Kommentar
Nicht die Täter werden bestraft, sondern die Opfer
Natürlich darf man in der Schweiz niemanden dazu zwingen, sich zu verschleiern. Aber darf man im Umkehrschluss Frauen dazu zwingen, sich zu enthüllen? Ein Kommentar zur Burka-Initiative.
Veröffentlicht am 12. Februar 2021 - 11:59 Uhr
Die Volksinitiative «Ja zum Verhüllungsverbot» fordert, dass niemand in der Öffentlichkeit sein Gesicht verhüllen darf. Das gilt für Strassen, Restaurants, Fussballstadien oder die freie Natur. Ausnahmen gibt es bei gesundheitlichen Gründen wie der Hygienemaske.
Dass häufig vom «Burka-Verbot» die Rede ist, zeigt das Hauptziel der Initiative. Aber neben der Burka und dem Niqab wären auch Vermummungen an Veranstaltungen und Demonstrationen verboten. Die Befürworter argumentieren mit mehr Freiheit und Gleichberechtigung für die Trägerinnen. Die Burka stehe für die Unterdrückung der Frau. Ein Verbot dieses Stoffes würde die Frauen befreien.
Können wir davon ausgehen, dass alle verschleierten Frauen dazu gezwungen werden? Damit würden wir behaupten, dass alle Burka-Trägerinnen unmündig und fremdbestimmt sind.
Verbot könnte zu Isolation führen
In der Schweiz sind es vor allem einheimische Konvertitinnen, die freiwillig eine Burka oder einen Niqab tragen. Für sie ist die Verschleierung Ausdruck ihrer religiösen Identität oder ein Statement gegen das sexualisierte westliche Frauenbild.
Wenn eine Frau aber tatsächlich dazu gezwungen wird, sich zu verhüllen, bewirkt das Verbot im schlimmsten Fall, dass sie nicht mehr Teil der Öffentlichkeit sein kann und weiter isoliert wird. So bestraft das Gesetz nicht die Täter, sondern die Opfer. Eine Frau zum Tragen einer Burka zu zwingen, ist übrigens schon heute strafbar.
Was ist mit der Kompetenz der Kantone?
Die Befürworter der Initiative behaupten, ein Verbot bringe mehr Sicherheit. Obwohl bisher kein terroristischer Anschlag in Europa von einer Burka-Trägerin verübt worden ist.
Der Bundesrat ist gegen die Initiative. Es gäbe in der Schweiz nur sehr wenige Frauen, die eine Burka oder einen Niqab tragen. Meistens Touristinnen aus den Golfstaaten. Man würde unnötig in die Kompetenz der Kantone eingreifen. Diese entscheiden über die Gesetze im öffentlichen Raum.
Das Tessin und St. Gallen kennen seit einigen Jahren ein Burka-Verbot. Weitere Kantone haben schon heute spezielle Gesetze für Grossanlässe und Demonstrationen.
Sind Freiheit und Selbstbestimmung nicht wichtiger?
Ein Gesichtsschleier kann für uns befremdend sein. Aber «Nein» zu stimmen heisst nicht, dass man für die Burka ist. Sondern dass man gegen das Verbot ist.
Wir sind eine offene Gesellschaft, die verschiedene Glaubens- und Lebensformen respektiert. Ein Verbot widerspricht der Vorstellung von individuellen Freiheitsrechten und der Selbstbestimmung der Frau.
Natürlich darf man in der Schweiz niemanden dazu zwingen, sich zu verschleiern. Aber darf man im Umkehrschluss Frauen dazu zwingen, sich zu enthüllen?
Jetzt folgen, um über neue Artikel zum Thema per E-Mail informiert zu werden
Das Neuste aus unserem Heft und hilfreiche Ratgeber-Artikel für den Alltag – die wichtigsten Beobachter-Inhalte aus Print und Digital.
Jeden Mittwoch und Sonntag in Ihrer Mailbox.
2 Kommentare
Ich sass mal in Interlaken in einer Pizzeria, und durfte beobachten, wie diskriminierend und menschenunwürdig diese Burka in Wahrheit ist.
Eine Familie, offensichtlich Touristen, kam herein, wovon eine Person eine Burka trug, ein Mann und zwei Kinder, die waren ganz normal angezogen. Als ich das sah, dachte ich mir, „jetzt bin ich aber gespannt wie das funktionieren soll“. Zieht sie das Ding aus zum Essen, oder schiebt sie die Pizza irgendwie unten durch?
Man muss sich mal in ihre Lage versetzen, vier Personen, eine davon total ausgegrenzt unter diesem Drecksschleier! Ich kann es leider nicht anders ausdrücken, und wenn ich daran denke, werde ich heute noch wütend! Am Liebsten wäre ich hingegangen, um sie zu befreien. Und wenn der Mann einen Mucks gemacht hätte, hätt er eins auf die F.. gekriegt, so wütend hat mich das gemacht! Sie tat mir so leid, denn man spürte richtig dass es ihr nicht gut ging.
Und ja, natürlich durfte sie es auch zum Essen nicht runternehmen.
Ich kenne Frauen die mit einem Moslem verheiratet waren.
Mir muss keiner mehr was erzählen über den Islam! Was glaubt ihr wohl wie er sie behandelt wenn sie zu Hause sind, und es niemand sieht?!
Soviel zur Burka, unabhängig von der Abstimmung.
Verboten gehört sowas!
Diese Leute sollen ruhig wissen dass wir das hier nicht dulden!
Ich dachte immer, dass der Beobachter gegen Faschismus ist. Verschleierung ist ein Symbol des faschistischen Islam, in unserem Kulturkreis mit dem Hitlergruss zu vergleichen. Sie können wohl kaum verneinen, dass die Handlungen z.B. des saudischen Königshauses Faschismus sind.