Wohnzimmer und Elternschlafzimmer in einem – auf elf Quadratmetern! Hier spielen die Kinder, man sieht fern, ruht sich auf dem Sofa aus oder zeichnet am Pult. Die Schlafstätte der Eltern über dem Sofa ist ein Hochbett – so knapp unter der Decke, dass Mama und Papa sich eigentlich reinrollen müssen, um ins Bett zu kommen. Für etwas Privatsphäre, erklärt Inneneinrichterin Manuela, können die zwei einen dünnen Vorhang rund ums Bett ziehen. Ob das für intime Momente reicht? Der Zuschauer zweifelt. Nicht so die Expertin Manuela im kurzen Werbefilm von Ikea zum Thema «Small Spaces»: «It works perfectly», versichert sie mit schwedischem Akzent, es funktioniere perfekt.

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Möbel für kleine Räume sind gefragt

«Natürlich ist dieses Video etwas zugespitzt», sagt Nicole Wederich, Inneneinrichterin bei Ikea Schweiz, und lacht. Es gehe vor allem darum, aufzuzeigen, wie viel mit etwas Inspiration und Kreativität möglich wäre. Und Inspiration ist je länger, je mehr gefragt: Laut Wederich ist die Nachfrage nach Möbeln, die extra für kleine Räume konzipiert wurden, grösser als früher. Sie vermutet, dass dies mit den flexibleren Lebensformen von heute zu tun hat: Patchworkfamilien, Wochenaufenthalter, Homeoffice, Airbnb-Zimmervermieter. Ausserdem, sagt Wederich, habe sich die Grundrissaufteilung der Wohnungen in letzter Zeit verändert: immer grössere Koch- und Wohnbereiche, dafür kleinere Schlafzimmer und Büros.

Dem stimmt Urs Schenker zu. Der Innendekorateur ist Vorstandsmitglied bei Interieursuisse, dem Branchenverband der Einrichtungsfachgeschäfte. Auch Schenker sieht für die Zukunft eine Tendenz zu kleineren Wohnungen. Als Gründe nennt er das Bevölkerungswachstum und den knappen Boden.

Noch bevor die Einrichtung geplant wird, muss man sich ans Aufräumen, Entrümpeln und Auslagern machen. Denn es ist klar: Je mehr Möbel, Accessoires, Pflanzen oder Geräte herumstehen, desto winziger wirkt ein sowieso schon kleines Zimmer. Es gilt, sich von Unnützem zu trennen und alles, was nur sporadisch gebraucht wird, in den Keller oder den Estrich auszulagern.

Wenn es ans Einrichten geht, hat Innendekorateur Schenker einen grundsätzlichen Rat: «Werden Sie sich darüber klar, was der Raum können muss, und konzentrieren Sie sich dann auf das Wesentliche.» Nicole Wederich und Urs Schenker empfehlen, dabei die folgenden drei Punkte zu beachten:

1. Optimale Nutzung des Raums:

«Viel Stauraum schaffen», sind sich die Experten Wederich und Schenker einig. Um den Hausrat in Regalen oder Schränken unterzubringen, sollte möglichst jede Nische genutzt werden – wie etwa der Raum unter einer Treppe, der Platz in toten Ecken oder über der Tür. Es geht auch darum, die Höhe des Raums auszuschöpfen und Regale zu wählen, die bis zur Decke reichen. In sehr hohen Räumen kann allenfalls sogar ein offenes Zwischengeschoss eingebaut werden, wo beispielsweise das Bett hinkommt. Apropos Bett: Auch der freie Platz darunter lässt sich mit einem Bettkasten als Stauraum nutzen.

Die Höhe des Raums ausgenutzt: Dank Hochbetten verdoppelt sich ein Teil der benutzten Wohnfläche.

