«Rettungssanitäterin» stand auf dem Namensschild, das Elena B. (Name geändert) sieben Jahre lang stolz trug. Für den Rettungsdienst des Kantons St. Gallen reanimierte sie Verletzte, legte Venenkatheter, verband Wunden und verabreichte Medikamente. Kurz: Sie tat, was jede Rettungssanitäterin tut.

«Frau B. beherrschte die praktischen Massnahmen der notfallmedizinischen Handlungen und assistierte bei der präklinischen Versorgung der Patientinnen und Patienten situationsgerecht und fachlich korrekt», steht im Arbeitszeugnis Standardisierte Arbeitszeugnisse Wenn Zeugnisse nichtssagend sind . «Wir haben Frau B. als belastbare Mitarbeiterin kennengelernt, die jederzeit bereit war, bei Engpässen einzuspringen.»

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Eigentlich, könnte man meinen, steht dem beruflichen Wiedereinstieg von Elena B. nichts im Wege. Ausser der Bürokratie. Und die schlägt mit voller Wucht zu. Denn Elena B. ist nach schweizerischem Verständnis offiziell nur Rettungsassistentin, obschon sie jahrelang als vollwertige Rettungssanitäterin gearbeitet hat. Kompliziert? Fürwahr.

Unmöglich für die junge Mutter

Elena B. absolvierte den theoretischen Teil ihrer Ausbildung in Deutschland. Den praktischen Teil erarbeitete sie sich beim Rettungsdienst St. Gallen, wo sie auch angestellt war. 2013 schloss sie mit dem Diplom als Rettungsassistentin ab.

Um in der Schweiz offiziell den Titel «Rettungssanitäterin» führen zu können, hätte Elena B. mehrere Wochen Weiterbildung besuchen, eine längere Arbeit verfassen und eine praktische Prüfung absolvieren müssen.

Zweimal unternahm sie einen Anlauf, kapitulierte jedoch schon vor dem Start: Als alleinerziehende Wohnsituation, Kinder, Altersvorsorge Alleinerziehend – worauf ist rechtlich zu achten? junge Mutter mit einer Vollzeitstelle überstieg das ihre Kräfte, und weniger zu arbeiten, lag aus finanziellen Gründen nicht drin. Anfang 2017 wurde sie zur Transportsanitäterin zurückgestuft, weil die Weiterbildung fehlte. Ende des Jahres verliess sie den Rettungsdienst.

«Ein Mangel wie noch nie»

Nun möchte sie die geforderten Ausgleichsmassnahmen, also die fehlenden Weiterbildungen, absolvieren, um als diplomierte Rettungssanitäterin arbeiten zu können. Sie würde bei manchem Rettungsdienst mit offenen Armen empfangen.

Allein im Kanton Zürich sind zurzeit 30 Stellen bei Rettungsdiensten offen.

«Wir haben einen Fachkräftemangel, wie ich ihn noch nie erlebt habe», sagt Michael Schumann, Präsident der Swiss Paramedic Association. 2022 hat die Zahl der Rettungseinsätze in manchen Regionen um bis zu zehn Prozent zugenommen. Allein bei den Rettungsdiensten im Kanton Zürich sind im Moment rund 30 Stellen offen.

Doch das Schweizerische Rote Kreuz (SRK), das im staatlichen Auftrag die Berufsanerkennungen in diesem Bereich regelt, macht Elena B. einen Strich durch die Rechnung. Man könne keine «Personen anerkennen, die den Anforderungen des schweizerischen Gesundheitssystems und des Gesundheitsberufegesetzes nicht entsprechen», sagt eine Sprecherin.

Weil in Deutschland die gesetzlichen Grundlagen geändert haben und die Übergangsfrist in der Schweiz abgelaufen ist, muss Elena B. nach dem Willen des SRK noch einmal eine zweijährige Vollzeitausbildung absolvieren.

«Schwer nachvollziehbar»

Elena B. versteht das nicht: «Ich habe jahrelang als vollwertige Rettungssanitäterin gearbeitet und mich immer weitergebildet.» Die Belege hat sie dem SRK eingereicht – ohne Erfolg.

Sie wäre selbstverständlich bereit, noch fehlende Ausbildungsmodule zu besuchen: «Aber ich habe mittlerweile drei Kinder. Eine zweijährige Vollzeitausbildung zu einem sehr tiefen Lohn liegt für uns als Familie nicht drin.»

Swiss Paramedic fordert zwar, dass Rettungssanitäterinnen und -sanitäter eine Höhere Fachschule abschliessen, doch Präsident Schumann ist für pragmatische Lösungen: «Wer jahrelang mit einer Ausbildung als Rettungsassistentin gearbeitet hat, kann sehr versiert sein. Bis vor einiger Zeit war es problemlos möglich, dass diese Berufsleute mit entsprechenden Ausgleichsmassnahmen und Weiterbildungen eine Anerkennung als Rettungssanitäter erlangen konnten. Angesichts der momentanen Situation ist es schwer nachvollziehbar, warum das jetzt nicht mehr möglich ist.»