Hochsaison für Rettungskräfte
Die meisten Freizeitunfälle passieren nicht beim Bungeejumping oder Rafting auf wilden Wassern, sondern auf Skipisten und Fussballplätzen. Statistisches zum Sport und Tipps, wie man Unfall- und Kostenrisiken verringert.
Veröffentlicht am 9. Februar 2009 - 09:03 Uhr
Zurzeit sind wohl die gefährlichsten Orte in der Schweiz die Skigebiete. Wo immer ein Skilift steht, wird Blut vergossen, brechen Knochen und reissen Bänder und Muskeln. Zwar sind 2004 im Vergleich zum Vorjahr laut Suva-Unfallstatistik die Skiunfälle und die Snowboardunfälle um je 15 Prozent zurückgegangen. Trotzdem verunfallen noch knapp 40'000 jeden Winter auf Schweizer Skipisten. Die zahlreichen verunfallten Touristen aus dem Ausland sind da noch gar nicht mitgezählt, weil die Suva nur in der Schweiz Versicherte erfasst. Medizinische Kosten, Taggelder und Renten mitgerechnet, verursachen die Schneesportunfälle jedes Jahr Kosten von rund 200 Millionen Franken.
Und kaum ist der Schnee geschmolzen, geht das gefährliche Treiben weiter.
Im Frühjahr schwingen sich dann wieder Tausende in die Velosättel, steigen in Jogginghosen, Fussballschuhe und holen die Inlineskates hervor, um den angesammelten Winterspeck abzutrainieren. Doch ganz so gesund ist die Bewegung an der frischen Luft offenbar doch nicht.
Zwar geht die Zahl der Sportunfälle anscheinend zurück: zwischen 2003 und 2006 laut Suva um sieben Prozent auf 153'803. Vermutlich weil sich immer mehr Skisportler, Inlineskater und Velofahrer mit Helm und Gelenkschonern schützen.
Allerdings beziehen sich diese Zahlen nur auf die Personen, die nach Unfallversicherungsgesetz (UVG) versichert sind. Kinder, Studenten und Ausländer mitgezählt, kommt die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) auf rund 300'000 Sportverletzungen im Jahr. Zudem verlieren jährlich 130 Freizeitsportler ihr Leben, und Sportunfälle verursachen Kosten von immer noch mehr als 700 Millionen Franken im Jahr. Zählt man aber Folge- und indirekte Folgekosten mit, verursachen Sportunfälle laut einer Studie der Universität Zürich jährlich Gesamtkosten von drei Milliarden Franken.
Spricht man von Risikosport, denkt jedermann an Biken, Skaten, Bungeejumping oder Riverrafting. Doch das wahre Grauen lauert auf der Piste und auf dem Sportplatz um die Ecke. Wenn Schweizer zum Plausch Fussball spielen, liest sich die Bilanz wie eine Kriegsnachricht: 13'000 Verletzte pro Jahr. Ohnehin passiert beim Fussball jeder fünfte Sportunfall. Laut BfU ist das Risiko, sich bei einem der jährlich 56'000 Grümpelturniere zu verletzen, bis zu dreimal höher als bei einem Profiturnier. Fussball und Schneesport kann man getrost als Risikoaktivitäten ansehen – besonders wenn sich sportliches Unvermögen mit übertriebenem Leistungswillen paart. Wenn untrainierte Couchpotatoes einmal im Jahr ihre Fussball- oder Skischuhe abstauben, sind die gängigen Folgen Zerrungen, Prellungen, Bänder- und Muskelrisse, Rissquetschwunden sowie Knochenbrüche.
Weitgehend unbekannt ist auch, dass Freizeitsport im wahrsten Sinne des Wortes ins Auge gehen kann. Obwohl Schutzbrillen leicht Abhilfe schaffen würden, erleiden Mountainbiker immer wieder Augenverletzungen – durch Äste oder weil ihnen ein Insekt ins Auge fliegt. Beim Eishockey tragen die Spieler vernünftigerweise einen Helm mit Visier, nicht aber bei Uni- oder Landhockey. Und dies, obwohl das Auge von Bällen und Schlägerschaufeln bedroht ist. Als eine der gefährlichsten Sportarten diesbezüglich gilt Squash, wo der Ball mit bis zu 200 Kilometern pro Stunde aufprallt. Jede vierte Squashverletzung ist eine Augenverletzung.
Die zehn verletzungsreichsten Normalsportarten in der Schweiz sind laut BfU
- Fussball
- Ski alpin
- Snowboarden
- Laufen, Joggen
- Eishockey
- Volleyball
- Baden, Schwimmen
- Pferdesport
- Land-, Roll-, Unihockey
- Schlitteln
Diese Liste rechnet Männer und Frauen zusammen, unbesehen der Risikoranglisten nach Geschlecht. Bei männlichen Sportlern ist der Fussball der Unfallspitzenreiter, Ski und Snowboard kommen auf Platz 2 und 3. Bei Frauen stehen Ski und Snowboard ganz oben auf der Risikoliste. An dritter Stelle folgt der Pferdesport. Fussball kommt bei den Damen erst an fünfter Stelle.
Ausserdem bezieht sich die Statistik nur auf die Unfallhäufigkeit, nicht aber auf die Schwere der Verletzungen. Beim Reitsport etwa ist das Risiko, ein Schädel- oder Hirntrauma zu erleiden, ausserordentlich hoch, dieses Hobby ist also entsprechend gefährlich. Stellt man die Zahl der Unfälle der Anzahl Personen gegenüber, die eine bestimmte Sportart betreiben, müssen Fussball, Bergsport, Reiten und Kampfsport als risikoreich eingestuft werden. Sportarten mit relativ tiefem Unfallrisiko sind hingegen Jogging und Fitness sowie Wassersport.
Andere Länder, andere Unfallursachen. Das amerikanische «Forbes»-Magazin beispielsweise hat das Unfallrisiko der populärsten Sportarten in den USA untersuchen lassen. Dass Rugby und American Football ganz vorn in der Statistik stehen, ist wenig überraschend. Kaum zu glauben aber, was laut «Forbes» zu den gefährlichsten Sportarten gehört: Cheerleading. Die allergefährlichste Sportart mit den meisten – auch tödlichen – Verletzungen pro Sportler ist übrigens Stabhochsprung.
- Länger aufwärmen: Je niedriger die Aussentemperatur, desto länger die Aufwärmphase. Bei Temperaturen unter null sollte man mindestens einen Viertel der Trainingsdauer für Aufwärmübungen einplanen, sich also bei einer Stunde Joggen eine Viertelstunde aufwärmen.
- Stretching erst daheim: Dehnübungen macht man erst nach dem Training und erst wenn man wieder im Warmen ist.
- Genug trinken: In der kühlen Jahreszeit schwitzt man weniger. Deshalb glauben viele Freizeitsportler, sie müssten weniger trinken als im Sommer. Irrtum! Da die kalte Luft viel trockener ist als im Sommer, verlieren Sportler fast ebenso viel Wasser über die Atemluft wie im Sommer durch Schwitzen. Also bei Ausdauersport alle 20 Minuten etwas lauwarme Flüssigkeit trinken.
- Richtig ernähren: Kurzfristig wird das Immunsystem durch Sport geschwächt. Deshalb ist in der kühlen Jahreszeit eine ausgewogene Ernährung besonders wichtig. Der Sportarzt empfiehlt: wenig Fleisch und tierische Fette, viel frisches Obst und Gemüse, Rohkost und Hülsenfrüchte.