Auf jeden Quadratmeter Dach im Mittelland prasseln jährlich gegen 1500 Liter Regen. Das Wasser gurgelt durch Regenrinnen und Fallrohre und landet in der Kanalisation oder irgendwo im Erdreich. Eigentlich wäre diese Wassermenge – pro Dach eines Einfamilienhauses sind das jährlich rund 100'000 Liter – bestens für die Verwendung im eigenen Garten geeignet (siehe «Wasserqualität», unten).

Sammeln und lagern lässt sich das sogenannte Grauwasser mit einfachen Mitteln. Mit Hilfe eines Abzapfventils oder einer Klappe im Fallrohr fürs Dachwasser an der Hausfassade können Fässer befüllt werden. Spezielle Aufbewahrungsbehälter mit einem Sockel und einem kleinen Wasserhahn zum Füllen der Spritzkanne sind bereits für wenig Geld in jedem Baumarkt erhältlich. Wird mehr Wasser benötigt, kann man mehrere solche Fässer nebeneinanderstellen und mit Schläuchen verbinden. Wichtig ist aber, dass die Fässer auf einem stabilen Untergrund stehen und nicht kippen können. Denn gefüllt sind sie rasch mehrere hundert Kilo schwer.

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Wer nicht gern Spritzkannen schleppt, kann das Wasser auch mit Hilfe einer kleinen Tauchpumpe absaugen und mit einem Gartenschlauch verteilen. Einziger Nachteil dieser einfachen Sammelmethode: Der Wasservorrat ist schnell erschöpft. Eine Alternative sind Wandtanks, die mehrere hundert Liter Wasser fassen können. Soll noch mehr Wasser für die Bewässerung der Blumen- und Gemüsebeete gespeichert werden, kommt man um einen Speichertank unter dem Boden nicht herum. Modelle mit rund 3000 Litern Volumen sind samt Pumpe bereits für um die 3000 Franken erhältlich. Doch für den Einbau des Tanks ist ein rund 3,5 Meter tiefes Loch nötig. Die Kosten dafür und für die Wiederherstellung des Gartens können sich rasch auf ein paar tausend Franken belaufen. Sinnvoll ist der Einbau eines grossen Tanks deshalb vor allem dann, wenn sowieso Grabarbeiten auf dem Grundstück anstehen. Etwa für das Verlegen von Leitungen oder beim Erstellen eines Anbaus oder Wintergartens am Haus.

Ältere Liegenschaften verfügen oft über viel Speicherplatz für Regenwasser, auch wenn es viele Besitzer nicht wissen. So haben zum Beispiel viele Häuser aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg Kavernen, in denen früher das Abwasser gespeichert wurde, weil noch nicht alle Häuser an die Kanalisation angeschlossen waren. Oft wurden diese Kavernen später einfach verschlossen – und gingen vergessen. Nach einer gründlichen Reinigung und einer Kontrolle der Dichtigkeit können sie problemlos als Speicher für Regenwasser genutzt werden.

Gleiches gilt für Heizöltanks. Wird die alte Ölheizung ausgebaut und durch eine Wärmepumpe oder eine Gasheizung ersetzt, kann der bestehende Öltank nach einer Reinigung als Wasserspeicher genutzt werden. «Eine solche Umrüstung sollte aber nur durch Fachleute gemacht werden», sagt Peter Vollenweider, Spezialist für Anlagen zur Nutzung von Regenwasser. Besonders wichtig sei es, den Tank zu isolieren, damit es nicht zu Kondenswasserbildung und damit zu Feuchtschäden im Haus kommen kann.

Grauwasser kann grundsätzlich auch für weitere Zwecke wie etwa die Spülung der Toiletten oder für die Waschmaschine genutzt werden. «Ein Einsatz für diese Bereiche ist in der Schweiz in den meisten Fällen aber nicht sinnvoll», sagt Max Maurer, Leiter der Abteilung Siedlungswasserwirtschaft am Wasserforschungsinstitut Eawag in Dübendorf – aus folgenden Gründen:

  • Grundsätzlich verfügt die Schweiz über mehr als genügend Trinkwasser, das mit relativ einfachen Mitteln zentral aufbereitet werden kann. Sparen ist deshalb vor allem beim warmen Wasser sinnvoll, weil dort viel Energie zur Aufbereitung gebraucht wird.

