Dickes Auto, fettere Parkgebühren
In Paris zahlen SUV-Fahrende künftig mehr für Parkkarten. Auch in der Schweiz tut sich was.
Veröffentlicht am 26. Februar 2024 - 06:00 Uhr
Sie sind gross, breit und vielen ein Dorn im Auge: SUV (kurz für Sport Utility Vehicles). Das Problem: Diese Stadtgeländewagen brauchen mehr Platz – auf den Strassen und beim Parkieren. Trotzdem liegen die XXL-Autos im Trend, das zeigt sich täglich auf Schweizer Strassen.
Viel Beachtung erhielt deshalb kürzlich das Vorgehen der Stadt Paris. Dort hat sich eine Mehrheit bei einer Bürgerbefragung dafür ausgesprochen, die Parkgebühren für schwere Stadtgeländewagen zu erhöhen. Besucher sollen ab September dreimal so viel fürs Parken im Stadtzentrum zahlen. Das betrifft somit auch Touristinnen und Touristen, die mit dem Auto anreisen.
Eine Stunde Parkieren kostet dann 18 statt bisher 6 Euro. Sechs Stunden gar 225 Euro. In den Aussenbezirken fallen 12 statt 4 Euro an. Anwohnerinnen und Handwerker sind von der Neuregelung ausgenommen.
Forderung seit 2020 hängig
Auch in der Schweiz gibt es Forderungen, den SUV an den Kragen – oder zumindest ans Portemonnaie – zu gehen. Allerdings eher über die Anwohnerparkkarten. So forderte der SP-Grossrat Tim Cuénod in Basel bereits 2020 eine Anpassung der Kosten an die Grösse des Fahrzeugs. Die Autos seien in den letzten 30 Jahren im Schnitt rund 10 Zentimeter breiter und 20 Zentimeter länger geworden. Deshalb sei es nicht nachvollziehbar, dass für die immer grösseren Autos die gleiche Gebühr für Anwohnerparkkarten bezahlt werden muss wie für ein flächeneffizientes Fahrzeug, schreibt Cuénod.
Zumal mit immer längeren Autos weniger Parkflächen verfügbar seien. Die Breite der SUV führe dazu, dass Autos schlechter auf den Strassen aneinander vorbeikämen, so werde die Verkehrssicherheit reduziert.
Anliegen «stösst auf grosse Sympathie»
Der Vorschlag wurde an den Regierungsrat überwiesen. «Eine Antwort wäre überfällig», sagt Cuénod. Aber er hat Hoffnung: Die Einschätzung der Basler Umwelt-, Verkehrs- und Energiekommission (Uvek) habe gezeigt, dass das Thema durchaus Chancen habe. Dort hiess es 2021: Das Anliegen «stösst in der Uvek auf grosse Sympathie».
Umsetzbar dürfte laut der Kommission ein Modell mit zwei oder drei Preisstufen sein: «Bei Fahrzeugen, die mit der heutigen Breite von Parkplätzen kompatibel sind, fällt die übliche Gebühr an. Bei grösseren (insbesondere breiteren) Fahrzeugen kommt ein spürbarer Aufschlag dazu.» Cuénod sagt, es gebe Websites, die Masse aller Fahrzeuge auf dem europäischen Markt sammelten. Das könnte eine gute Grundlage sein. Denn die Definition von SUV ist schwammig.
Auch in Zürich und Luzern ein Thema
In Zürich steht ebenfalls eine Revision der Parkgebühren an. Die Grünen wollen die Gebühren für die blauen Zonen nach Gewicht abstufen. Solche abgestuften Gebühren seien bei Anwohnerparkkarten wohl umsetzbar, sagt Gemeinderat Markus Knauss. Die Stadt müsse ohnehin prüfen, ob ein Antrag für eine solche berechtigt sei. «Da wäre das Fahrzeuggewicht ein einfaches Kriterium, das bei der Prüfung hinzukommt.» Für eine Abstufung der Kosten bei weissen Parkplätzen oder bei Kurzzeitparkierenden in der blauen Zone stünden die rechtlichen Grundlagen nicht zur Verfügung.
In Luzern gibt es ähnliche Bestrebungen, die aber auf ein weiteres Problem stossen: Die Anwohnerparkkarten sind bereits jetzt teuer. Der Preisüberwacher rief zuletzt Städte auf, ihre Preise zu senken, wenn sie mehr als 400 Franken im Jahr verlangen. Darunter auch Luzern. Bei höheren Gebühren für SUV könnte auch er ein Wörtchen mitreden wollen – nicht nur in Luzern.
In der deutschen Stadt Koblenz hat sich das Modell mit erhöhten Preisen für Anwohnerparkkarten bereits durchgesetzt. Die Gebühren werden ab März durch die tatsächlich in Anspruch genommene Fläche berechnet. Zum Beispiel zahlt man für einen Pick-up-Truck Ram 1500 Crew Cab Long künftig dreimal so viel wie für einen Smart.
27 Kommentare
an Margrith Sanneman und Erich: Selber mit drei Kindern und einem Kombi, sind wir zu Fünft in die Toskana zum Zelten gefahren. Für Alle und Alles hatten wir genügend Stauraum. Deswegen finden wir die "Entschuldigung" äusserst lahm.
Anforderung 'runterschrauben täte Allen gut. Wer mehr Komfort für sich einfordert, soll mehr dafür bezahlen müssen, insbesondere Autofahrer.
Ja ich fahre einen (kleinen) SUV. Bei einem normalen PKW mit ähnlicher Grösse, würde ich meinen Rollstuhl nur mit erhöhtem Aufwand oder gar nicht mehr Ein- Ausladen können. Glücklicherweise sind die Behinderten-Parkplätze ja meist auch etwas grösser, sofern sie nicht gerade durch andere Automobilisten besetzt werden. Übrigens für alle Unverbesserlichen; Busse Fr.120, Parkierverbot nebenan nur Fr.40!
Was ist mit Familien mit Kindern? Die brauchen ein grösseres Auto, haben sowieso schon mehr alAusgaben und müssen dann noch mehr bezahlen? Eine Familie hat in einem Smart leider kein Platz. Wäre auch nicht fair.
Ich frage mich, warum SUV's mehr Parkgebühren zahlen sollen als ein anderes Auto. Die Parkplätze sind für alle gleich breit, ob Smart oder SUV. Und von wegen breite SUV's. Ein Skoda Karoq SUV z.B. ist 4,39 m lang und 1.84 m breit. Ein Tesla Model S beansprucht hingegen 4.97 m Länge und 1.96 m Breite, ist also gewaltige 60 cm länger und 12 cm breiter als der SUV! Beim Gewicht stehen sich 2.2 t des Tesla den 1.6 t des Skoda's gegenüber! Soviel zur Besteuerung nach Gewicht. Die Elektroautofahrer würden sich freuen! Noch Bemerkungen? Und übrigens; ein Skoda Karoq hat das gleiche Chassis wie der Skoda Octavia (nicht SUV), nur dass die Bodenfreiheit grösser ist. Und habt ihr Meckerer schon bemerkt, dass auf den Strassen auch Lieferwagen, Lastwagen und Busse fahren? Diese sind in der Regel bis 2.3 m breit. Wer sich da nicht auf die Strasse traut und Angst hat zu kreuzen, soll zu Fuss gehen oder den 2.3 m breiten ÖV-Bus nehmen. Dann hat es auch wieder vermehrt Platz auf den Strassen, denn diese Zauderer sind ein echtes Sicherheitsrisiko auf den Strassen. Ich fahre übrigens keinen SUV.