Advent, Advent, ein LED brennt
Bei aller Romantik: Kerzen verschmutzen die Luft in der Wohnung. Was dagegen hilft.
Veröffentlicht am 4. Dezember 2019 - 10:08 Uhr
Eine flackernde Kerze sorgt für romantische Stimmung, klar. Doch sie hat leider eine unromantische Nebenwirkung: Sie verschmutzt unsere Lungen mit Russ und schädlichen Partikeln.
Messungen der Forschungsanstalt Empa haben gezeigt: Schon eine einzige Kerze, die eine Stunde lang brennt, sorgt in einem Zimmer für ungesunde Luft . Je nach Kerze und Luftströmung ist die Raumluft innerhalb kürzester Zeit viel stärker mit Feinstaub belastet als die Stadtluft draussen. «Die Konzentration kleinster, lungengängiger Feinstaubpartikel übersteigt die normalerweise in der Stadtluft gemessene Konzentration gleich um ein Mehrfaches», bestätigt Roger Waeber, Leiter der Fachstelle Wohngifte beim Bundesamt für Gesundheit (BAG).
Die freigesetzten Feinstaubpartikel sind dermassen klein (kleiner als ein Tausendstel Millimeter), dass sie in die feinsten Verästelungen der Lunge gelangen. Einige davon überschreiten sogar die Zellgrenzen. Sie lagern sich in der Lunge ab, dann auch in weiteren Zellen, in Blutgefässen und schliesslich in Organen im ganzen Körper.
Wissenschaftlich ist erwiesen, dass der Feinstaub in den Städten gesundheitsschädlich ist. Mehr Menschen erkranken vorzeitig an Herz- und Kreislaufkrankheiten – das steht in direktem Zusammenhang mit dem Feinstaub, der durch den Verkehr und durch Verbrennungsprozesse in die Luft gelangt.
Also gilt: Russ und Feinstaub als Abfallprodukt von Verbrennungen haben auch im Innenraum nichts zu suchen. In neueren Wohnhäusern verstärkt sich das Problem noch, weil Fenster und Türen mit Gummidichtungen Luftwechsel verhindern.
«Wir würden nicht so weit gehen und gänzlich von Kerzen abraten», sagt Roger Waeber vom BAG. Schliesslich seien eine behagliche Atmosphäre und feine Düfte sehr wohltuend . Mit der richtigen Wahl der Kerzen und einigen Handlungstipps lasse sich schon einiges positiv beeinflussen. Ein kleines, sauber brennendes Teelicht etwa erzeugt sehr viel weniger Feinstaub als ein Leuchter mit vier oder fünf Kerzen. Wachskerzen, Stearin-, Paraffin- und Duftkerzen erzeugen alle etwa gleich viel Russ.
Als Alternative bieten sich Weihnachtslichter und Lichtketten mit LED-Technologie an. Die neusten LED-Leuchten benötigen nur wenig Strom und erzeugen den beliebten Flackereffekt ebenfalls. Gerade in Familien mit kleinen Kindern sind sie besonders willkommen – auch weil sie kein Brandrisiko darstellen .
Doch auch mit konsequentem Lüften lässt sich das Innenraumklima effizient verbessern. Roger Waeber empfiehlt: mindestens dreimal täglich – am wirksamsten ist der Luftwechsel bei Durchzug, also wenn alle Fenster für mindestens fünf Minuten geöffnet werden.
Wer mit feinen Düften Familie und Gäste verzaubern will, erreicht das auch mit Duftschalen, Nelken oder Tannenzweigen – auf gänzlich gesunde Art.
- Zugluft vermeiden: Stellen Sie die Kerzen nicht in die Zugluft– sie lässt die Flamme flackern, die Kerze brennt schlechter und russt stärker.
- Docht kürzen: Bei einem langen Docht franst die Flamme aus, es entsteht mehr Russ. Ideal sind 10 bis 15 Millimeter.
- Abstand einhalten: Zwischen zwei Kerzen sollten mindestens 10 Zentimeter Abstand sein. So haben sie genug Sauerstoff, Rauch wird reduziert.
- Frischluft zuführen: Lüften Sie nach dem Auslöschen der Kerze ordentlich, um die Partikel aus dem Raum zu bringen.
- Alternativen nutzen: LED-Kerzen belasten die Lunge nicht. Duftschälchen sind besser als Duftkerzen – sie produzieren keinen Russ.
Eine Übersicht der aktuellen Erkenntnisse bietet das Merkblatt «Feinstaubquelle Kerze» der Beratungsstelle Lunge Zürich.