Erst Ausbeutung, dann Ausschaffung«Was ihr widerfährt, ist zutiefst ungerecht»
Mit 18 kommt eine Kosovarin der Liebe wegen in die Schweiz. Zehn Jahre später ist ihre Ausschaffung beschlossen – obwohl sie hier vorbildlich integriert und dort ohne jede Zukunft ist. Ihre Anwältin und ihr Psychiater sind entsetzt.
Veröffentlicht am 9. April 2021 - 11:37 Uhr
«Nach kurzer Zeit behandelten mich meine Schwiegereltern wie eine Sklavin.» – Luana Berisha*.
Der Sommer ist jung, als sie sich auf einer Hochzeit im Kosovo begegnen. Noch am selben Tag verlieben sie sich, zwischen klingenden Gläsern und tanzenden Gästen. Luana Berisha* (Name geändert) ist 18, Berat Hoxha* 22. Sie lebt im Kosovo, er in der Schweiz. Sie sprechen, lachen, tauschen Nummern. Sind traurig, als Berat zurückreist, überglücklich, als sich im Winter ihre Familien treffen. Kurz darauf heiratet das Paar – eine Liebe im Zeitraffer.
Doch nach der Hochzeit streiten Luana und ihr Vater, immer wieder. «Du schliesst das Gymnasium ab, bevor du zu Berat ziehst», sagt er. «Auch in der Schweiz gibt es Schulen», entgegnet sie. «Du wirfst dein Leben fort!» – «Und du kannst mir nichts befehlen.» Irgendwann verliert der Vater die Geduld: «Wenn du jetzt gehst, darfst du nicht mehr in mein Haus zurückkommen.» Luana geht. Für ein neues Leben in der Schweiz, wo ihr Märchen zum Alptraum wird.