Kommentar zur Pestizidinitiative
Wenn wir wollen, finden wir einen Weg
Die Pestizidinitiative verlangt nicht nur von den Bauern Veränderungen, sondern auch von uns Konsumentinnen und Konsumenten. Das ist richtig so. Ein Kommentar.
Veröffentlicht am 14. Mai 2021 - 14:35 Uhr
Die Pestizidinitiative ist unbestritten radikal. Die Frage ist: Braucht es das?
Dass wir mit Pestiziden ein Problem haben, ist leider eine Tatsache. Unsere Böden und unser Grundwasser sind belastet, es gibt immer weniger Bienen und Vögel, die Artenvielfalt nimmt generell ab.
Der Lösungsvorschlag der Pestizidinitiative ist einfach: keine Pestizide mehr. Nirgends. Nicht in der Landwirtschaft, nicht im Gartenbau.
Die Initiative zielt aber auch auf die Importe. Läden und Restaurants dürften keine Lebensmitteln mehr anbieten, die mit Pestiziden hergestellt worden sind. Mit der Initiative würde die Schweiz praktisch zum Bioland.
Das ist der grösste Unterschied zur Trinkwasserinitiative: Die Pestizidinitiative fordert nicht nur Veränderungen bei den Schweizer Bauern, sondern auch von uns Konsumentinnen und Konsumenten. Sie verlangt, dass wir innerhalb von zehn Jahren unsere Lebensweise so umstellen, dass wir ohne chemische Pestizide auskommen.
Die Gegner sagen: Das ist nicht machbar und nicht notwendig. Wir sollten nicht Pestizide verbieten, sondern dafür sorgen, dass sie weniger Schaden anrichten. Ohne Pestizide könne die Landwirtschaft weniger produzieren und wir würden abhängiger vom Ausland. Lebensmittel würden teurer und unsere Wirtschaft würde leiden, zum Beispiel die Schokoladenindustrie. Umgekehrt sei es unsicher, ob die Schweiz ein Importverbot aller Nichtbioprodukte überhaupt durchsetzen könnte.
Die Befürworter sagen: Wir müssen nur wollen, dann finden wir einen Weg. Zehn Jahre seien lange genug, damit sich alle umstellen können: die Bauern, die Industrie und wir Konsumentinnen und Konsumenten.
Heute landen 37 Prozent der Lebensmittelproduktion im Abfall. Bevor wir mehr importieren, könnte man zum Beispiel da ansetzen, sagen die Befürworter. Die Forschung werde Lösungen finden und die Schweiz nicht allein bleiben. Wie problematisch Pestizidrückstände sind, habe man auch im Ausland gemerkt. Schon heute gebe es Bordeaux-Wein oder Pasta schliesslich auch in der ungespritzten Variante.
Was auffällt: Auf beiden Seiten gibt es viel Wenn, Könnte und Möglicherweise. Das ist logisch bei dieser Ausgangslage. Die Initiative verlangt erstens eine umfassende Umstellung. Zweitens gibt sie dafür ziemlich viel Zeit. Was ein Ja wirklich für Folgen hätte, können wir heute nicht sagen.
Die Pestizidinitiative stellt uns deshalb vor eine Grundsatzentscheidung. Wollen wir weiterhin vertrauen, dass das Parlament, die Lebensmittelindustrie und die Landwirtschaftsbranche das Pestizidproblem lösen?
Oder verzichten wir auf Pestizide und schauen, was dabei herauskommt? Weil wir glauben, dass Veränderungen möglich sind. Und weil wir wissen, dass wir eingreifen können, wenn wir sehen: Es funktioniert nicht.
Dass die Initiative am Schluss strenger umgesetzt wird als von der Bevölkerung akzeptiert, ist unwahrscheinlich. Die Pestizidinitiative ist radikal, ja, aber sie ist erst mal eine Initiative. Eine notwendige.
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10 Kommentare
Selbstverständich muss jeder MENSCH und damit auch KONSUMENTIN, aktiv Verantwortung übernehmen, für das eigene Konsum-Verhalten! Allein schon deshalb, weil "nach uns auch noch andere Generationen leben, leben möchten"!!
Erschreckenderweise, muss leider von Staates wegen endlich und aktiv gehandelt werden, da sich viele Konsumentinnen und Konsumenten ausschliesslich und weiterhin um egoistische "Eigen-Interessen" auch betreffend Konsumverhalten und Umwelt (Lebensgrundlage der Menschen) kümmern!!
Plastiksäckchen für "Gemüse, Obst...) werden weiterhin von den Verantwortungslosen von: MIGROS, COOP, DENNER, ALDI, LIDLE,....angeboten!?? Und leider, beschämenderweise werden diese Plastiksäckchen auch von vielen - weiterhin verantwortungslosen -KonsumentenInnen benutzt!!??
Und zwar unbedingt "gesamtschweizerisch", muss die LW umgestellt werden = "Volks-Milliarden-Subventionen" - logischerweise NUR noch für "nachhaltig öko-logische" LW!
