Das Virus, das keines ist
Eine beliebte Masche: Betrüger behaupten, dass sie den Computer kontrollieren – und verlangen Geld.
Veröffentlicht am 21. September 2020 - 14:23 Uhr
Plötzlich poppte auf dem PC von Werner Müller eine Warnung auf: Sein Computer sei mit einem Virus infiziert, er müsse sich an die Nummer 0445863735 wenden, und zwar innerhalb der nächsten fünf Minuten. Weil sein Rechner tatsächlich blockiert schien und die Nummer einen offiziellen Schweizer Anschluss vermuten liess, rief der Aargauer Automechaniker an. Es meldete sich ein Erpresser: Man habe seinen PC gesperrt. Um ihn freizuschalten, müsse er 199 Euro bezahlen.
Müller legte auf. Bezahlen würde er sicher nicht. Auch glaubte er dem Mann nicht wirklich. Er war aber derart in Panik, dass er seinen Computer abwürgte und neu aufsetzte, also die komplette Festplatte löschte. Sämtliche Daten, Hunderte Fotos, Videos und Dokumente, waren verloren.
Die Masche sei weitverbreitet, sagt die Polizei. Betrüger versenden Virusmeldungen und versuchen Geld zu erpressen. Oder sie geben sich als Support-Mitarbeiter aus – oft sind sie angeblich von Microsoft . Ihr Ziel ist, dass die Betroffenen ihre Kreditkartendaten herausgeben oder eine Schadens-Software herunterladen. Damit können die Betrüger dann tatsächlich aufs System zugreifen. Denn in den meisten Fällen handle es sich bei der Virusmeldung um eine plumpe Drohung, so die Polizei.
«Die Masche geht nur dann auf, wenn man mit den Betrügern in Kontakt tritt.»
Adrian Etter, Experte für Datensicherheit
Der Fall kann aber auch anders liegen, wie Werner Müllers Beispiel vermuten lässt. Die Erpresser hätten seine Computermaus auf dem Bildschirm bewegt und seinen PC heruntergefahren – also bewiesen, dass sie Zugriff haben, erzählt der 58-Jährige. «Dann muss Herr Müller ihnen aber unbeabsichtigt Zugriff auf seinen PC ermöglicht haben», sagt Adrian Etter, Experte für Datensicherheit beim IT-Dienstleister DSwiss. Das könne aber nur geschehen, wenn man auf einen Link der angeblichen Virusmeldung drückt oder den Anhang eines Spam-Mails öffne.
Die Festplatte zu löschen, sei nicht nötig. Etter rät, den Computer neu zu starten und unter «Programme» zu prüfen, ob man neue Software installiert habe. Falls ja, diese entfernen und zur Sicherheit einen Virenscan durchführen. Wer sich unsicher fühlt, zieht eine Fachperson herbei.
Nie aber sollte man irgendeine Nummer anrufen oder auf einen Link klicken, der auf der Warnung angegeben ist. «Die Masche geht nur dann auf, wenn man mit den Betrügern in Kontakt tritt.»
Wer im Internet surft, sollte sich der Gefahren bewusst sein. Umso mehr, wenn die eigenen Kinder auf Social Media & Co. unterwegs sind. Beobachter-Mitglieder erfahren, wie sie sich vor Spam-Mails schützen und welche präventive Massnahmen sie veranlassen können, damit sie erst gar nicht von Werbemails belästigt werden.
1 Kommentar
Die gleiche Masche wird jetzt auch mit 0049 Vorwahl durchgezogen. Ich habe als Privatperson alle 0049 Nummern von Deutschland sperren lassen.
Gruss Walti