Der Stammgast im Garten
Jeder sollte in seinem Leben einmal einen Baum pflanzen, besagt ein altes Sprichwort. Mit Vorteil setzt man dabei auf einheimische Baumarten: Diese sind an das hiesige Klima gewöhnt und gedeihen besser als exotische Gehölze.
Veröffentlicht am 10. März 2011 - 11:43 Uhr
«Es ist einfach schön, wenn man nur wenige Schritte von der Haustür entfernt einen frischen Apfel vom Baum pflücken kann», sagt der Landschaftsarchitekt Mike Dalbert. In seinem Garten im sankt-gallischen Mühlrüti hat er nicht nur Apfel-, sondern auch Kirsch- und Zwetschgenbäume und einen Lindenbaum stehen. «Einen Obstbaum zu pflanzen, kann ich allen, die die Möglichkeit dazu haben, wärmstens empfehlen», sagt Dalbert. «Vorzugsweise natürlich einen Hochstämmer, da dieser Vögeln und Insekten eine wertvolle Lebensgrundlage bietet.» Einen Beitrag zur Artenvielfalt leisten kann man auch, indem man auf einheimische Gehölze setzt. Sie bieten den hier vorkommenden Tieren die beste Lebensgrundlage.
Für einheimische Bäume spricht weiter, dass sie an das hiesige Klima und den Boden angepasst sind und somit besser wachsen als exotische Sorten. Landschaftsarchitekt Dalbert rät, den Baum in einer regionalen Baumschule zu kaufen, die die Herkunft ihrer Pflanzen deklariert. Und wer noch mehr für die Artenvielfalt tun will, setzt auf eine Baumart wie die Flatterulme oder die Elsbeere, die bei uns selten sind.
Für welchen Baum man sich letztlich entscheidet, hängt von den jeweiligen Vorlieben ab. Soll der Baum vor allem dekorative Blüten tragen und gut duften im Frühling? Dann empfiehlt sich etwa ein wilder Birn- oder Apfelbaum. Deren kleine Früchte sind roh zwar kaum geniessbar, zu Gelee verarbeitet aber ein Genuss. Wer roh geniessbare Früchte frisch vom Baum ernten will, wählt einen Obst- oder Nussbaum. Bei Obstbäumen wie dem Apfelbaum und der Quitte setzt man mit Vorteil auf eine feuerbrandtolerante Sorte, um möglichst keinen befallenen Baum fällen zu müssen. Ein weiteres Auswahlkriterium kann das Herbstkleid sein. In wunderbarem Goldgelb erstrahlt etwa der Feldahorn. Wem das Laubrechen hingegen zuwider ist, ist mit einem immergrünen Nadelbaum sehr gut bedient.
Entscheidend für die Wahl ist auch der zur Verfügung stehende Platz. Linden, Eichen oder Rottannen können zu imposanten Baumriesen heranwachsen, wenn man sie lässt. Im Reihenhausgarten setzt man darum vorzugsweise auf kleinwüchsigere Sorten wie eine Vogelbeere oder einen Zwetschgenbaum.
Hat man seinen Lieblingsbaum auserkoren, gilt es, den richtigen Standort zu finden – nicht zu nah am Haus, damit der Baum nicht zu viel Schatten wirft und mit seinen Wurzeln keine Kellerwände beschädigt. Aber allenfalls auch nicht zu nah an der Grundstücksgrenze. Diesbezüglich müssen die kantonal unterschiedlichen Grenzabstände beachtet werden. Ein Anruf bei der Gemeinde bringt Klarheit über die lokal geltenden Vorschriften. Im Auge behalten muss man auch Fusswege entlang des Grundstücks. Schliesslich sollen Spaziergänger dereinst nicht von herunterfallenden Ästen getroffen werden.
