Gewinneinbruch bei Herzklinik des Zürcher Unispitals
Unter der Leitung des ehemaligen Direktors Francesco Maisano brach der Gewinn der Klinik für Herzchirurgie des Universitätsspitals Zürich komplett ein.
Veröffentlicht am 3. Juli 2021 - 11:10 Uhr
Im Jahr 2016 machte die Klinik für Herzchirurgie des Universitätsspitals Zürich (USZ) einen Gewinn von rund 16 Millionen Franken. Im Jahr 2017 brach der Gewinn mit rund 5,5 Millionen Franken regelrecht ein. Das zeigt eine USZ-interne tabellarische Aufstellung, die dem Beobachter vorliegt. Der negative Trend setzte sich auch im Jahr 2018 mit einem Gewinn von nur noch gut 3 Millionen fort. Im Jahr 2019 schliesslich schrieb die Klinik rote Zahlen. Das Defizit betrug rund 1 Million Franken. Die Klinik stand in diesem Zeitraum unter der Leitung von Francesco Maisano .
Der betriebswirtschaftliche Niedergang betrifft nicht nur die Klinik für Herzchirurgie des USZ, sondern alle mit Herzmedizin befassten Kliniken des Universitätsspitals. Dazu gehören etwa die Kardiologie und die Gefässmedizin (Angiologie). Die kumulierten Gewinne brachen in der Zeit von 2016 bis 2019 um rund 90 Prozent ein, von rund 37 Millionen Franken auf rund 3,5 Millionen Franken.
Besser erging es da dem Zürcher Stadtspital Triemli. Konkrete Zahlen will das Spital, das zum Universitätsspital in Konkurrenz steht, nicht bekannt geben. «Grundsätzlich verlief die Entwicklung in den vergangenen Jahren im Bereich Herzmedizin aber positiv», sagt eine Sprecherin.
Nicht recht zu den betriebswirtschaftlichen Realitäten der USZ-Herzklinik passen will die Einschätzung der Aufsichtskommission für Bildung und Gesundheit (ABG) des Zürcher Kantonsrats. Es sei Francesco Maisano nach seiner Wahl zum Klinikdirektor im Jahr 2014 dank seiner «chirurgischen Fähigkeiten» und seiner «Innovationskraft» in kurzer Zeit gelungen, «die Klinik für Herzchirurgie international in die Topränge zu führen». So steht es in einem Bericht, für den eine Subkommission unter dem Vorsitz der FDP-Kantonsrätin Arianne Moser verantwortlich zeichnet. Der ABG-Bericht sollte Licht in eine Serie von Skandalen bringen, die in der Vergangenheit mehrere Kliniken des Universitätsspitals erschüttert hatten. Am kommenden Montag wird dieser Bericht im Zürcher Kantonsrat diskutiert.
Arianne Moser liess eine Bitte um Stellungnahme des Beobachters unbeantwortet. Das Universitätsspital sagt, es sei zwar tatsächlich zu einem Gewinnrückgang gekommen. Dieser sei aber kleiner als 90 Prozent. Weitere Fragen wollte das USZ nicht beantworten: «Die Fragen beziehen sich auf die Vergangenheit. Wir sehen weder Veranlassung noch Sinn darin, uns heute dazu zu äussern. Unsere Anstrengungen gelten der Gegenwart und der Zukunft», so ein Sprecher. Auch Francesco Maisano wollte zur Entwicklung der Gewinnsituation keine Stellung nehmen.
Im März haben sich sowohl die Universität Zürich als auch das Zürcher Universitätsspital von Francesco Maisano getrennt. Gutachten der Universität waren zum Schluss gekommen, Maisano habe wissenschaftliche Studien geschönt und bestehende Interessensbindungen nicht korrekt ausgewiesen.
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5 Kommentare
GEWINN-Generierung im Schweizer Gesundheits-Wesen.
Operationen bringen am meisten GEWINN ein....!
Gewinn-Einbrüche während der aktivsten Phase der Pandemie...
Und es wird weiter gebaut, ausgebaut, spezialisiert....
Wo bleiben die konkreten Bedürfnisse von Menschen, wo werden effektiv Prioritäten gesetzt im Schweizer Gesundheits-Wesen....??
Es ist schon etwas verlogen. In einem vorherigen Beobachter-artikel wird geschrieben, dass es um viel Geld und Verteilungskämpfe bei Kardiologie und Herzchirurgie geht und bei einem profitorientierten Gesundheitswesen alle verlieren, vor allem die Patienten und die Bevölkerung. Den Profit als Mass für die Qualität einer Klinik zu nehmen zeigt wie krank die Wahrnehmung schon geworden ist. Es kann genau umgekehrt sein. Eine Klinik macht vielleicht keinen Gewinn mehr, genau weil keine unnötigen Untersuchungen durchgeführt werden die den Patient und die Gesellschaft schädigen. Wenn man will kann man mit unnötigen Untersuchungen/Eingriffe (und die kann man immer irgendwie rechtfertigen) den Profit hochjubeln, am Ende verlieren in so einem System alle.
Stimme Ihnen voll und ganz, profitgetriebenes Gesundheitswesen und Ärzte als Unternehmer sind auf lange Sicht eine Katastrophe und machen die Gesellschft krank. Profit von so einem System haben nur die Reichen auf Kosten der Armen
Das USZ hat Recht, der Gewinnrückgang war nicht 90%, er war nur 89% :-). Wie wir ebenfalls im Beobachter lesen, bezieht Gregor Zünd, Direktor des USZ, 2 volle Löhne, noch einen zusätzlich als "Professor" an der Universität. Dabei lief unter seinen Augen der geschilderte Gewinnrückgang von Dutzenden von Millionen ab ohne Intervention oder Reaktion des hoch bezahlten Direktors. Erst ein Whistleblower schreckte die Führungsriege auf und es passierte was wir alle kennen. Der Direktor G. Zünd ist übrigens immer noch in Amt und Würden am USZ. Es gibt nichts was es nicht gibt, auch in Zürich.
Und da soll man noch Vertrauen haben.