Grosse Unterschiede bei Vergütung von Solarstrom
Viele Besitzer von Fotovoltaikanlagen profitieren nicht vom hohen Strompreis. Warum nicht?
Veröffentlicht am 22. August 2022 - 11:19 Uhr
Die Strompreise sind stark gestiegen, doch Martha Gehring hat nichts davon. Für den Solarstrom ihrer Fotovoltaikanlage erhält die Rentnerin aus Aadorf TG gleich viel wie in den Jahren zuvor: 7 Rappen pro Kilowattstunde. Stünde ihr Haus in Entlebuch LU, würde sie fast 25 Rappen erhalten – mehr als das Dreifache.
Private sind faktisch gezwungen, ihren Solarstrom ans örtliche Energiewerk zu verkaufen. Dieses muss ihn zwar abnehmen, kann aber den Preis selber bestimmen. Je nach Strategie und Möglichkeiten der Werke, sind die Unterschiede sehr gross.
Die Gemeindewerke Galgenen SZ etwa zahlen nur gerade 5 Rappen pro Kilowattstunde. Und garantiert ist das nicht. Auch bedeutet weniger für den Strom bekommen nicht automatisch weniger für den Strom bezahlen. Wenn Martha Gehring Strom bezieht, zahlt sie in Aadorf fast gleich viel, wie die Bezüger in Entlebuch. «Wer als Privater Solarstrom produziert, macht das aus Idealismus. So gelingt die Energiewende nicht», sagt sie
An den Marktpreis angepasst
Die höchsten Preise für Solarstrom zahlen derzeit Energieunternehmen wie die BKW Energie AG oder die CKW. Sie haben ihre Einspeisetarife an den Preis der internationalen Strombörsen gekoppelt. Weil er seit Ende 2021 stark gestiegen ist, erhalten die privaten Betreiberinnen von Solaranlagen mehr Geld. Für das zweite Quartal 2022 fast 25 Rappen pro Kilowattstunde.
Früher habe es endlose, oft hitzige Diskussionen um den Preis gegeben, sagt Marcel Schmid von der CKW. «Jetzt bekommen die Solaranlagenbetreiber so viel, wie ihr Strom wert ist.»
Geht es nach dem Bundesrat, soll dieses Modell bald schweizweit gelten. Gemäss dem neuen Energiegesetz soll sich die Vergütung am Marktpreis für Strom orientieren. Diese Lösung fordern auch die grossen Stromunternehmen. Das heisst aber: Sinkt der Strompreis an der Börse, bekommen auch private Anlagenbetreiber weniger.
Auch Fix-Tarif soll möglich sein
«Wenn der Preis derart schwankt, kann niemand kalkulieren, ob sich eine Investition in eine Fotovoltaikanlage lohnt», sagt Walter Sachs vom Verband unabhängiger Energieerzeuger (VESE). Der Verband fordert deshalb, dass man wählen kann: entweder einen Flex-Tarif, der sich am Markt orientiert, oder einen Fix-Tarif, der eine sichere Planung ermöglicht. Vorbild für diese Lösung sind feste und variable Hypotheken bei Wohneigentum.
«Wer die Garantie hat, dass er in den nächsten 20 Jahren zum Beispiel 8 Rappen pro Kilowattstunde bekommt, kann rechnen, ob das für ihn aufgeht», sagt Sachs. Das Gesetz liegt nun beim Parlament.
3 Kommentare
Dank rechtsbürgerlichen Mehrheiten haben wir heute dieses Caos. Vermutlich sogar gewollt um dem Volk den Durchblick zu erschweren. Wir allerhöchste Zeit diese Leute auszuwechseln.
Das hat mit rechtsbürgerlichen Politikern nichts zu tun. Viele Elektrizitätsversorger gehören der öffentlichen Hand, also Gemeinden, Städten oder Kantonen. Und dort haben oft die Links-Grünen das Sagen. Die niedrigen Einspeisevergütungen haben damit zu tun, dass man bei den E-Werken möglich hohe Margen rausholen will. Da müsste man eher die Links-Grünen in die Verantwortung nehmen, denn so wird die Umstellung auf erneuerbare Energie behindert, wie wir lesen. Und das sei doch ein links-grünes Anliegen, heisst es. Weshalb sorgen die nicht für höhere Einspeisevergütungen ?
Die SVP hat sämtliche Förderung dafür blockiert, also tun wir nicht so das Problem liege bei links oder Grün!