Bewohner beschwert sich über Schimmel in Züriwerk-Wohnung
Die Stiftung Züriwerk stellt Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung Wohnplätze zur Verfügung. In einer Wohnung schimmelt es.
Veröffentlicht am 15. Dezember 2022 - 16:29 Uhr
Vor sechs Jahren sind Urs Huber* (Name geändert) und seine Freundin in eine 4½-Zimmer-Wohnung in Grüningen im Zürcher Oberland gezogen. Zwei Jahre nach dem Einzug begann es, an den Wänden zu schimmeln.
Huber meldete dies der Vermieterin der Wohnung: die Stiftung Züriwerk, eine soziale Institution im Kanton Zürich, die laut Website den Zweck hat, «Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung Gleichberechtigung zu sichern, ihnen Eigenständigkeit und Integration in unserer Gesellschaft zu ermöglichen und ihre persönliche Entwicklung und Lebensqualität zu fördern».
«Sie sagen, wir hätten keinen Schimmel, obwohl man ihn ganz klar sieht»
Urs Huber*
Dafür stellt Züriwerk unter anderem Wohnplätze mit Begleitung zur Verfügung. In einer solchen Wohnung leben Huber und seine Freundin. Sie zahlen je 4500 Franken für die Miete und eine Begleitperson, die zweimal pro Woche Unterstützung bietet. Huber finanziert das durch die Invalidenversicherung und Ergänzungsleistungen.
Huber ärgert sich über Züriwerk
Er habe den Schimmel bereits mehrmals der Stiftung und den Begleitpersonen gemeldet. Züriwerk weiche aber aus. «Sie sagen, wir hätten keinen Schimmel, obwohl man ihn ganz klar sieht», sagt Huber. Die Stiftung würde den Schimmel einfach regelmässig runterputzen, aber das Problem nicht grundsätzlich beheben.
«Schimmel ist ein Mangel am Mietobjekt», sagt Katrin Reichmuth von der Beobachter-Rechtsberatung. Wenn der Mieter den Mangel meldet, sei die Vermieterin dazu verpflichtet, darauf zu reagieren und den Schimmel zu entfernen sowie den Mietzins zu reduzieren.
Ersteres habe Züriwerk mehrmals getan, heisst es auf Anfrage. «Der punktuell vorhandene Schimmel wurde mit einem handelsüblichen Schimmelentfernungsmittel vom Begleitteam der Stiftung entfernt», schreibt die Kommunikationsabteilung.
Eine Messung vor Ort habe keine bauliche Ursache für die Schimmelbildung gefunden. «Empfohlen wurde von der Verwaltung, weiterhin regelmässig zu lüften und einige Möbel und Teppiche zu entfernen, da die Wohnung sehr überstellt sei.
Begleitteam auf Schimmelbildung sensibilisiert
Laut Züriwerk hat das Begleitteam der Stiftung im vergangenen Spätsommer ein Reinigungsinstitut aufgeboten, um die Wohnung für die Heizperiode vorzubereiten. «Dabei wurden die Räumlichkeiten gereinigt, die Abstände der Möbel zu den Wänden etwas vergrössert und die Wohnung bestmöglich und im Einvernehmen mit dem Klienten geräumt.»
Das Begleitteam sei seit Abschluss der Feuchtigkeitsmessungen zudem auf die Thematik der Schimmelbildung sensibilisiert und habe den Klienten weiterhin darauf aufmerksam gemacht, dass regelmässiges Lüften notwendig sei.
Für Urs Huber ist diese Antwort nicht befriedigend. Er lüfte bereits regelmässig. Der Schimmel sei aber trotzdem da. Von Seiten Züriwerk heisst es, man wolle im Januar erneut mit Huber und dessen Beistand zusammensitzen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
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2 Kommentare
Ohne dass ich hier irgendjemandem einen Vorwurf machen möchte - schon sicher nicht Urs und seiner Freundin... Mir ging aber gerade trotzdem durch den Kopf:
4500 * 2 = 9000 CHF pro Monat.
Für eine Wohnung mit Schimmel und 2 Tage Betreuung. ECHT???
Erstens finde ich das eine eher grosszügige Wohnung für 2 Menschen, die nicht über genug Invalidenversicherungs-"Lohn" verfügen, sodass sie Ergänzungsleistungen benötigen - d.h. ein Gratis-Wohn-Upgrade via Steuerzahler.
Und zweitens finde ich (bei z.B. teuren 3000 CHF für die Wohnung) die weiteren 6000 CHF für 2 Tage Betreuung auch noch ziemlich fett...
ZüriWerk: Ist das karitativer Kapitalismus at it's best?
Melken wir die IV und holen wir die EL...? Irgend ein Dummer zahlt ja die nötigen Steuern.
Als gelernter Hochbauzeichner und eidg dipl Immobilientreuhänder habe ich 40 Jahre Erfahrung in Liegenschaftsverwaltung und einige Schimmel Schäden erlebt.
In 90% aller Schäden ist das schlechte oder ausbleiben vom Lüften schuld. Auch das absenken der Wohnungstemperatur trägt dazu bei. Mit einem Gerät das Temperatur und Feuchtigkeit während einer Woche aufzeichnet kann das nachgewiesen werden.