«Überqualifiziert» - Hilfe bei der Jobsuche ab 50
«Überqualifiziert»: Unzählige Male musste Heidi Joos diese Begründung als Absage auf ihre Bewerbungen lesen. Bis sie auf das Sozialamt angewiesen war. Mit der Unterstützung von SOS Beobachter coacht die mittlerweile 61-Jährige heute Erwerbslose und Armutsbetroffene.
Veröffentlicht am 24. März 2016 - 11:11 Uhr
Beruflich lief es für Heidi Joos immer sehr gut. Sie übernahm Führungsrollen in der Privatwirtschaft und in der Verwaltung, sammelte Erfahrungen bei Non-Profit-Unternehmen und wirkte im Luzerner Parlament mit. Doch als bei ihrer letzten Arbeitsstelle ein neuer Amtsstellenleiter anfing, kam die Wende: Sie sei zwar fachlich sehr gut, aber die Chemie stimme einfach nicht. Von einem Tag auf den anderen stand Heidi Joos ohne Job da.
Dann ging der Bewerbungsmarathon los. Doch die Dossiers kamen meist mit derselben Begründung zurück: überqualifiziert. «Am schlimmsten war, dass ich nicht einmal gefragt wurde, ob ich auch bereit sei, für einen tieferen Lohn zu arbeiten». Nach unzähligen Absagen wurde ihr klar, dass sie eine andere Lösung suchen musste. Sie machte mehrere Weiterbildung im Bereich Coaching und Training und mogelte sich während rund sieben Jahren – wie so viele andere Betroffene auch – als Selbständige durch. Doch auch die Zusatzqualifikation verschaffte ihr nicht den langersehnten Erfolg. «Das war bitter. Ich hatte ein Leben lang viel für den Staat und die Allgemeinheit gemacht und war plötzlich vom Sozialamt abhängig.»
Obwohl ihr das Thema unangenehm war, sprach Heidi Joos offen über ihre Situation und lernte so überraschend schnell andere Betroffene kennen. Zusammen mit neu geknüpften Kontakten gründete sie den Verein 50+, der Erwerbslose, Ausgesteuerte, Sozialhilfe-Empfänger und von Altersdiskriminierung Betroffene unterstützt. «Wir informieren Frauen und Männer über ihre Rechte, klären den Weiterbildungsbedarf, helfen beim Verfassen von Anträgen, geben niederschwellige Rechtsberatungen und prüfen auch mal ein Dossier», erklärt Heidi Joos.
Auch wenn sie und ihre Kolleginnen ehrenamtlich arbeiten, benötigt der Verein Geld, um gute Arbeit leisten zu können. Dieses aufzutreiben, ist mit grossem administrativem Aufwand verbunden. Die Stiftung SOS Beobachter benötigt aber weder Excel-Tabellen noch Statistiken, um zu sehen, dass der Verein 50+ wertvolle Arbeit für Armutsbetroffene leistet und unterstützt das Projekt. «Ich bin sehr froh um diese Hilfe und freue mich bei jedem positiven Feedback von Betroffenen, die wieder gute Erfahrungen machen konnten», so Heidi Joos.
Heute coacht Heidi Joos im Verein 50+ Erwerbslose, Ausgesteuerte, Sozialhilfe-Empfänger und von Altersdiskriminierung Betroffene.
Weitere Informationen über 50+:
www.50plusoutinwork.ch
SOS Beobachter unterstützt nicht nur Einzelpersonen in finanzieller Not, sondern auch Projekte, die Armutsbetroffenen zugute kommen. Der Verein 50+ ist eines davon.
Spendemöglichkeiten:
Postkonto 80-70-2
IBAN CH84 0900 0000 8000 0070 2 (Empfänger: Stiftung SOS Beobachter, 8021 Zürich)
Online
Infos über die Stiftung: www.sosbeobachter.ch
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