Hat man ein Bäumchen gefunden, kann man es anpflanzen – vorzugsweise zwischen März und November, denn der Boden muss frostfrei sein. Dann gräbt man ein Pflanzloch aus, das mindestens anderthalbmal so gross ist wie der Wurzelballen. So finden die Wurzeln später genügend Platz zum Anwachsen – je stärker das Wurzelwerk, desto kraftvoller die Krone. Den Boden des Pflanzlochs bedeckt man mit einer Schicht humushaltiger Erde. «Mist oder Dünger sind überflüssig», erklärt Barbara Stäheli von der Schweizerischen Vereinigung für die Entwicklung der Landwirtschaft und des ländlichen Raums. «Sie würden das Wurzelwerk verbrennen.»
Ein Pflock zum Anbinden des frisch gesetzten Bäumchens hingegen ist nötig. Nachdem man abgestorbene und abgeknickte Wurzeln abgeschnitten hat, setzt man das Bäumchen neben den Pflock ins Erdloch. Bei Obstbäumen muss die Pfropfstelle rund zehn Zentimeter aus dem Boden ragen. Nun füllt man das Loch mit humusreicher Erde und tritt das Erdreich fest. Dabei sollte man den Boden nicht zu fest stampfen, denn Wurzeln sind empfindlich gegen Verdichtungen und müssen atmen können.
Zum Schluss kann man um den Stamm herum ein wenig Mist platzieren. Die vom Regen gelösten Nährstoffe sickern dann wohldosiert zu den Wurzeln hinunter. Damit der Baum stabil anwächst, bindet man ihn an den Pflock, der bis unter die ersten Äste reicht. Den Strick darf man nicht zu fest binden, da sich sonst eine Kerbe im Stamm bildet. Wer in der Nähe eines Waldes wohnt, kann den jungen Stamm zudem mit einem Kragen aus Hasendraht vor Reh- und Hasenverbiss schützen. Vor Mäusen im Wurzelwerk schützt allerdings auch der Draht nicht. Machen einem die Mäuse keinen Strich durch die Rechnung, hat man mit dem eigenen Baum einen Begleiter fürs Leben gepflanzt.
Damit ein Obstbaum optimal gedeihen und schöne Früchte tragen kann, muss er in den ersten fünf bis zehn Jahren jährlich in Form gebracht werden. Später reicht ein Schnitt alle zwei Jahre. Einen Baum fachgerecht zu schneiden ist eine Kunst, engagieren Sie darum einen Spezialisten - oder lassen Sie sich von ihm zeigen, wie man den Baum fachmännisch stutzt. Falls Sie selber Hand anlegen wollen, sollten Sie auf Folgendes achten:
Zeitpunkt
Die beste Zeit für den Obstbaumschnitt ist früh im Jahr, im Februar oder im März, wenn der Wasserfluss noch eingeschränkt ist und die Knospen noch nicht ausgetrieben sind. Solange der Baum noch keine Blätter trägt, ist zudem die Aststruktur am besten ersichtlich. Allerdings sollte es nicht kälter als minus fünf Grad Celsius sein.
Form
Ein Baum braucht Licht und Luft in der Krone, um optimal Frucht tragen zu können. Nach einer alten Gärtnerregel soll man einen Hut durch die Krone werfen können, ohne dass er sich verfängt. Je nachdem, ob Sie sich für eine Rundkrone oder einen Spalier entscheiden, müssen Sie die Schere anders ansetzen. Für eine Rundkrone wählen Sie drei, vier starke Leitäste aus, die schräg nach oben wachsen.
Dann entfernen Sie erst alle abgestorbenen Äste und schneiden alle nach innen wachsenden Äste weg, vor allem die sogenannten Wasserschosse: Diese senkrecht nach oben wachsenden Triebe kosten den Baum nur unnötig Kraft, bringen wenig Frucht und sorgen für eine zu dichte Krone. Auch bei Zweigen, die sich kreuzen oder aneinander reiben, schneiden Sie einen weg, und zwar immer den steiler nach oben weisenden. Bei einem Hochstammbaum schneiden Sie zudem die untersten herabhängenden und vergreisten Äste weg, so dass man gut unter dem Baum durchgehen kann. Entfernen Sie auch Schösslinge und Wildtriebe vom Stamm.
Schnitt
Schneiden Sie Zweige, die Sie ganz entfernen wollen, direkt am Ast ab. Äste, die zurückgeschnitten werden sollen, schneiden Sie knapp oberhalb einer nach aussen weisenden Triebknospe, damit der junge Zweig ins Licht wachsen kann.
