Gepflanzte Bäume können der Umwelt schaden
Aufforsten gegen das schlechte Gewissen? Das geht nicht immer auf, warnt die Uno in einem neuen Bericht.
Veröffentlicht am 28. März 2022 - 15:32 Uhr
Verliebte tun es am Hochzeitstag, Hipster mit dem Kauf einer Zipfelmütze: Bäume pflanzen. Beides verspricht Nachhaltigkeit – in der Beziehung und für den Planeten. Doch wie nützlich fürs Klima sind diese privaten Aktionen wirklich? Ein Ende Februar erschienener Uno-Bericht kommt zum Schluss: Es ist relativ kompliziert.
In ihrer 4000 Seiten umfassenden Analyse schreiben die Forscherinnen und Forscher, dass die Weltgemeinschaft der Atmosphäre Milliarden Tonnen Treibhausgase entziehen müsse. Hier kommen die Bäume ins Spiel. Im Schnitt bindet ein Exemplar etwa zehn Kilogramm CO2 pro Jahr.
Um mit Bäumen grosse Mengen an CO2 aus der Atmosphäre zu saugen, braucht es viel Platz. Land, das für die Nahrungsmittelproduktion oder als Lebensraum für Tiere und Pflanzen verloren ginge. Eine Studie errechnete, dass die benötigte Aufforstung, um eine Erwärmung um zwei Grad zu verhindern, die Verdrängung von mehr europäischen Vogelarten bedeuten könnte als ein Temperaturanstieg um vier Grad als Folge des Klimawandels.
Bäume pflanzen liegt im Trend. Die Aargauer Firma Nikin AG lässt seit einigen Jahren für jede verkaufte Mütze oder Sonnenbrille einen Baum pflanzen. Der Zähler auf der Website steht bei über 1,6 Millionen Bäumen. In Basel verspricht ein Online-Shop, pro verkaufte Packung WC-Papier einen Baum zu pflanzen. Und das von Ringier vertriebene Bier «Uszit» investiert pro Dose fünf Rappen in den Schweizer Wald.
Gegen Aufforstung sei grundsätzlich nichts einzuwenden, sagt der Uno-Bericht, wenn sie denn am richtigen Ort geschehe: «Bäume dort zu pflanzen, wo es sonst keine geben würde, kann negative Effekte auf die Umwelt haben.»
Nikin lässt ihre Bäume von One Tree Planted pflanzen, einer US-Nichtregierungsorganisation. Laut Sprecherin Nora Willi pflanze man überall dort, wo Wälder durch Abholzung und Naturkatastrophen bedroht seien. Zurzeit unterstütze man ein Projekt in Bhutan. Stets laute das Ziel, die Biodiversität und die landwirtschaftliche Produktivität der Böden zu erhöhen. «Wir sind überzeugt, damit einen wichtigen Beitrag für eine grünere Welt zu leisten.»