«Nicht schon wieder handgestrickte Socken!»
Die selbst gemachte Makramee-Eule, die Tasse vom falschen FC, das Duftset, das nach WC-Deo riecht: Nicht alle Geschenke kommen gut an. Mit dem Beobachter werden Sie sie wieder los.
Veröffentlicht am 27. Dezember 2024 - 09:53 Uhr
Ich mag Geschenke. Ich kriege sie gern und mache gern welche. Das Problem dabei: Nicht immer haben Absender und Empfänger den gleichen Geschmack. Das kann zu Enttäuschung auf beiden Seiten führen – und zu Schränken, die vor unnützem Kram bersten.
Für mich als Gschänkli-Freundin ist Abstinenz allerdings keine Lösung. Hilfreich ist hingegen ein wenig Nachsicht – den anderen wie auch sich selbst gegenüber. Will heissen: Nicht beleidigt sein, wenn ein Präsent nicht sooo gut ankommt. Und: Ungeliebte Geschenke darf man durchaus weitergeben.
1. Umtauschen
Eine niederschwellige Lösung, die allerdings die Konfrontation mit dem Schenkenden unvermeidlich macht. Schliesslich gibt es keinen Umtausch ohne Quittung. Ob man ehrlich sein will – oder einen anderen Grund vorschiebt, um das Gegenüber nicht zu verletzen –, muss man von Fall zu Fall entscheiden.
2. Weiterschenken
Sie kennen jemanden, der den Polyesterschal mit Klavieraufdruck mögen würde? Glück gehabt! Allerdings sollte ein gewisser sozialer wie auch geografischer Abstand zwischen neuer Besitzerin und ursprünglichem Absender liegen. Sonst bringen Sie die Klavierliebhaberin möglicherweise in Erklärungsnotstand.
3. Wahlverwandtschaften
Gleich zwei unmögliche Präsente erhalten? Als Variante des Weiterschenkens bietet sich der Gaben-Switch an. Gruselgeschenk von A an Gruselgeschenk-Schenker B schenken und umgekehrt. Ideal, wenn A und B einen ähnlichen Geschmack haben. Funktioniert aber nur, wenn sich die beiden nicht kennen!
4. Kellerkinder
Diese Methode empfiehlt sich für Mutlose und Überempathische. Dabei wird das Objekt der Abscheu im Keller oder im Estrich versorgt und nur dann hervorgeholt und in Szene gesetzt, wenn der Schenkende zu Besuch kommt. Besonders geeignet für Vasen, Pullis und Tischläufer.
5. Das Eichhörnchen
Eingeladen und nicht daran gedacht, ein Mitbringsel zu besorgen? Dann flugs in den Keller oder Estrich (siehe oben) und im «Ungeliebte-Geschenke-Fundus» nachschauen. Wider Erwarten findet sich da immer wieder mal etwas, das passt.
6. Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten …
Am besten geht das auf einem Onlinemarktplatz wie Tutti, Ricardo oder Ebay. Eignet sich allerdings nur bedingt für Sachen von Schenkenden, die selbst gern online auf Schnäppchenjagd gehen. Allenfalls eine anderssprachige oder ausländische Plattform wählen.
Die Variante Flohmarkt lässt sich mit den Methoden «Kellerkinder» und «Eichhörnchen» kombinieren. Dann kann man die ungeliebten Schönheiten zwischenlagern und in wärmeren Zeiten feilbieten.
7. Oldschool Market Place
Wenn die schenkende Person ganz woanders als man selbst wohnt, bietet das althergebrachte Anschlagbrett in Coop oder Migros eine gute Möglichkeit. Nachteil: Es kann dauern, bis sich Abnehmer oder gar Käuferinnen finden.
8. Tierwelt
In den Kleinanzeigen der «Tierwelt» gibt es bekanntlich vom Langohr-Rammler über Panzerhaubitzen bis zu Milchansaugstutzen alles zu kaufen. Wieso nicht auch die Makramee-Eule von Tante Irma? Es wäre sicher nicht die erste …
9. Bad-Taste-Wichteln
Die schlimmsten Objekte werden für die nächste Adventszeit aufbewahrt. Beim Wichteln wird unter den Teilnehmenden ausgelost, wer wem etwas schenkt. Täter und Opfer bleiben geheim. Durchaus ein Vorteil …
10. Spenden
Eine gute Sache bei nützlichen Dingen. Der gruselige Porzellanclown mit der Rüschenkrause gehört aber nicht ins Spendenkörbchen. Den können auch Menschen, die wenig haben, nicht gebrauchen. Achtung: Falls das Objekt unverkennbar ist, die Schenkende auch gern ins Brockenhaus geht und in denselben Jagdgründen, sprich Brockenstuben, zugange ist, lohnt sich der Gang über die Kantons- oder zumindest Quartiergrenze.
11. Der Rundordner
Wegschmeissen ist die höchste Eskalationsstufe. Sollte nur in Betracht gezogen werden, wenn das Geschenk niemand anderem etwas nützen kann (siehe oben). Oder wenn es von jemandem kommt, an den man wirklich nie mehr erinnert werden möchte.