks innerhalb von 24 Stunden erledigen sollte.»

Panknin entwickelt Panikattacken. Wenn sie eine solche auf der Arbeit zu überrollen droht, atmet sie sie in der Bürotoilette weg. Irgendwann geht es nicht mehr weiter. Panknin bricht zusammen, hört 14 Tage nicht mehr auf zu weinen. Ihre Ärztin schreibt sie krank.

Unternehmen müssen Lohn weiter zahlen

Wer arbeitsunfähig wird, der hat gemäss Obligationenrecht Anspruch auf den Lohn – zumindest für eine gewisse Zeit. Wie lange die Arbeitgeberin zahlen muss, ist abhängig von den Dienstjahren.

Firmen können auch eine Krankentaggeldversicherung abschliessen. Diese zahlt dann 80 Prozent des Lohnes für maximal 720 Tage. Finanziell ist man als Angestellte also einigermassen abgesichert. Ohne Job oder als Selbständige hingegen nicht. Zwar gibt es private Krankentaggeldversicherungen, die man vorab abschliessen könnte. Das ist in der Regel aber teuer.

Der andere Elternteil kann freinehmen

So oder so: Geld allein bringt wenig. Vor allem dann, wenn man es nicht mehr aus dem Bett schafft, höllische Schmerzen hat und den Familienalltag nicht mehr bewältigen kann.

Partnerinnen und Partner können zwar freinehmen, wenn sie den anderen Elternteil unterstützen oder bei der Kinderbetreuung einspringen müssen. Allerdings gibt es nur maximal drei Tage frei. So sieht es das Arbeitsgesetz vor. In Notfällen kann das Rote Kreuz einspringen (siehe Box).

Manche Zusatzversicherungen zahlen für Kinderbetreuung oder die Haushaltshilfe.

Gut zu wissen: Es gibt Zusatzversicherungen, die Kinderbetreuung oder Haushaltshilfen entschädigen. Am besten informiert man sich direkt bei seiner Krankenkasse über die Angebote.

Aufenthalte in der Burn-out-Klinik können von der Grundversicherung gedeckt sein.

Nach dem Zusammenbruch verbrachte Julia Panknin vier Monate in einer Burn-out-Klinik. Ein Privileg, wie sie sagt. Der Kindsvater, von dem sie mittlerweile getrennt lebte, konnte einspringen.

Unterstützt werden Betroffene häufig auch von der Krankenkasse: Aufenthalte in der Burn-out-Klinik können von der Grundversicherung gedeckt sein. Dasselbe gilt für psychotherapeutische Behandlungen.

Hier finden Sie Hilfe:

Der Beobachter-Ratgeber «Wenn die Psyche streikt» ist ein Leitfaden für Betroffene, Angehörige, Teamkolleginnen und Vorgesetzte: Hier gibt es kompakt und verständlich viele konkrete Informationen zu Symptomen, Hilfsangeboten und Prävention.

Weitere Informationen und Hilfe für betroffene Eltern: