Bei den Schweinen hört die Liebe auf
Das «natürli»-Label steht für naturnah produzierten Käse. Dabei fällt Molke an, die an Schweine verfuttert wird. Deren Haltung ist alles andere als tierfreundlich.
Veröffentlicht am 13. Oktober 2009 - 10:20 Uhr
«Naturnah mit viel Liebe zum Detail», aus qualitativ hochstehenden Rohstoffen produziert: So werben die Hersteller der Zürcher Oberländer Marke «natürli» für ihre Käsereiprodukte aus Rohmilch. Die Käser setzen nur auf Milch von Kühen, die kein Silofutter fressen, und verlangen von den Bauern eine vernünftige Tierhaltung. Das hat Erfolg. Die Spezialitäten der 17 gewerblichen Käsereien sind ein Begriff über die Region hinaus.
Was jedoch die wenigsten wissen: Die Molke, die bei der Käseherstellung übrigbleibt, wird Schweinen verfüttert. Daher betreiben viele Käser auch eine Schweinemast. Und bei einigen «natürli»-Käsern siehts in den Ställen alles andere als naturnah aus: teils arg verschmutzte Schweine, die in engen Verhältnissen auf hartem Boden ohne Einstreu leben. Auslauf und Beschäftigungsmöglichkeit fehlen oft.
Rund 40 Prozent der Schweizer Schweine werden laut dem Schweizer Tierschutz (STS) so gehalten. Diese konventionelle Schweinemast erfüllt zwar die Gesetzesauflagen, doch tierfreundlich ist sie nicht: «Eine tierfreundliche Haltung ist nur gewährleistet, wenn die Tiere Auslauf ins Freie, reiche Beschäftigung und Einstreu zum Liegen haben», sagt Hansuli Huber vom STS. Unter den «natürli»-Käsern gibt es solche, die tiergerechte Schweineställe mit Label führen. Doch nicht immer korrekt. Die Labelvereinigung IP-Suisse hat einen der Stallbesitzer jüngst gebüsst: Die erforderliche Einstreu hat gefehlt.
Die Besitzerin des «natürli»-Labels, die Vereinigung Pro Zürcher Berggebiete, wehrt sich gegen eine Verknüpfung von Label und Schweinemast: «Das Label steht für die Käsereiprodukte, für diese garantieren wir. Die Schweinemast hat nichts mit der Marke zu tun. Wir verkaufen kein ‹natürli›-Fleisch», sagt Geschäftsleiter Alfred Gerber.
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