Sparsame Wärme
Umweltgerechte Heizsysteme sind nicht nur ökologisch sinnvoll. Sie kosten auch am wenigsten, wie eine saubere Vollkostenrechnung zeigt.
Veröffentlicht am 5. September 2011 - 09:21 Uhr
Auf den ersten Blick sind umweltfreundliche Heizsysteme wie Wärmepumpen oder Pelletheizungen teuer: Während eine neue Ölheizung für ein saniertes Einfamilienhaus für rund 21'000 Franken zu haben ist, kostet ein ökologischeres System mindestens das Doppelte, wenn nicht gar das Dreifache (siehe «Investition»). Zahlen, die das Bundesamt für Energie veröffentlicht hat, zeigen jedoch, dass sich ein zweiter Blick unbedingt lohnt: Erstellt man nämlich eine Vollkostenrechnung unter Einbezug der zukünftig zu erwartenden Energiepreise, zeigt sich, dass die Heizungssysteme mit erneuerbaren Energien sämtliche vorderen Plätze belegen (siehe «Vollkostenrechnung»). Gas- oder Ölheizungen hingegen kommen nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus ökonomischer Sicht teurer zu stehen.
Preis in Franken für eine neue Heizung in einem teilsanierten Einfamilienhaus mit Energiebezugsfläche von 180 m2, inklusive baulicher Anpassungen und Rückbauten
Durchschnittliche Jahreskosten in Franken, inklusive Investitionszinsen und Amortisationen, zukünftige Energiekosten, Service, CO2-Abgabe etc.
Die Zahlen beziehen sich auf ein älteres, teilweise saniertes Einfamilienhaus. Sie können zwar je nach Hausgrösse und Wärmedämmung erheblich schwanken, doch gilt die Rangliste für die meisten Fälle: «In einer Vollkostenrechnung ist die Wärmepumpe in den allermeisten Fällen die günstigste Variante», sagt Jürg Nipkow von der Schweizerischen Agentur für Energie-effizienz (Safe), die die Zahlen zur Verfügung gestellt hat. Andreas Edelmann, Energieberater und Vorstand beim Hausverein Zürich, stimmt zu: «Grundsätzlich stimmt die Reihenfolge.» Zwar würde er eher etwas höhere Investitionskosten einkalkulieren, dafür aber etwas längere Laufzeiten. «Doch diese beiden Faktoren heben sich in etwa auf.» Es lohne sich daher auch aus ökonomischer Sicht, stets eine Vollkostenrechnung zu erstellen (siehe «Links») und dabei die Systeme mit erneuerbaren Energien einzubeziehen. Nicht zu vergessen ist dabei, dass es für Ökoheizungen in vielen Kantonen Förderbeiträge und grosse Steuererleichterungen gibt und einige Banken Spezialzinsen gewähren.
Die Knacknuss bei solchen Preisvergleichen sind die zukünftigen Energiepreise. Alle Energieträger ausser der kostenlosen Sonnenenergie werden in Zukunft teurer – darüber sind sich Energieexperten einig. Rolf Wüstenhagen, Direktor des Instituts für Wirtschaft und Ökologie an der Universität St. Gallen, geht davon aus, dass die Öl- und Gaspreise stärker steigen werden als die Strom- und Pelletpreise: «Je mehr ein Heizungssystem auf nichterneuerbare Brennstoffe angewiesen ist, desto grösser ist das Risiko künftiger Preissteigerungen», sagt er. Andreas Edelmann und Jürg Nipkow sind grundsätzlich gleicher Meinung.
Im hier präsentierten Zahlenvergleich nicht enthalten sind die Kosten für eine Sanierung der Gebäudehülle. Eine solche rechnet sich laut Nipkow allerdings immer – egal, welches Heizungssystem eingebaut wird. Bis zur Hälfte der Heizkosten kann eingespart werden, wenn das Haus besser isoliert ist. «Wenn man richtig kalkuliert, sieht man, dass sich eine bessere Dämmung auch ökonomisch lohnt», so Nipkow.
Hausbesitzern, die ihr Haus trotzdem nicht sanieren möchten, empfehlen die Energieexperten in der Regel eine Pelletheizung. Wärmepumpen hingegen sind bei schlecht isolierten Häusern nicht sinnvoll – die Stromrechnung wäre kaum zu bezahlen. Bei Neubauten sind Wärmepumpen schon heute Standard. Allerdings sind einige Voraussetzungen zu erfüllen: So ist bei Erdsonden-Wärmepumpen auf die geeignete Geologie und auf allfällige Grundwasserschutzzonen zu achten. Bei Luftwärmepumpen sind eventuell Massnahmen gegen die höheren Lärmemis-sionen nötig. Selbstverständlich sollte die Wärmepumpe mit Ökostrom betrieben werden; dieser ist heute nur noch rund 20 Prozent teurer als der billigste Strommix.
Zusätzliche Sonnenkollektoren auf dem Dach für die Warmwasseraufbereitung verteuern zwar die Jahreskosten, aber sie verbessern die Energiebilanz – was vor allem bei Öl- und Gasheizungen unbedingt sinnvoll ist.
Schritt für Schritt zur neuen Heizung
- Wärmedämmung prüfen: Eine bessere Dämmung führt zu geringerem Energieverbrauch und damit zu geringeren Jahreskosten. Nur schon neue Fenster können viel ausmachen.
- Energievarianten prüfen: Welche Systeme sind in Ihrem Haus möglich? Ein Energieberater kann diese und weitere Fragen beantworten.
- Umweltfreundliche Techniken verwenden: Mit einer Umwälzpumpe und Thermostatventilen in allen Räumen vermeiden Sie Überkapazität.
- Leistungsgarantien: Verlangen Sie vom Anbieter zusätzlich zur Offerte auf jeden Fall die Leistungsgarantien von Energie Schweiz.
- Einstellen und überprüfen: Auch eine neue Heizung muss eingestellt und alle paar Jahre überprüft werden.
Weitere Infos
Übersicht: www.bfe.admin.ch/energie
Individuelle Lösungen: www.energysystems.ch
Förderbeiträge: www.energiefranken.ch