«Ganz Gallien ist von den Römern besetzt… Ganz Gallien? Nein!» So beginnen die Abenteuer von Asterix und Obelix, den gallischen Helden, vor denen um 50 vor Christus die römischen Eroberer erzitterten. Asterix und Obelix besiegten jeden Römer – dank dem geheimen Zaubertrank, der ihnen der listige Druide Miraculix immer wieder braute. Als Leser erfährt man nur eines: Die wichtigste Zutat des Tranks waren Misteln, die mit einer goldenen Sichel geschnitten wurden.

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Tatsächlich war die Mistel für die Kelten eine heilige Pflanze: Mistel-Amulette schützten vor Unheil, und Zaubertränke aus Misteln sollten Kraft, Mut und Unbesiegbarkeit verleihen. Bei epileptischen Anfällen, Arthritis und Menstruationsstörungen gaben die keltischen Heiler ihren Patienten Mistelextrakte.

Ausserdem galt die Mistel als Aphrodisiakum – allerdings nur für Rinder: Stiere wurden mit Mistelkraut gefüttert, wenn sie nicht genügend «stierig» wurden. Das magische Potential dieser Pflanze spiegelt sich auch in den Volksbezeichnungen wieder: «Hexenkraut», «Hexenbesen» oder «Heil aller Schäden» wird die Mistel auch genannt.

Misteln haben eine blutdrucksenkende Wirkung

Dass man der Mistel Zauberkräfte zugesprochen hat, liegt an ihrer seltsamen Lebensweise. Misteln wachsen auf Bäumen als «Halbschmarotzer»: Sie schliessen sich mit wurzelartigen Organen an die wasserleitenden Gänge in der Baumrinde an und bedienen sich an den Wasser- und Nährstoffvorräten ihres Wirts. Mitten im Winter, wenn alle Laubbäume kahl sind, steht die Mistel in schönster Pracht. Kein Wunder dachten die Menschen früher, ein solches Wachstum bei Minustemperaturen sei nur mit Hilfe von Magie möglich.

Seit der Keltenzeit hat sich nichts geändert an der hohen Wertschätzung, die der Mistel entgegengebracht wurde. Zwar wandelten sich die Anwendungsgebiete im Lauf der Zeit ein wenig, aber immer noch sind Misteln als Heilmittel heiss begehrt. In der Naturheilkunde zum Beispiel als blutdrucksenkendes Medikament oder zur Linderung von schmerzhaften Arthrosen .

Mit Misteln gegen den Krebs

Am meisten verbreitet ist die Mistel als Krebstherapeutikum in der anthroposophischen Medizin Homöopathie Kleine Kügelchen, grosse Wirkung . Schon 1917 empfahl Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, die Injektion von Mistelpräparaten bei Krebs. Mistelextrakte gehören damit zu den ältesten Medikamenten, mit denen gegen Tumorzellen angekämpft wird. Heute werden Krebspatienten in verschiedenen anthroposophischen Kliniken mit Mistelinjektionen behandelt – zum Teil mit gutem Erfolg.

Das Geheimnis der Misteln liegt nicht in den Beeren, sondern in den Blättern und Wurzeln. Diese enthalten mehrere medizinisch wirksame Substanzen; zum Beispiel die Mistellektine, die das Wachstum von Tumorzellen hemmen, oder die eng mit den Schlangengiften verwandten Viscotoxine, die Tumorzellen abtöten.

Misteln brauchen einen guten Wirt

Der Wirkstoffgehalt eines Mistelextrakts hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum Beispiel, ob die Misteln im Sommer oder im Winter geerntet wurden oder welche Sorte Baum als Wirt gedient hat. Am heilkräftigsten sind Misteln, die auf Eichen wachsen. Manche Heilmittelfirmen unterhalten deshalb eine Mistelzucht auf Eichen. Nach der Ansaat dauert es rund zehn Jahre, bis man die ersten «Hexenbesen» ernten kann.

Bei einer Krebstherapie werden die Mistelextrakte dreimal pro Woche unter die Haut gespritzt. Es wäre zwar angenehmer, das Präparat zu schlucken, aber leider bauen Enzyme im Magen-Darm-Trakt die Wirkstoffe ab. Nach einer Tumoroperation dauert eine Misteltherapie etwa vier Wochen, dann wird eine Pause von mehreren Wochen eingelegt, anschliessend wiederholt man die Behandlung.

Krebskranke sind weniger müde dank Misteltherapie

Was die Mistelbehandlung bei Krebs wirklich bewirken kann, ist wissenschaftlich umstritten. Im Labor können Mistelextrakte aber die Regeneration von weissen Blutkörperchen nach einer Bestrahlung beschleunigen – ob die gleiche Wirkung auch im Körper von Patienten besteht, weiss man nicht genau.

Unbestritten ist jedoch, dass die Mistelmedikamente die Lebensqualität von Krebskranken Chemotherapie Ingwer und Selen tun gut oft verbessern. Weniger Schmerzen und Müdigkeit, besserer Schlaf, aufgehellte Stimmung und Gewichtszunahme sind nur einige der positiven Resultate. Wie jedes Medikament können auch Mistelpräparate Nebenwirkungen auslösen, etwa Fieber oder allergische Reaktionen. Bei über der Hälfte der Behandelten rötet sich an der Injektionsstelle die Haut.

Anthroposophische Ärzte legen viel Wert darauf, dass eine Misteltherapie immer in Ergänzung, nicht anstatt einer schulmedizinischen Krebsbehandlung erfolgt.

Wissen, was dem Körper guttut.
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Chantal Hebeisen, Redaktorin
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