Emilias Angst entwickelt sich so schleichend, dass sie lange niemandem auffällt. Irgendwann will sie, die eigentlich ein fröhliches Kind ist, nach der Schule nicht mehr mit ihren Freundinnen spielen gehen, sondern bleibt lieber daheim, zieht sich in ihr Zimmer zurück. Es sei ihr alles zu stressig, sagt sie bloss.
Emilia ist elf Jahre alt und reagiert plötzlich gereizt auf laute Stimmen, immer häufiger auch auf diejenigen im Fernsehen. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches. Wem wird das ständige Geschnatter um einen herum nicht schon mal zu viel?
Ihre Eltern werden erst hellhörig, als Emilias Klassenlehrerin anruft und sagt, Emilia wolle nach Hause, sie weine, ihr sei unwohl. Von da an kehrt sie immer öfter vorzeitig von der Schule zurück, mal nach zwei Stunden, mal schon nach einer. Untersuchungen bei der Kinderärztin bleiben ergebnislos. Die Eltern sind verunsichert. Die Ärztin rät ihnen, ihre Tochter in eine Psychotherapie zu schicken, doch die Kinderpsychotherapeuten sind ausgebucht.