Das Haus war fertig, das Budget aufgebraucht. Rund ums neue Heim der Familie Siegrist war leere Wiese, kein einziger Baum oder Strauch. «Aber wir wünschten uns unbedingt einen Garten», sagt Carmen Siegrist aus Lanterswil TG. Ein Garten für die beiden Kinder zum Spielen, für entspannende Momente, ein Garten, in dem Gemüse wächst und Blumen blühen. Doch wie geht das, wenn kaum mehr Geld da ist?

Der prüfende Blick aus dem Fenster

Carmen Siegrist lieh in der Bibliothek einen Stapel Gartenbücher aus und las sich den Winter über hindurch. «Pflanzen, die mir besonders gut gefielen, notierte ich mir.» Als Bauzeichnerin hatte die 40-Jährige eine genaue Vorstellung, wie man die 800 Quadratmeter grosse Wiese einteilen könnte, damit verschiedene Räume entstehen und alle Bedürfnisse abgedeckt sind.

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Sie zeichnete einen halbrunden Gemüsegarten, einen Weidenpavillon, Rabatten für Rosen und Stauden, einen grossen Sandkasten, einen Naschgarten sowie eine Grillstelle. «Während der Planungsphase stand ich immer wieder lange an den Fenstern und schaute auf das Gelände», erzählt Siegrist. Weil man viel mehr Zeit im Haus als im Garten verbringe, sei es wichtig, dass der Garten auch vom Fenster aus gut aussehe.

Gärten mit wenig Geld entstehen lassen: Das ist möglich, verlangt aber ein grosses Interesse an der Sache und ein Grundwissen, das man sich zuerst aneignen muss. Auch, damit man nicht die gleichen Fehler macht wie andere – etwa jenen mit den Platten für den Sitzplatz, die direkt in die Erde verlegt oder einbetoniert werden, ohne dass man zuerst eine tragfähige Kofferung baut. Oder dass man Gehölze viel zu dicht nebeneinandersetzt, diese sich deshalb bald gegenseitig in den Weg geraten und wieder entfernt werden müssen.

Es ist viel eigener Einsatz nötig

Zudem braucht die Gestaltung eines Gartens viele Stunden Arbeit. Hier liegt das grösste finanzielle Sparpotenzial: Was man selbst macht, kostet nichts. Auch Eigenheimbesitzer Rolf Siegrist, eigentlich Sozialpädagoge, verbaute in der Freizeit eigenhändig 18 Tonnen Sandstein, den er aus dem Steinbruch kommen liess. Auch Sand, Kofferungsmaterial und Rundkies für die Wege liess sich die Familie vor das neue Haus kippen. Noch günstiger wird es, wenn man das Material direkt beim Kieswerk abholt.

Gartenbau: Fünf Ratschläge von der Expertin

  1. Sich genau überlegen, was man möchte: Welcher Stil von Garten soll es sein? Was würde zur Umgebung passen? Dann einen Plan zeichnen; fachliche Unterstützung beiziehen, wenn man unsicher ist. Denn so verzettelt man sich nicht.
  2. Wo immer man in der Region unterwegs ist: Augen und Ohren offen halten. Wird ein Haus abgerissen mit noch brauchbaren Materialien? Wird irgendwo ein Platz umgestaltet und fallen Steine oder Platten an? Auch Freunde bitten, sich entsprechend umzuhören.
  3. Findlinge, die allenfalls zum Vorschein kommen, sind willkommene Gestaltungselemente. Man kann damit den Sandkasten einrahmen oder einen Felsengarten anlegen.
  4. Weiden wachsen schnell und stellen schon nach ein bis zwei Jahren etwas dar. Die Weidenruten vom Rückschnitt lassen sich zudem zu Rankhilfen oder Deko-Elementen verarbeiten.
  5. Anstelle von teuren vorgefertigten Kletterhilfen für Rosen können auch Vorhangseile aus einem Einrichtungshaus verwendet werden. Sie wirken elegant – und der Rose gefällt es ebenfalls.


Zur Autorin:
Carmen Siegrist hat die Entstehungsgeschichte ihres Gartens im Internet unter dem Titel «Schweizergarten – Von Null auf Garten in 2 Jahren» festgehalten: www.schweizergarten.blogspot.ch

Vorher und nachher: Der Pavillon mit seinen schnell wachsenden Weiden.

Quelle: Ein Schweizer Garten

Für die Einarbeitung des Materials mieteten Siegrists Maschinen beim Gartenbauer. Einige Baumaterialien bekamen sie sogar umsonst: Bei einer Strassensanierung wurden Randsteine entfernt und für den Steinhacker parat gemacht. Rolf Siegrist fragte bei der Baufirma an – und bekam die Steine. Er umfasste damit alle Beete. Die Baumhütte für die Kinder zimmerte er mit alten Bodenbrettern aus einem Abbruchhaus.

