Liebe Leserinnen und Leser

Willkommen zu «Richtig wichtig». Hier ordnen wir immer freitags die wichtigsten Nachrichten der vergangenen Woche für Sie ein. Es sind diesmal mehr als gewohnt, denn gerade tagt das Parlament zur Sommersession. Wir haben Ihnen am Schluss dieses Überblicks eine Handvoll weiterer wichtiger Nachrichten aufgelistet.  

Diesmal:

  • Medikamente: Warum Dafalgan plötzlich fast doppelt so teuer ist
  • Sexualstrafrecht: Neu gilt «Nein heisst nein», aber was heisst das genau?
  • HIV: Krankenkasse bezahlt neu eine Pille, die vor Aids schützt
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Anrede

Das Zitat der Woche

Am vergangenen Wochenende haben mindestens sechs Personen bei den heftigen Unwettern im Wallis und im Tessin ihr Leben verloren, weitere Personen werden noch vermisst. Das Unglück hinterliess grosse Verwüstungen. Die «NZZ» warf die Frage auf, ob sich in unwettergefährdeten Tälern präventiv nicht mehr tun liesse.

«Ich bin von Beruf Förster, und ich kann versichern, dass wir alles tun, um vorzusorgen. Doch wenn Ereignisse dieser Tragweite eintreten, haben wir Menschen leider wenig zu melden.» – Gabriele Dazio, Gemeindepräsident von Lavizzara im Maggiatal

Die heftigen Regenfälle zeigen, wie verwundbar Infrastruktur und Privateigentum sind. Wir sagen, was die Versicherungen zahlen müssen.

Medikamente: Warum Dafalgan plötzlich fast doppelt so teuer ist

Darum gehts: Seit dieser Woche gelten neue Regeln für Margen auf Medikamenten, die Apotheker, Vertriebe und Zwischenhändler verlangen dürfen. Bei teuren, rezeptpflichtigen Präparaten sind neu weniger grosse Gewinnspannen erlaubt, bei günstigen, rezeptfreien Medikamenten dafür grössere.

Warum das wichtig ist: Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat mit Branchenvertretern neue Regeln ausgehandelt mit dem Ziel, Gesundheitskosten zu sparen. Für die Krankenkassen dürfte die Rechnung aufgehen: Teure, rezeptpflichtige Medikamente, die meistens die Krankenkassen bezahlen, werden günstiger. Die Dummen sind hier allerdings die Konsumentinnen: Die günstigen oder rezeptfreien Medikamente berappen Patientinnen oft selbst, auch wegen der Franchise. So ist eine 20er-Packung Ibuprofen neu fast doppelt so teuer wie noch Ende Juni. Und das spüren wir alle am eigenen Portemonnaie

Das sagt der Beobachter: Die steigenden Gesundheitskosten sind ein grosses Problem und beschäftigen die Bevölkerung – im letzten Sorgenbarometer waren sie an erster Stelle. Es ist dringend angesagt, dass die Politik Lösungen findet, um die Kosten in den Griff zu bekommen. Die Kosten einfach auf die Bevölkerung abzuwälzen, ist hingegen keine gute Lösung. Denn die Auswirkungen wird die Gesellschaft an anderer Stelle spüren – etwa durch steigende Sozialausgaben oder sinkende Kaufkraft. Was die Schweiz beim Gesundheitssystem falsch macht und wie es andere Länder besser machen, hat der Beobachter jüngst umfassend recherchiert:

⇒ Jetzt lesen: Das macht die Schweiz falsch

Über «Das war richtig wichtig»

Was hat die Schweiz diese Woche gerechter, transparenter, fortschrittlicher gemacht? Und wo gings eher rückwärts? Wo weiterlesen, wenn Sie es genauer wissen möchten? Wir liefern Ihnen immer freitagmittags drei bis vier wirklich wichtige Nachrichten – kompakt, verständlich und mit Haltung aufgeschrieben. Auch als E-Mail abonnierbar.

Sexualstrafrecht: Neu gilt «Nein heisst nein», aber was heisst das genau

Darum gehts: Seit Montag gilt das neue Sexualstrafrecht und somit auch der Grundsatz «Nein heisst nein». Die Revision wurde im Juni 2023 vom Parlament angenommen.

Warum das wichtig ist: Bis anhin galten Vergewaltigungen, bei denen keine Gewalt oder Drohung angewandt wurde und das Opfer sich nicht physisch wehrte, strafrechtlich nicht als Vergewaltigung. Das hat sich per 1. Juli geändert: Wenn das Opfer der Täterschaft mit Worten und Gesten klargemacht hat, dass es keine sexuellen Handlungen will, gilt es als Vergewaltigung. Als Nein gilt neu auch das «Freezing». Dabei handelt es sich um eine Schockstarre, die oft eine natürliche körperliche Reaktion bei sexualisierter Gewalt ist. Weitere wichtige Anpassungen: Bislang war im Gesetz nur von weiblichen Opfern die Rede, und nur eine «vaginale Penetration» galt als Vergewaltigung. Jetzt erfasst der Vergewaltigungsbegriff weitere sexuelle Akte und gilt für alle Geschlechter.

Das sagt der Beobachter: Die Revision des Sexualstrafrechts war nötig, um veraltete Muster zu beseitigen. Neben den Änderungen zum Thema Vergewaltigung wurden neu auch strafrechtliche Regelungen zum Thema Stealthing oder Kinderehe eingeführt. Die wichtigsten sechs Änderungen bespricht unser Redaktor mit einer Anwältin:

HIV: Krankenkasse bezahlt neu eine Pille, die vor Aids schützt

Darum gehts: Seit Anfang Juli bezahlt die obligatorische Krankenversicherung die sogenannte PrEP-Pille: Sie verhindert, dass sich das HI-Virus im Körper vermehrt, und schützt so vor einer Ansteckung. Es handelt sich um eine befristete Kostenübernahme bis 2026. In dieser Zeit will der Bund beurteilen, wie gross der Nutzen und die Wirtschaftlichkeit sind.

Warum das wichtig ist: Ein Überwachungsprogramm der Universität Zürich hatte gezeigt, dass bisher vor allem finanziell bessergestellte und gut ausgebildete Personen PrEP benutzten. Denn die monatlichen Kosten von 72 Franken trugen sie selbst. Der Leiter des Programms, Benjamin Hampel, hofft, dass mit der Kostenübernahme durch die Krankenkasse noch deutlich mehr Personen vor einer HIV-Ansteckung geschützt werden können.

Das sagt der Beobachter: Die Kosten im Gesundheitswesen steigen stetig. Das spüren Konsumentinnen und Konsumenten nicht nur anhand der höheren Krankenkassenprämien, sondern sehr direkt auch, wenn sie Medikamente wie Dafalgan in der Apotheke kaufen (siehe weiter oben). Soll man also noch mehr Kosten über die obligatorische Krankenversicherung decken? Im Fall der PrEP-Pille ist diese Frage wohl mit Ja zu beantworten. Denn steckt sich jemand mit dem HI-Virus an, belastet die Behandlung das System weit stärker als die Pille. Die Auswertungen der Uni Zürich zeigten, dass das Medikament schon nach kurzer Zeit kosteneffizient ist.

Geschrieben haben diesen Überblick diesmal Riana EngeliAndri Gigerl und Chantal Hebeisen.

Bis nächste Woche. Wir bleiben für Sie dran.