«Meine Kühe rülpsen und furzen weniger»
Der Berner Milchbauer Christoph Luethi erzählt von seinem Einsatz gegen die Klimaerwärmung.
Meine Wurzeln als Milchbauer beginnen bei meinem Grossvater. Ab 1936 führte er unseren Hof oberhalb von Court im Berner Jura. Nun bin ich an der Reihe. Ich kümmere mich um unsere 26 Milchkühe: Swiss Fleckvieh und Red Holsteiner. Sie sind viel auf der Weide, wie früher zu Grossvaters Zeiten. Doch etwas hat sich geändert: Seit anderthalb Jahren gebe ich den Kühen einen pflanzlichen Futterzusatz aus Kräutern und Gewürzen. Er reduziert die Bakterien im Pansen – dem ersten der insgesamt vier Mägen der Wiederkäuer.
Warum ich das tue? Eine Kuh stösst beim Rülpsen und Furzen viel Methan aus. Der Futterzusatz verbessert ihre Verdauung: Sie stossen weniger vom schädlichen Treibhausgas aus. Ich gebe das Pulver einfach zu den Mineralsalzen dazu, die unsere Tiere sowieso jeden Tag fressen.
Auf die Idee gekommen ist die Genossenschaft für Milchproduzenten Mooh. Anfang 2022 hat sie uns Mitgliedern den Futterzusatz angeboten, im Rahmen des Klimaprogramms, für das ich mich angemeldet hatte. Mooh verkauft die CO2-Einsparungen der Landwirte an Unternehmen, die ihre Bilanzen ausgleichen möchten. Seither bekomme ich 100 Franken für jede vermiedene Tonne Kohlendioxid von der Genossenschaft zurück. Am Ende bleibt mir sogar mehr Geld, als ich für den Zusatzstoff ausgebe.
Der Mist riecht anders
Mittlerweile füttern fast ein Fünftel der bei Mooh angeschlossenen Landwirte ihr Vieh mit dem Futterzusatz. Und für die Kuh ändert sich anscheinend nichts. Nur der Mist riecht ein bisschen anders. Das haben mir auch andere Landwirte bestätigt, die ihre Kühe mit dem gleichen Zusatz füttern. Doch die Milch schmeckt genauso fein.
Hier oben auf unserem Hof haben wir eine kleine Gastwirtschaft. Wir verkaufen unsere Milchprodukte direkt an die Gäste. Wir haben schon oft Rückmeldungen erhalten, dass sie es gut finden, dass wir etwas für die Umwelt tun. Ich weiss, dass unser Beitrag klein ist. Aber Kleinvieh macht auch Mist. Und alle können ihren Teil zum Klimaschutz beitragen – sei es, indem wir weniger fliegen oder mehr regionale Produkte kaufen.
Einige Studien weisen auf die Wirksamkeit von methanhemmenden Zusätze hin. In Grossbritannien untersuchte Kühe produzierten nach Zugabe des Ergänzungsmittels Mootral zwischen 21 und 38 Prozent Prozent weniger Methan.
Doch es gibt auch Kritik: Joël Bérard, Forschungbereichsleiter von Agroscope, weist darauf hin, dass die Hemmstoffe für den Methanausstoss Neuentwicklungen seien. Praktische Erfahrungen würden weitgehend fehlen. Im September 2022 schrieb er an Swissinfo.ch: «Eine langfristige und massgebliche Reduktion der Methanemissionen durch ein Tier konnte nur in Einzelfällen nachgewiesen werden.» Ebenso seien die langfristigen Auswirkungen dieser Stoffe auf die Tiergesundheit weitgehend unbekannt.
2 Kommentare
Und wann dürfen wir nicht mehr Rülpsen und fur....... :-)
Kompliment und ein leises Schmunzeln.
Sogar der Zoo Zürich arbeitet mit EM Effiziente Microorganismen, es stinke weniger und ist sogar kostengünstiger. Ich freue mich ob mutige Landwirte und Landwirtinnen. Danke