Die Freiheit der anderen
Das war die Woche im Beobachter vom 24. bis 30. Juni.
Veröffentlicht am 28. Juni 2024 - 09:32 Uhr
Liebe Leserinnen und Leser
Mit 18 verbrachte ich meine Freizeit an der Seite eines älteren Mannes. Er trug goldene Chetteli, getönte Brillengläser und Brusthaare bis zum Kinn.
Die Monologe über seine Finca auf Mallorca waren gespickt mit Befehlen: «Links abbüüge!», «Hinderschi iiparke!», «STOPP!». Wenn ich mich an diesen Mann erinnere – meinen Fahrlehrer –, dann schwitze ich heute noch aus Reflex. Doch eines glücklichen Tages riss ich das L vom elterlichen Auto und erkundete die weite Welt ennet der Schwyzer Kantonsgrenze. «Fast Car» von Tracy Chapman lief in Dauerschleife.
Lange habe ich Autos mit Freiheit verbunden – inzwischen bin ich seit Jahren nicht mehr selbst gefahren. Vielleicht ist das ganz gut so.
Die Geschichte der Woche
«Autos stinken, brauchen Platz, machen Lärm. Also, die meisten. Es gibt viele Gründe, sie nicht zu mögen», schreibt meine Kollegin Tina Berg. Der Verkehr ist einer der schlimmsten Klimasünder – und eine heilige Kuh. Ein böses Wort, und das Auto mobilisiert eine Schar von Fürsprechern. Den Verkehr klimatauglich machen? Zu teuer, heisst es oft. Die Leidtragenden: alle, die jeden Franken zweimal umdrehen müssen. Dabei gäbe es durchaus sozialverträgliche Lösungen.
«Die EU hat begriffen, dass man beim Klima den sozialen Aspekt nicht ausblenden kann. Die Gelbwestendemos haben gezeigt, wohin das führt. Deswegen ist es eigentlich bemerkenswert, dass das Thema in Bundesbern komplett ignoriert wird.» – Tina Berg
Ausserdem
Wanderwetter! Solange es nicht gleich wieder umschlägt. Wie Sie sicher in die kühleren Lagen entkommen, haben wir hier aufgeschrieben: Gefahren auf Bergtouren: Tipps für sicheres Wandern. Jetzt lesen.
Fussfessel statt Gefängnis: Das Bundesgericht hat entschieden, dass das auch möglich sein soll, wenn jemand eine schwere Straftat begangen hat. Der Aufschrei ist laut. Aber unberechtigt. Vermeintliche Kuscheljustiz: Hausarrest auch für Schwerverbrecher? Natürlich nicht! Jetzt den Kommentar lesen.
Für unsere Budget-Serie verraten Leute, was sie verdienen. Stefan Gubler und seine Frau erhalten hohe Subventionen, ihr Stundenlohn aber ist tief. «Die Abrechnung» eines Bergbauern: «Dank Direktzahlungen haben wir 9708 Franken im Monat». Jetzt lesen (mit Abo).
Aus der Redaktion
Meistens ist Zügle was Schönes. Ein Abenteuer. Eine Chance auf Neuanfang. Für Menschen, die mit knappem Budget über die Runden kommen müssen, ist die Realität oft eine ganz andere: Der Umzug ist eine grosse Last obendrauf. Die ziehen um, weil sie sich die steigenden Mieten und Nebenkosten am alten Ort schlicht nicht mehr leisten können oder weil das Sozialamt es von ihnen verlangt. Und plötzlich stehen sie vor dem Ruin.
Die Stiftung SOS Beobachter bietet in solchen Fällen schnelle und unbürokratische Unterstützung.
Zum Beispiel für die alleinerziehende Coiffeuse Daniela Balzli. Oder die Familie Ibrahim mit ihren Kindern. Und die alleinerziehende Nina Kuster, die auf ihren Rollstuhl angewiesen ist.
Zum Schluss noch mal ein bisschen Auto-Nostalgie
Tracy Chapman wich irgendwann The Smiths. Wenn ich die Songzeile «Driving in your car, I never, never want to go home» heute höre, reise ich zurück in die Vergangenheit. Da sitze ich im roten Cabriolet meiner Schulfreundin und singe, bis ich heiser bin. Die Matura ist bestanden, der Sommer liegt vor uns.
So viel für den Moment. Mehr von uns gibt es nächste Woche, wenn Sie mögen.