Im Aargau bahnt sich ein Streit um die Wassertemperatur der Aare an. Der schweizerische und der aargauische Fischereiverband haben sich mit Greenpeace und anderen Organisationen zusammengetan.

Gemeinsam gehen sie gegen den Energiekonzern Axpo vor. Die Einleitung von bis zu 32 Grad warmem Kühlwasser aus dem Atomkraftwerk Beznau stelle in den Sommermonaten eine Gefahr für die Natur dar.

Wasser aus der Aare zu warm für Kühlung

Die eigentliche Frage hinter diesem Streit: Wie geht die Schweiz mit dem Klimawandel um? Dieser erschwert die Kühlung des AKWs bereits heute, jeweils in den Monaten Juli und August. Das Wasser der Aare ist dann nämlich öfter sehr warm.

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Wussten Sie, dass...?

Das AKW muss deshalb an einzelnen Tagen den Betrieb herunterfahren. Denn das Kraftwerk entnimmt der Aare laufend Flusswasser für die Kühlung – und lässt es danach aufgewärmt in den Fluss zurückfliessen.

Ab 25 Grad sterben die Fische

Doch eine solche Durchlaufkühlung ist laut Gewässerschutzverordnung eigentlich nur bis zu einer Flusstemperatur von 25 Grad Celsius erlaubt. Denn: «Wassertemperaturen von über 25 Grad können für Fische und andere Wasserbewohner tödlich sein», schreiben die Verbände.

Fische drosseln laut den Umweltverbänden dann ihr Aktivitätsniveau, werden leichter Opfer von Fressfeinden und können die Nahrungsaufnahme einstellen.

Beznau-Extrawurst in der Verordnung

Die 25-Grad-Grenze gilt für das AKW Beznau jedoch nicht. Denn seit 2019 gibt es in der Verordnung eine pikante Ausnahmeklausel: «Übersteigt die Wassertemperatur 25 °C, so kann die Behörde Ausnahmen zulassen, wenn die Einleitung von einem bestehenden Kernkraftwerk stammt.»

Florian Kasser von Greenpeace bezeichnet das als Lex Beznau. «Dieser Passus wurde nur eingeführt, damit der Gewässerschutz dem AKW Beznau nicht in die Quere kommt.»

Aare beim AKW ist drei Grad wärmer

Der Klimawandel zeigt sich bei der Flussinsel Beznau im unteren Aaretal bereits deutlich. In zehn Jahren ist die mittlere Aaretemperatur im Juli bereits von 19 auf 22 Grad gestiegen.

In fünf Jahren könnte sie bereits bei 23 bis 23,5 Grad liegen. Und die Axpo prüft derzeit, ob sie das AKW länger als bis 2031 betreiben will.

«Wir hoffen, dass im Sommer 2025 eine strengere Regelung gilt.»

Florian Kasser, Greenpeace

Greenpeace und die Umweltschutzorganisationen fordern vom Bundesamt für Energie vor diesem Hintergrund, die Ausnahmegenehmigung für die Einleitung von Kühlwasser aus dem Atomkraftwerk Beznau zu widerrufen.

Beim Bundesamt heisst es, man werde frühestens Ende Jahr entscheiden. «Wir hoffen, dass im Sommer 2025 eine strengere Regelung gilt», sagt Florian Kasser von Greenpeace.

Die Axpo solle zudem die Abschaltungen für die jährlichen Revisionen der beiden Kraftwerksblöcke zwingend auf diese Monate legen müssen. Oder im Minimum zu ökologischen Kompensationsmassnahmen verpflichtet werden.

«Wir erwarten, dass das Kernkraftwerk in den kommenden Sommern wegen des Gewässerschutzes die Leistung reduziert.»

Aussage Axpo

Bei der Axpo ist man sich bewusst, dass das Aarewasser so oder so zu einem grösseren Problem wird: «Wir gehen davon aus, dass das Kernkraftwerk Beznau in kommenden Sommern deutlich mehr Leistungsreduktionen aus Gründen des Gewässerschutzes wird vornehmen müssen.»

Die Kritik der Umweltverbände weist das Unternehmen jedoch zurück: «Der Klimawandel bedroht den Fischbestand in der Aare. Das Kernkraftwerk Beznau erwärmt die Aare je nach Wasserführung der Aare um rund ein Grad – bei reduzierter Leistung nur um wenige Zehntelgrad.»

Der Energiekonzern sei sich aber seiner Verantwortung gegenüber Natur und Umwelt bewusst. Man lege die jährlichen Revisionen nach Möglichkeit in die potenziell heissen Zeiten des Jahres und suche nach Wegen, um den Fischen in der Aare auch während Hitzeperioden zusätzliche Rückzugsmöglichkeiten zu bieten.

Beznau-Sommerstrom geht auch ins Ausland

Zu einem Kritikpunkt gibt sich die Axpo indes wortkarg. So kritisiert der Gewässerschutzverband Aqua Viva, dass der im Sommer produzierte Atomstrom aus Beznau vor allem für den Export bestimmt sei. Weil es dann in der Schweiz einen Stromüberfluss gibt.

Die Axpo widerspricht dem auf Nachfrage nicht. Sie schreibt dazu bloss: «Die Schweiz exportiert im Sommer Strom, da die Nachfrage tiefer ist als im Winter und aufgrund der Temperaturen und des Wetters vermehrt Wasser- und Solarstrom produziert wird.»