Weichmacher im Essen
Die ETH Zürich suchte nach Weichmachern in der Nahrung. Etwa in Getreideflocken oder Geflügel wurden besonders hohe Dosen davon festgestellt. Woher die Chemikalien stammen, ist unklar.
Veröffentlicht am 6. November 2009 - 08:33 Uhr
Wer Wert auf gesunde und natürliche Ernährung legt, nimmt mehr schädliche Phthalate zu sich als jene, die sich nur wenig Gedanken zum Essen machen. Dies ist das erstaunliche Resultat einer Studie der ETH Zürich. Phthalate werden eingesetzt, um Kunststoffe geschmeidig zu machen. Viele von ihnen gelten als gesundheitsgefährdend und werden mit Missbildungen der männlichen Genitalien in Verbindung gebracht.
Die Forscher befragten 1200 Deutschschweizer zu ihren Ernährungsgewohnheiten. Dann verglichen sie die Resultate mit Daten über 29 Lebensmittel, deren Phthalat-Gehalt untersucht worden war. Es zeigte sich, dass nicht einmal Menschen, die sich bewusst gesund und natürlich ernähren, den allgegenwärtigen Weichmachern entrinnen können. Mehr noch: Diese Konsumentengruppe nimmt gemäss der Studie besonders viele Phthalate auf.
Der Grund dafür könnte sein, dass zum Beispiel in Vollkornbrot, in Getreideflocken oder in Geflügel besonders hohe Dosen von Weichmachern gemessen wurden. In Lebensmitteln also, welche Gesundheitsbewusste speziell gerne essen. Fertigprodukte oder Weissbrot weisen hingegen keine erhöhten Werte auf.
Warum in einigen Lebensmitteln mehr Phthalate stecken als in anderen, können die Forscher meist nicht sagen. Denn die Chemikalien gelangen auf viele unkontrollierbare Wege in die Lebensmittel: Sie können zum Beispiel aus den Plastikeimern des Biobauern stammen, den Rollbändern in der Fabrik oder der Verpackung.
Nicht Gegenstand der Studie war ein Vergleich zwischen Bio- und konventionellen Lebensmitteln. «Es wäre daher verfehlt zu sagen, unsere Studie decke eine Gefahr bei Biolebensmitteln auf», sagt Maria Dickson-Spillmann, die Hauptverfasserin der Studie. Auch müssten sich die Konsumenten keine grossen Sorgen machen: «Die meisten Phthalat-Werte lagen weit unter den Grenzwerten.» Trotzdem unterstreichen die Befunde laut den Forschern die Wichtigkeit von Lebensmittelkontrollen. Zudem sei es wichtig, herauszufinden, wie die Stoffe in die Lebensmittelkette gelangen.