KEIN Missbrauch mehr der fehlgeleiteten, verantwortungslosen, NATUR - TIER - und MENSCH vergiftende CHEMIE-Miss-LW schweizweit!
Klare Regeln für die gesamte Schweizer LW = faire Bedingungen für alle schaffen!
Wer sich einsichtig zeigt, wird mit VOLKS-Subventionen unterstützt!
Schweizer AGRAR-Politik-Zuständige = "falsche Leute, in falschen Positionen" = dringend notwendige Auswechslung, fähiger, verantwortungsbewusster Ersatz!
Herr Lenz es braucht einfach diese 2xJa. Unser Planet verlangt das. Diese immer wieder kehrenden Drohungen, dass alles teurer wird und viele Arbeitsplätze verloren gehen stimmt einfach nicht. Und wenn es so wäre müssen wir da durch. Wenn es dann auch teurer wird, fangen wir ziemlich sicher an beim Einkaufen mehr zu überlegen. und damit wird der Abfallberg welchen wir jeden Tag grösser machen reduziert. Dann werden auch die Weichgewordenen oder verrumpfelten Kartoffeln wieder gegessen.
Lasst einfach wie vor 70 Jahren noch üblich, euer Weideland wieder wachsen wie es die Natur machen würde und hört einfach mit den unmöglichen Monokulturen auf. Auf diese Weise reguliert die Natur sich selbst. Alle Insekten und Insektenfresser werden sich bei uns bedanken, dass sie endlich wieder genug zum fressen haben. Auch das Rindvieh wird zufrieden sein und auf der Weide um die Sauerampfer herum das Gras fressen.
Wichtig ist, dass wir endlich zur Normalität zurückfinden.
2xJA am 13. 06.2021 gehört in die Urne
«es gibt immer weniger Bienen und Vögel» - haben Sie auch gewusst, dass die Schweiz 10% der Weltpopulation des Rotmilans beherbergt, in der Zahl sind das über 7'000 Tiere. Und was steht nebst Kleinnager auf dem Speiseplan des Milans; korrekt Vögel. Die starke Population des Rotmilans ist auch verantwortlich, dass wir weniger Singvögel haben. Und nicht nur immer die Landwirte!
Gerne zitiere ich auch Lothar Aicher vom Toxikologe, Schweizerisches Zentrum für Angewandte Humantoxikologie ««Man müsste 410 Liter Wasser am Tag trinken, bis es schädlich ist.» Jedoch als maximale Flüssigkeitsmenge, die ein Erwachsener längerfristig täglich aufnehmen kann, werden ca. 10 Liter angegeben.
Sehr geehrter Herr Lenz, ihre Feststellungen sind leider wie die grossen Verbände, wir können doch nichts machen wir produzieren ja nur 0, x % der Umweltbelastung?! Aber die Automobilverbände und die svp bringen es fertig Autos zu Importieren die in ganz Europa nicht zugelassen werden - weil sie zuviel "Dreck" ausstossen! unsere Gesundheit ist völlig gleichgültig !
Sehr geehrter Herr Lenz,
Hübscher Versuch mit den 10% des Weltbestandes ein "zu viel" begründen zu wollen. Der Vogel kommt seit je her nur in Europa vor, also: 10% des Europäischen (!) Bestandes.
Der Rotmilanbestand hat in der Schweiz tatsächlich zugenommen. Aber das ist nur normal, denn die Bestände vieler Greifvögel erholen sich endlich aus den widernatürlichen Tiefstbeständen, verursacht durch über zwei Jahrhunderte dauernde Verfolgung.
Jetzt das Singvogelsterben den Beutegreifern unterjubeln zu wollen, ist absurd.
Natürlich würde es mir auch auf den Geist gehen, als Landwirt immer wieder hören zu müssen, man sei für die Verarmung der Landschaft verantwortlich. Und es liegt ja auch nicht in erster Linie an den Bauern selber, sondern an der Landwirtschaftspolitik, die diese intensive Landwirtschaft fördert. Also:
Nicht der Rotmilan räumt sämtliche Bodenbrüter (Lerche, Braunkehlchen, Rebhuhn) aus dem Landwirtschaftsland, sondern die Mahd, die in immer kürzeren Zeitabschnitten geschieht. Da bleibt nicht genügend Zeit, eine Brut hochzubringen.
Nicht der Rotmilan frisst den Singvögeln die Insekten weg, sodass diese immer weniger Junge aufziehen können. In den überdüngten Wiesen gibt einfach kaum noch Insekten, weil es dort auch kaum mehr Blumen (ausser Löwenzahn) hat. Die wenigen Insekten, die es noch gibt, werden mit den Siloballen wegverpackt oder mit Pestiziden (liebevoll Pflanzenschutzmittel genannt) vergiftet.
Bei Vogelzählungen fällt auf, dass es im Landwirtschaftsland mit Abstand am wenigsten Vögel hat. Wald und Siedlungsgebiet schneiden um ein Vielfaches besser ab. Und wenn ich Schmetterlinge sehen will, gehe ich heute in den Wald. In der Agrarwüste findet man inzwischen keine mehr!