Badran und Reimann im Streitgespräch
Annehmen oder ablehnen? – Die beiden Nationalräte Jacqueline Badran (SP) und Lukas Reimann (SVP) diskutierten auf der Beobachter-Redaktion über die Rentenreform.
Veröffentlicht am 8. September 2017 - 11:43 Uhr,
aktualisiert am 8. September 2017 - 11:33 Uhr
In der Beobachter-Redaktion kam es zum Aufeinandertreffen zwischen zwei der streitfreudigsten Nationalräte der Schweiz: Die Zürcherin Jacqueline Badran (SP) und der St. Galler Lukas Reimann (SVP) diskutierten unter der Leitung von Beobachter-Chefredaktor Andres Büchi über die Altersvorsorge 2020. Dazu hatten auch die Livezuschauer die Möglichkeit, den beiden Politikern Fragen zu stellen. Über die Reform von AHV und Pensionskasse sowie einer Mehrwertsteuererhöhung befindet das Stimmvolk am 24. September.
Badran betonte die Ausgewogenheit der Vorlage: «Bei einem Ja ist erstens die Höhe der Rente gesichert. Zweitens ist die Rente gesichert für mindestens zehn weitere Jahre – da gehen wir Schritt für Schritt vor. Drittens haben wir nun endlich die schon lange geforderte Flexibilisierung des Rentenalters. Und viertens haben 800'000 Frauen, vor allem im Niedriglohnbereich, einen besseren Versicherungsschutz.»
Reimann hingegen betitelte die Vorlage als «Scheinreform» und ist überzeugt, dass bei einem Nein der Weg frei wird für eine bessere Vorlage: «Wir wollen eine langfristige Sicherung der AHV – und langfristig meint länger als nur zehn Jahre. Mit dieser Vorlage sind alle, die nach 1974 geboren sind, stark benachteiligt. Einmal mehr schaute das Parlament nur auf die eigene Brieftasche, statt für die Bürger dieses Landes.»
Wer hat Sie mehr überzeugt? Urteilen Sie selbst, hier gibt es die Diskussion nochmals in voller Länge zu sehen (die Übertragung beginnt nach rund zwei Minuten):
Die Vorlage zur Altersvorsorge 2020 besteht aus zwei verknüpften Abstimmungsfragen. Wer annehmen will, muss der Mehrwertsteuererhöhung (Frage 1) und der eigentlichen Reform (Frage 2) zustimmen. Nur dann tritt die Vorlage in Kraft.
Ziel ist, das Niveau der Altersrenten aus AHV und Pensionskasse zu erhalten. Dafür sollen steigende Einnahmen der Altersvorsorge sorgen:
- Mehr Mehrwertsteuer
Um die AHV besser zu finanzieren, steigt 2021 der Mehrwertsteuersatz von 8,0 Prozent auf 8,3 Prozent.
- Mehr AHV- und Pensionskassenbeiträge
Zugleich erhöhen sich die Lohnabzüge für die AHV um 0,15 Prozentpunkte und die Beiträge für die Pensionskasse um 0,5 Prozentpunkte bei den 35- bis 54-Jährigen.
- Weniger PK-Rente – mehr AHV-Rente
Das in der PK angesparte Kapital wird zu einem tieferen Satz in eine Rente umgewandelt. Ab 2022 gibt es pro 100'000 Franken Alterskapital nur noch 6000 Franken Jahresrente statt wie bisher 6800 Franken. Das betrifft nur das Obligatorium. Um diese Rentensenkung bei der PK abzufedern, gibt es Ausgleichsmassnahmen, wie etwa bis zu 70 Franken mehr AHV pro Monat für Neurentner.
- Rentenalter 65 für Frauen
In den nächsten vier Jahren wird das Pensionsalter für Frauen jeweils um drei Monate angehoben, sodass es 2021 bei 65 Jahren liegt.
Ausführliche Informationen zur wichtigsten Abstimmung des Jahres: Wer profitiert, wer verliert: Was bringt die Rentenreform?
1 Kommentar
Was mir bei bisher bei allen Diskussionen fehlte, ist die Überlegung, dass der Übergang von Rentnern gegenüber Beitragszahler nur etwa eine Generation lang anhält? Wenn die sog. Babyboomer dereinst ausgestorben sind, pendelt sich das Verhältnis wieder ein.
Und dass wir immer älter werden glaube ich auch nicht. Wer in den letzten 20-30 Jahre und später geboren wurde, wurde vom Babyalter an mit künstlichen und chemischen Zusätzen im Essen, Kleidung und in der Luft konfrontiert. Die schlimmsten Substanzen wurden zwar inzwischen eliminiert, dafür sind sie in der Menge grösser und vieles ist nicht erforscht.
Und der (Psycho-)Stress im Alltag und am Arbeitsplatz ist der Gesundheit auch nicht förderlich. Dazu kommt noch, dass - zumindest der Schweizer - immer bequemer wird und sich immer weniger körperlich bewegt.
Diese Argumente wurden bei keiner Diskussion angesprochen, sondern immer nur der Teufel an die Wand gemalt. Bewusst? Gewollt?
Insofern sind 70 Fr. mehr AHV nur Augenwischerei und eine Mogelpackung, die nur die Sicherung der satten Gewinne der Pensionskassen statt der Sicherung der Institutionen zum Ziel hat.
Wir brauchen eine Lösung für eine Übergangszeit ab ca. 2030 für ca. 25-30 Jahre. Und nicht eine Kürzung der Pensionskassenrenten für ewig!