Quelle: Getty Images

2. Die richtige Möbelwahl:

Für kleine Zimmer sind Möbel optimal, die bei Nichtgebrauch leicht weggeräumt, auf die Seite gerollt, hochgeklappt, gestapelt oder umfunktioniert werden können. Einige Beispiele dafür sind der hochklappbare Esstisch in der Küche, das Sofa mit integriertem Gästebett, der Ausziehtisch, Klappstühle oder das Regal mit Arbeitsplatte zum Herunterklappen. Ein Hochbett lässt noch Platz für ein Pult darunter, und Schränke mit Schiebetüren werden in geöffnetem Zustand nicht plötzlich zu Barrieren. Laut Nicole Wederich sind zurzeit gerade auch Schränke und Regale mit weniger Tiefe gefragt. Diese eignen sich bestens für schmale Korridore. Wederich rät ausserdem, modulare Möbel zu wählen, die individuell komponiert und damit den verschiedensten Gegebenheiten angepasst werden können – was beispielsweise in Zimmern mit Dachschrägen hilfreich ist.

3. Farbton und Beleuchtung:

«Ganz wichtig ist in kleinen Räumen die richtige Farbgebung», sagt Urs Schenker von Interieursuisse. Pastelltöne und helle Farben lassen einen Raum grösser erscheinen. Zieht man die Wandfarbe ein wenig in die Decke hinein, wirkt der Raum höher. Derselbe Effekt entsteht, wenn die Decke heller als die Wände und mit einem leichten Blauton gestrichen ist. Sind die Wände heller als der Boden und die Decke, gewinnt der Raum wiederum an Breite. Auch mit der Beleuchtung kann man grosse Wirkung erzielen. Indirektes Licht via Decke lässt den Raum höher erscheinen. Eine Bodenbeleuchtung gibt nicht nur schönes Licht, sondern betont auch die Länge eines Zimmers. Ratsam ist daher ein Konzept aus mehreren Lichtquellen mit unterschiedlichen Positionen, Ausrichtungen und Höhen.

Die Devise lautet: Weniger ist mehr

Selbstverständlich haben die Experten noch viele weitere Tipps auf Lager. Nicole Wederich etwa rät dazu, offene Regale und Schränke allenfalls mit Rollos oder Vorhängen auszurüsten. «Damit lässt sich auch nachträglich ein ruhiges Erscheinungsbild erzielen – die verstauten Gegenstände verschwinden hinter den Textilien.» Und Innendekorateur Schenker sagt, kleinere Bilder hänge man besser nicht verteilt über die ganze Wandfläche auf, sondern gruppiert. Zudem kann mit einer geschickten Platzierung von Spiegeln ein Raum leicht optisch vergrössert werden. Den gleichen Effekt haben Fenster, die den Raum nach draussen erweitern. Deshalb sollte man Fenster nicht mit Möbeln verstellen oder mit Vorhängen verdecken.

Überhaupt lautet die Devise: Weniger ist mehr. Kleine Zimmer eignen sich nicht dafür, mit vielen Möbeln und Accessoires verstellt zu werden. Ein Ecksofa ist oft die bessere Lösung als eine Couch mit zwei Sesseln. Denn frei stehende Möbel brauchen viel Platz. Auch zu massives Mobiliar lässt einen Raum kleiner wirken.

«Werden Sie sich darüber klar, was der Raum können muss, und konzentrieren Sie sich dann auf das Wesentliche.»

Urs Schenker, Vorstandsmitglied Interieursuisse

Was hingegen oft etwas bringt, sind Raumteiler. Doch egal, ob es Paravents, Pflanzen oder Regale sind: Sie sollten sich nicht über die ganze Höhe oder Breite des Zimmers erstrecken, damit der Raum noch als Ganzes wirkt.

Wie gross einem die eigene Wohnung erscheint, hat letztlich auch mit der Einstellung zu tun: Klein werden einem die eigenen vier Wände immer vorkommen, wenn man sich an den luxuriösen, grossflächigen Beispielen in den Wohnmagazinen orientiert – wo man beinahe ein Trottinett braucht, um zügig vom Sofa zum Esstisch zu kommen. Da ist das «Small Spaces»-Filmchen von Ikea schon fast wieder Balsam für die Seele.

Weiterführende Lesetipps:

  • «Kleine Räume - viele Möglichkeiten. Tolle Ideen für platzsparendes Wohnen»
    Christian Eigner; Stiftung Warentest, 2015; 192 Seiten, CHF 29.90

  • «Kleinste Räume – das Wichtigste. Planen, einrichten & wohnen»
    DVA, 2011, 112 Seiten, CHF 26.90

  • Links
    www.kleinraumwohnung.com