Acer campestre
Wuchs: bis 15 Meter hoch und 6 Meter breit
Blüten, Früchte: grünliche Doldenblüten,
rötlich braune, abstehende Fruchtflügel
Boden, Standort: leichte, kalkhaltige Böden; Sonne bis Schatten
Besonderheiten: gelb-rot leuchtendes Herbstlaub
Kosten klein: ab Fr. 10.–
Kosten mittelgross: ab Fr. 70.–
Quercus robur
Wuchs: grosser Baum, locker-unregelmässig, breit rundkronig wachsend; bis 30 Meter hoch
Blüten, Früchte: Eicheln zu 1 bis 3 Stück an Stielen, rötlich braune, abstehende Fruchtflügel
Boden, Standort: tiefgründige, nährstoffreiche, trocken-feuchte, schwach saueralkalische Böden; Sonne bis Halbschatten; freie Landschaft
Kosten klein: ab Fr. 15.–
Kosten mittelgross: ab Fr. 90.–
Prunus padus
Wuchs: grosser Strauch, bis 10 Meter hoch, dichte Krone
Blüten, Früchte: üppig duftende Blütentrauben im April und im Mai; erbsengrosse, schwarze, glänzende Früchte
Besonderheiten: Bienenweide
Kosten klein: ab Fr. 5.–
Kosten mittelgross: ab Fr. 70.–
Ulmus laevis
Wuchs: bis 35 Meter hoch und 8 Meter breit
Blüten, Früchte: langgestielte Blüten und Nussfrüchte
Boden, Standort: schwere, sandige Lehm- und Tonböden, Grundwasserböden; vollsonnig bis halbschattig
Besonderheiten: seltene Baumart
Kosten klein: ab Fr. 25.–
Kosten mittelgross: ab Fr. 60.–
Sorbus torminalis
Wuchs: 15 bis 25 Meter hoch
Blüten, Früchte: weisse, wohlriechende Blütendolden, süsssäuerliche Früchte,
zur Konfiherstellung geeignet
Boden, Standort: sonniger bis halbschattiger Standort in nährstoffreicher, wasserdurchlässiger Erde; liebt Kalk
Besonderheiten: ergiebige Nektarquelle für Wildbienen, bekannt als «Schweizer Birnbaum»
Kosten klein: ab Fr. 20.–
Kosten mittelgross: ab Fr. 90.–
Juglans regia
Wuchs: mittelhoher, rundkroniger Baum;
20 bis 25 Meter hoch
Blüten, Früchte: unscheinbare Blüten,
2 bis 3 Zentimeter grosse essbare Nuss, eingehüllt in grüne Fruchtschalen
Boden, Standort: durchlässige, nährstoffreiche und humose Gartenböden; mässig trocken bis feucht; sonnig
Kosten klein: ab Fr. 17.–
Kosten mittelgross: ab Fr. 70.–
Cydonia oblonga
Wuchs: 4 bis 6 Meter hoch und breit
Blüten, Früchte: weisse bis hellrosa Blüten; gelbe, duftende, beflaumte Frucht, nicht zum Frischverzehr geeignet; Gelees, Sirup, Marmeladen
Boden, Standort: sonniger, geschützter Platz, jeder Gartenboden
Besonderheiten: Die Früchte lassen sich verarbeiten zu Gelees, Konfitüren, Kompott, Kuchen oder aromatischen Likören und Bränden. Achtung: anfällig für Feuerbrand
Kosten klein: ab Fr. 34.–
Kosten mittelgross: ab Fr. 75.–
Malus sylvestris
Wuchs: bis 7 Meter hoch
Blüten, Früchte: rosa-weisse Blüten, grüne, säuerlich schmeckende Frucht
Boden, Standort: nährstoffreiche, mässig trockene bis feuchte, sandig-lehmige Böden; kalkliebend; keine Staunässe; Sonne bis Halbschatten
Besonderheiten: anspruchslos; Schnitt vermeiden
Kosten klein: ab Fr. 5.–
Kosten mittelgross: ab Fr. 70.–