Alleinerziehend – worauf ist rechtlich zu achten?
Wer sein Kind allein erzieht, jongliert Tag für Tag mit einer Vielzahl von Bedürfnissen. Umso wichtiger, sich frühzeitig mit möglichen rechtlichen Konsequenzen auseinandersetzen.
Veröffentlicht am 29. März 2022 - 15:42 Uhr
Niemand nimmt einem die Last der Verantwortung ab. Das kann bedrückend sein. Und dann all die Entscheide, die man allein treffen muss. Dazu kommen nicht selten Existenzängste und finanzieller Druck.
Auch wenn dahinter die unterschiedlichsten Geschichten stehen, plagen Alleinerziehende oft ähnliche Sorgen. Jede sechste Familie in der Schweiz ist eine sogenannte Einelternfamilie, rund 200'000 sind es an der Zahl.
Rechtsanwältin Katharina Siegrist, die als Familienrechts-Spezialistin im Beobachter-Beratungszentrum arbeitet, kennt sich mit den Lebensbedingungen Alleinerziehender gut aus: «Viele müssen jeden Rappen zweimal umdrehen. Zusammen mit der Erziehungsverantwortung, die man ganz allein trägt, ist das ein enormer Druck.»
Alleinerziehend kann man aus ganz unterschiedlichen Gründen werden – oder man ist es ganz bewusst. Wenn man auf sich gestellt ist, ist es ratsam, sich frühzeitig mit möglichen, auch rechtlichen Konsequenzen auseinanderzusetzen.
Wenn Sie verheiratet sind, darf keiner der Ehegatten den anderen eigenmächtig aus der gemeinsamen Familienwohnung wegweisen (Ausnahme: häusliche Gewalt ). Im Idealfall können Sie sich einigen, wer bei der Trennung aus der ehelichen Wohnung auszieht und was er oder sie vom Hausrat mitnimmt.
Tipp
Regeln Sie die Trennung in einer Trennungsvereinbarung. Neben der Wohnsituation können Sie dort auch alle anderen Belange, die für die Trennungszeit wichtig sind, festhalten – etwa die Alimente und eine Obhuts- und Besuchsregelung.
Sind sich Eheleute grundsätzlich über die Modalitäten einer Trennung einig, sollten sie die wichtigsten Punkte dafür schriftlich festhalten. Beobachter-Mitglieder erhalten hierfür verschiedene Mustervorlagen, wie das Getrenntleben mit und ohne Kinder geregelt werden kann und zeigt überdies, wie sie das gerichtliche Eheschutzverfahren einleiten, wenn eine Trennungsvereinbarung nicht eingehalten wird.
Kinderbelange sind bei Trennungen und Scheidungen ein häufiger Konfliktpunkt. Es geht darum, die elterliche Obhut, das Besuchsrecht und den Unterhalt zu regeln. Nicht selten streitet man sich um die Betreuungsanteile, weil man auf der anderen Seite finanzielle Konsequenzen fürchtet.
Gut zu wissen
Seit 2017 setzt sich der Kindesunterhalt aus drei Positionen zusammen. Der Naturalunterhalt umfasst die Pflege und Erziehung des Kindes. Unter den Barunterhalt fallen etwa die Kosten für Bekleidung, Unterkunft, Fremdbetreuung und Gesundheit. Der Betreuungsunterhalt soll die Leistung abgelten, wenn man nach der Trennung die Kinder betreut und deshalb seinen Lebensunterhalt nicht oder nur teilweise selber finanzieren kann.
Es zeigt sich, dass häufig Frauen sich zu wenig um die eigenen Finanzen und ihre Vorsorge kümmern. Alleinerziehende müssen sich auch allein um die Altersvorsorge kümmern. Es können schnell Lücken entstehen, insbesondere wenn man wegen der Kinderbetreuung Teilzeit arbeitet .
Lücken in der Altersvorsorge sind eine der Hauptursachen von Altersarmut; diese betrifft vor allem Frauen. Was für Frauen im Allgemeinen gilt, gilt für Alleinerziehende erst recht: Sie sind ganz besonders armutsgefährdet. So gilt bei einer Scheidung das Prinzip der Eigenversorgung.
Tipp
Vorsorgen kann auch ohne Sparen gelingen. Bleiben Sie wenn immer möglich im Arbeitsprozess und bilden Sie sich weiter. Vergessen Sie nicht, die Alimente anpassen zu lassen, sollten sich die Verhältnisse dauerhaft und wesentlich verändern.
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