Liebe Leserinnen und Leser

Willkommen zu «Richtig wichtig». Hier ordnen wir immer freitags die wichtigsten Nachrichten der vergangenen Woche für Sie ein. Es sind diesmal mehr als gewohnt, denn gerade tagt das Parlament zur Sommersession. Wir haben Ihnen am Schluss dieses Überblicks eine Handvoll weiterer wichtiger Nachrichten aufgelistet.  

Diesmal:

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Aber zuerst:

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Anrede

Das Zitat der Woche

Es gibt Jahrzehnte, in denen nichts passiert; und es gibt Wochen, in denen Jahrzehnte passieren – hat Lenin mal gesagt. In den USA sind bald Wahlen. Und innerhalb von Tagen wurde der eine Kandidat beinahe erschossen, der andere trat freiwillig zugunsten einer schwarzen Frau als Kandidat zurück. Auch im Bundeshaus kommt langsam wieder Wahlkampffieber auf – wie «20 Minuten» herausgefunden hat. Wobei die Sympathien nicht immer da liegen, wo man sie zuerst vermuten könnte:

«Trump ist die Schweiz egal.» – Hans Jörg Rüegsegger, SVP

Der Berner SVP-Nationalrat findet die Demokratin Kamala Harris überzeugender und den Republikaner Donald Trump zu extrem. Anders als viele seiner Parteikollegen, die auf eine Rückkehr von Trump hoffen. Oder der EVP-Nationalrat Nik Gugger, der stattdessen lieber gleich von einer Präsidentin Michelle Obama träumt. Es bleibt zu bezweifeln, dass eine Umfrage im Kapitol vor den eidgenössischen Wahlen 2027 ähnlich passionierte Antworten von US-Abgeordneten ergeben würde. Fairerweise ist zu erwähnen, dass unsere Wahlkämpfe auch deutlich langweiliger sind.

Massive Ernteausfälle: Was heisst das für die Konsumentinnen?

Darum gehts: Regen, Wolken, Pilz, Krähen … Im Frühling und Sommer 2024 folgte für die Schweizer Landwirtschaft ein Rückschlag auf den nächsten. Bauern schlagen bereits seit Wochen öffentlich Alarm. Nun zeigt es auch die Statistik. 

Warum das wichtig ist: «Die Preise für Nahrungsmittel haben sich teilweise massiv erhöht», schreibt der Vergleichsdienst Comparis diese Woche in der neuesten Ausgabe des Konsumentenpreisindex. Verantwortlich dafür seien unter anderem schlechte Ernteergebnisse, etwa wegen zunehmender Wetterextreme.

Das sagt der Beobachter: Während wir in diesen Tagen endlich den Sommer geniessen können, ächzt Südeuropa unter Hitze von über 40 Grad. Hier zu nass, da zu heiss – wir spüren immer deutlicher, dass klimatisch etwas aus dem Gleichgewicht gekommen ist. Und das betrifft nicht nur die Erdbeeren, Kartoffeln oder Kirschen aus der Schweiz – auch alltägliche Importgüter wie Olivenöl aus Spanien werden teurer. Oder die Orangen aus Brasilien:

Über «Das war richtig wichtig»

Was hat die Schweiz diese Woche gerechter, transparenter, fortschrittlicher gemacht? Und wo gings eher rückwärts? Wo weiterlesen, wenn Sie es genauer wissen möchten? Wir liefern Ihnen immer freitagmittags drei bis vier wirklich wichtige Nachrichten – kompakt, verständlich und mit Haltung aufgeschrieben. Auch als E-Mail abonnierbar.

Lärm-Blitzer: Sind Krachmacher bald die neuen Raser?

Darum gehts: Gemäss Angaben des Bundes fühlen sich in der Schweiz über eine Million Menschen durch Lärm belästigt. SRF berichtet nun von einem Pilotprojekt im Kanton Baselland, bei dem mithilfe eines Radars die Lärmbelästigung auf einer Passstrasse gemessen werden soll. Nach den ersten Tests in den Städten Lausanne und Genf wird das Pilotprojekt im Laufental neue Erkenntnisse für ländliche Gebiete liefern. Bussen sollen noch keine ausgesprochen werden.

Warum das wichtig ist: Verkehrspolitik ist oftmals eine emotionale Sache. Ob beim Ausbau von Tempo 30 in Städten oder neuen Strassentunnels im Alpenraum: Die Gemüter kochen hoch, wir fühlen uns – je nach Perspektive – in unserer eigenen Freiheit eingeschränkt oder durch andere ihrer beraubt. Der Einsatz von Lärmmessanlagen scheint in der Bevölkerung anzukommen. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Umfrage der ETH Zürich, auf die sich die basellandschaftlichen Behörden berufen.

Das sagt der Beobachter: Die meisten von uns sind gleichzeitig potenzielle Täter und Opfer von Lärmverschmutzung. Und: Wenn wir uns als Bürgerinnen und Bürger in Zukunft nicht nur wegen Tempoüberschreitung, sondern auch wegen Lärmbelästigung blitzen lassen wollen, so hängt eine mögliche Einführung von Lärmblitzradaren massgeblich von ihrer gesellschaftlichen Akzeptanz ab.

Russisches Geld: Neue Enthüllungen erhöhen Druck auf die Schweiz

Darum gehts: Die Bundesanwaltschaft produzierte in den Jahren unter Michael Lauber mehrere Skandale. Die Aufarbeitung läuft teilweise bis heute. So auch in der sogenannten Magnitski-Affäre, einem Geldwäschereifall, im Zuge dessen russische Steuergelder auf Schweizer Bankkonten geflossen sind. Wie eine Recherche von «Swissinfo» diese Woche zeigt, wurde weit mehr Geld in die Schweiz verschoben als bisher öffentlich bekannt. 

Warum das wichtig ist: Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine steht die Schweiz noch stärker unter Druck als bisher: Die westlichen Partner, angeführt von den USA, fordern von der Schweiz härtere Massnahmen im Umgang mit russischen Vermögenswerten. Die offizielle Schweiz ringt um Glaubwürdigkeit. Sie will nicht als Profiteurin des Angriffskriegs wahrgenommen werden und die Interessen des (verbliebenen) Bankenplatzes dennoch wahren. Da kommen die neusten Enthüllungen im Fall Magnitski, der seinen Ursprung weit vor Ausbruch des Krieges hatte, maximal ungünstig.

Das sagt der Beobachter: Wer die lange Recherche von «Swissinfo» liest, bekommt den Eindruck, dass die Bundesanwaltschaft unter Lauber gerade mal das absolute Minimum gemacht hatte. Ob aus politischen Überlegungen oder aus Unvermögen, sei mal dahingestellt. Fakt ist: Die Zeiten, wo die «kleine Schweiz» darauf hoffen konnte, abseits von der Weltpolitik ihre Gschäftli zu machen, sind spätestens nach dem blamablen Sturz ihrer vorletzten Grossbank vorbei.

Geschrieben haben diesen Überblick diesmal Oliver Fuchs und Marco Wenger.

Bis nächste Woche. Wir bleiben für Sie dran.