Den Teich baut man besser nicht allein

Sogar Laien können vieles selber tun im Garten, sagt Doris Krivitsch, Projektleiterin beim Gärtnerverband Jardin Suisse. Unter Umständen brauche man am Schluss mehr Geld als geplant – wenn man zu ehrgeizig ist und sich im «Selbermachen-Modus» verrennt.

«Schwimmteiche etwa sind sehr komplex und erfordern viel Fachwissen und Erfahrung», sagt Krivitsch. Sonst wuchern bald die Algen. Auch Stützmauern in Hanglage seien für Laien nicht zu empfehlen. «Damit sie wirklich Jahrzehnte halten, braucht es die Berechnung eines Statikers und die Ausführung durch Experten.» Falls die Mauer mangelhaft gebaut ist und einstürzt, haftet der Bauherr – oder eben der Gartenbesitzer, wenn er sie selber gemacht hat.

«Auch mit schmalem Budget kann man Fachleute beiziehen», sagt Expertin Krivitsch. «Im Gespräch mit dem Gartenbauer wird schnell klar, welche Bereiche man allein umsetzen kann und welche man – vielleicht auch erst zu einem späteren Zeitpunkt – besser dem Profi überlässt.»

Die Pflanzen selber vermehren

Eine fachliche Beratung kann vor rechtlichen Schwierigkeiten bewahren: Für feste Bauten im Garten braucht es eine Bewilligung. Und bei Bäumen und Sträuchern sind die kantonal festgelegten Grenzabstände einzuhalten. Auch die Siegrists holten sich entsprechendes Fachwissen. Ausgeführt haben sie die Arbeiten aber selber. Und weil sie sich keine flächendeckende Bepflanzung leisten konnten, vermehrte Carmen Siegrist die Pflanzen selber. «Nicht jede Pflanze gedieh.» Aber auch das müsse man akzeptieren: dass ein Gewächs plötzlich wieder verschwindet.

Quelle: Ein Schweizer Garten
So kommen Sie zur günstigen Garten-Ausstattung

Pflanzen

  • Bei anderen Gartenbesitzern nach überzähligen Stauden oder Sämlingen fragen.
  • An Tauschbörsen teilnehmen; diese werden regelmässig organisiert von der Gesellschaft Schweizer Staudenfreunde (www.staudenfreunde.ch) sowie den Regionalgruppen der Organisation Bioterra (www.bioterra.ch)
  • Was man bereits hat: via Samen oder Stecklinge selber vermehren; Anleitung etwa im Buch «Grün & günstig» (siehe Buchtipps)

Baumaterialien

Günstiges Recyclingmaterial findet sich über folgende Stellen:

  • Bauteilbörsen: An neun Standorten in der Schweiz werden noch brauchbare Bauteile günstig weiterverkauft. Verzeichnis unter www.bauteilclick.ch
  • Steinbrüche: Bei einigen gibt es vergünstigte Drittklasssteine. Sie eignen sich für Trockensteinmauern oder Kräuterspiralen. Liste der Steinbrüche in der Schweiz: www.nvs.ch
  • Gartenplatten, Möbel, Pflanzen: www.tutti.ch, www.ricardo.ch, www.ebay.ch, www.gratis-inserate.ch
  • Brockenhaus: Gartenmöbel, Töpfe oder Gartengeräte aus zweiter Hand sind auch in Brockenhäusern zu finden, speziell im Gartenbrockenhaus in Embrach ZH: www.gartenbrockenhaus.ch
  • Auslaufmodelle von Sichtschutz und Zäunen gibt es beispielsweise unter www.pletscherzaun.ch
  • Outlets: Neue Möbel, Gefässe und Pflanzen zu reduziertem Preis bieten Outlets an: www.gardenoutlet.ch, www.pfister-outlet.ch

Buchtipps

  • Fokus aufs Bauliche: Tjards Wendebourg: «Viel Garten für wenig Geld»; Verlag Ulmer, 2012, 144 Seiten, CHF 29.90. Mehr Infos
  • Fokus auf die Pflanzen: Martin Staffler: «Grün & günstig. Ein schöner Garten für wenig Geld»; Verlag DK, 2014, 160 Seiten, CHF 24.90. Mehr Infos
  • Fokus auf die Gestaltung: Silvia Schaub, Alain Diebold: «Gartensituationen. Lösungen für jeden Gartenbereich»; Verlag Callwey, 2015, 176 Seiten, CHF 59.90. Mehr Infos

Kurse und Vorträge

Anlaufstellen für Gartenkurse, an denen praktisches Wissen vermittelt wird: