«Kündigung», war von aussen auf dem Brief lesbar
Die Migros schickte den 159 Mitarbeitern der Zentrale von Do It + Garden die Kündigung. Der heikle Inhalt war auch für Aussenstehende sichtbar.
Veröffentlicht am 12. März 2025 - 10:02 Uhr
Wegen der Schliessung der Do-It-+-Garden-Fachmärkte erhielten alle Mitarbeitenden die Kündigung.
Persönlich adressierte Briefe sind geheim. Nur die Empfängerin darf lesen, was darin steht. So will es das Briefgeheimnis, das in Verfassung und Gesetzen festgehalten ist. Doch Ende Februar passierte der Migros ausgerechnet bei einer Massenkündigung eine Panne: Pöstler – und möglicherweise auch weitere Personen – konnten im Sichtfenster des Couverts die Betreffzeile des Briefs lesen: «Kündigung inklusive Austrittsbestätigung». Dem Beobachter liegen entsprechende Belege vor.
Der Detailhändler bestätigt auf Anfrage des Beobachters, dass die Kündigungsschreiben an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Do-It-+-Garden-Zentrale verschickt wurden – nachdem am gleichen Tag in einer Infoveranstaltung über deren Schliessung informiert worden war.
Kündigungen sind trotz Fehler gültig
Laut einem Sprecher kam es zu einem Formatierungsfehler zwischen der Adresse des Empfängers und der Betreffzeile. «Aufgrund der Beobachter-Anfrage haben wir alle 159 Schreiben überprüft und festgestellt, dass der Fehler bei acht Mitarbeitern aufgetreten ist», so der Migros-Sprecher. Man bedauere den Vorfall und werde sich bei den Betroffenen persönlich entschuldigen.
Die Beobachter-Arbeitsrechtsexpertin Katharina Siegrist sagt, die Kündigungen seien trotz diesem Fehler gültig. «Datenschutzrechtlich könnte der Fall aber heikel sein», sagt die Juristin.
«Wahrscheinlich liegt hier eine Verletzung der Datenschutzvorschriften vor.»
Sprecherin des eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten
Für Datenschutzrechtsverletzungen bei Privatunternehmen ist der eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte (EDÖB) zuständig. Vom Beobachter auf den Fall angesprochen, schreibt der EDÖB: «Wahrscheinlich liegt hier eine Verletzung der Datenschutzvorschriften vor.» Denn wer Daten bearbeitet, darf dies nur nach dem Verhältnismässigkeitsprinzip tun. Also nur so viele Informationen wie nötig verarbeiten oder auch sichtbar machen.
«Dass der Gegenstand des Schreibens sichtbar ist, entspricht sicherlich keinem gültigen Bedürfnis», betont der EDÖB weiter. Da eine Entlassung zwar eine heikle Information sei, aber in der Regel keine sensiblen Daten wie religiöse oder gewerkschaftliche Ansichten beinhalte, wiege das Verschulden allerdings weniger schwer.
Migros-Mitarbeiter können aktiv werden
Der EDÖB klärt derzeit den Sachverhalt. «Je nachdem können wir informell tätig werden oder eine Untersuchung einleiten.» Aber auch die Betroffenen können aktiv werden: Da die Briefe bereits versandt wurden, können die Empfängerinnen gemäss EDÖB zivilrechtliche Schritte gegen die Migros ergreifen.
«Die Unsicherheit beim Personal ist gross.»
Sprecherin der Gewerkschaft Unia
Die Gewerkschaft Unia zeigt sich erschrocken, dass es bei der Migros in dieser heiklen Phase zu einer solchen Datenschutzpanne kam. Und obwohl die Unia bei der Massenentlassung nicht als offizieller Sozialpartner anerkannt sei, stehe man im Austausch mit Betroffenen, wie eine Sprecherin dem Beobachter sagt.
So hat die Unia Rückmeldungen erhalten, dass einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Kündigungen noch nicht erhalten hätten und deshalb in grosser Sorge seien. «Die Unsicherheit beim Personal ist gross, nicht nur in den Do-It-Abteilungen, sondern auch in anderen Fachmärkten.»
Hinweis: Dieser Artikel wurde erstmals am 4. März 2025 publiziert.
- Strafgesetz: Verletzung des Schriftgeheimnisses (Art. 179)
- Schweizerische Post: «Post- und Briefgeheimnis: Welche Briefe darf ich öffnen?»
- Postgesetz
- Eidgenössischer Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragter: Datenbearbeitung durch den Arbeitgeber
2 Kommentare
An Herrn Werner Furrer (Kommentar) und alle Migros-Kund/innen: Langsam aber sicher werde ich als „Nur“-Kundin diesen Verdacht auch nicht mehr los….. denn auch als Kundin fühle ich mich von der Migros je länger je mehr vera**scht! Aktionen werden kleiner und immer weniger, dafür muss man für eine Aktion eine umso grössere Menge kaufen, für eine Einzelperson eine Zumutung, gerade bei verderblichen Produkten! Auch die Cumulus-Aktionen werden seit längerem drastisch reduziert und eingeschränkt, wo es doch gerade jetzt so wichtig wäre, wo alles immer teurer und noch teurer wird! Von den angekündigten über 400 Produkten, die gross angekündigt wurden Ende 2024-Anfang 2025 habe ich noch rein gar nichts bemerkt!! Es werden wohl nur Produkte sein, welche kaum jemand regelmässig braucht, also nicht alltägliche Produkte! Das ist doch ein „Riesenbschiss“! Das Interview im letzten Migros-Magazin mit dem CEO war zum Ko**en und voller Lügen, wenn man etwas zwischen den Zeilen liest, es hat mich keineswegs überzeugt als Migros-Kundin! Ich habe schon länger angefangen, gewisse Produkte an anderen Orten einzukaufen, wo dasselbe Produkt z.T. bis zu 50% billiger ist und ebenso gut! Die Migros fährt eine Strategie, die sie selbst immer noch schlechter dastehen lässt! Sie wird immer mehr Kunden verlieren auf diese Weise! Sie schiesst sich gerade selbst in den Rücken, denn ich kenne andere Kund/innen, die dasselbe sagen und auch anderswo einkaufen in der Zwischenzeit! Die Chefetage würde gut daran tun, dies alles nochmals gründlich zu überdenken, wenn die Migros weiterhin existieren will!! Sie selbst ist es, die die Migros-Kund/innen je länger je mehr vergrault und sich selbst damit zerstört!
Die Migros wird z.Z von einer bösartigen und inkompetenten Chef-Clique beherrscht!