  • Trinkwasser ist in der Schweiz sehr günstig, und die Kosten für eine Grauwassernutzung im Haus rechnen sich nicht.

  • Der Energieaufwand für die Herstellung einer Grauwasseranlage ist nicht zu unterschätzen und übersteigt unter Umständen denjenigen für Aufbereitung und Transport von Trinkwasser.

  • Die Kosteneinsparung durch die Grauwassernutzung ist nur kurzfristig. Denn die Trinkwasserversorgung hat hohe Fixkosten – beispielsweise weil das Netz und die Vorräte so dimensioniert werden müssen, dass im Brandfall genügend Löschwasser zur Verfügung steht – und muss diese bei geringerer Nutzung durch Erhöhung der Wasserpreise wieder hereinholen.


Aus diesen Gründen ist es nicht verwunderlich, dass in der Schweiz im Vergleich mit Ländern, wo Trinkwasser wesentlich teurer ist, nur relativ wenige Anlagen für die Nutzung von Regenwasser im Haus erstellt werden. «Die meisten entscheiden sich aus rein idealistischen Gründen für den Kauf einer solchen Anlage», sagt Fachmann Vollenweider. Denn der Aufwand – vor allem bei einer nachträglichen Installation – ist erheblich.

Neben dem Wassertank im Garten wird aus hygienischen Gründen ein zweites Leitungsnetz im Haus zur Versorgung der Spülkästen für die Toiletten und für den Anschluss der Waschmaschine benötigt. Dazu kommt ein sogenanntes Hauswasserwerk, das den nötigen Wasserdruck erzeugt und in trockenen Zeiten das Grauwassernetz mit Trinkwasser versorgt. In Altbauten fehlen die separaten Leitungen in der Regel und müssen nachgerüstet werden. Und auch die bestehende Waschmaschine kann meist nicht verwendet werden, da ein spezielles Modell mit zwei Wasseranschlüssen benötigt wird, damit der letzte Spülgang mit Trinkwasser erfolgen kann. Alles in allem ist für die Nachrüstung eines ganzen Hauses mit Kosten von 10'000 bis 20'000 Franken zu rechnen.

Wasserqualität: Das Gute kommt von oben

Aus rein ökonomischen Gründen ist das Giessen des Gartens mit Regenwasser nicht sehr sinnvoll, dafür sind die Wasserpreise in der Schweiz zu niedrig. Doch Hobbygärtner schwören auf das gesammelte Wasser vom Dach: Denn Leitungswasser enthält oft relativ viel Kalk, der sich negativ auf den pH-Wert des Bodens auswirkt. Zudem ist Regenwasser meist wärmer als Leitungswasser, was den Pflanzen im Sommer besser bekommt.

Ebenfalls gut geeignet ist Regenwasser zum Nachfüllen von Biotopen und Badeteichen. Auch hier wirkt sich der grössere Kalkgehalt des Trinkwassers oft negativ auf die Wasserqualität aus.

Wasser sparen

Die Nutzung von Regenwasser für Toilette und Waschmaschine ist bei bestehenden Häusern sehr aufwendig und oft nicht sinnvoll. Wesentlich einfacher und günstiger ist das Einsparen von Wasser im Haushalt mit anderen Mitteln: Eine WC-Spülung mit zwei Tasten fürs grosse und fürs kleine Geschäft bewirkt hier besonders viel und sorgt erst noch für geringere Abwassermengen. Beim Händewaschen und Duschen senkt man den Wasserverbrauch am einfachsten durch den Einsatz von wassersparenden Armaturen. Dazu gehören spezielle Duschbrausen oder Aufsätze für den Wasserhahn, die im Fachhandel und in Baumärkten zu finden sind. Sie mischen dem Wasser Luft bei und sparen so bei gleichem Komfort bis zu 60 Prozent Wasser und viel Energie, da weniger warmes Wasser aufbereitet werden muss.