Bettruhe und Inhalation hilft auch Hund und Katz
Nicht nur wir Menschen haben im Winter mit Erkältungen zu kämpfen, auch viele Haustiere bleiben von Husten, Schnupfen oder Kopfschmerzen nicht verschont.
Veröffentlicht am 5. Februar 2020 - 12:08 Uhr
Es ist nass, kalt und windig. Papageno sitzt mit tränenden Augen und tropfender Nase beim Ofen. Er will nicht ins Freie, und Hunger hat er auch nicht. Frauchen kennt das schon: Ihr schwarzer Maine-Coon-Kater ist wie immer im Winter verschnupft.
Auch Barbara Willi, Oberärztin und Leiterin der Klinischen Infektiologie an der VetsuisseFakultät in Zürich, kennt die Symptome. Sie weiss, dass es sich dabei nicht um die gleiche Erkältung handelt, wie sie bei uns vorkommt. «Ursache sind spezifische virale oder auch bakterielle Infektionen, die nicht nur im Winter auftreten. Bei Katzen spricht man von Katzenschnupfen, bei Hunden vom Zwingerhusten.» Die Infektionen lösten lediglich Symptome einer Erkältung oder Atemwegsinfektion aus, die durch nasskaltes Wetter oder Zugluft allerdings begünstigt werden können.
Anzeichen eines Infekts sind:
- eine laufende Nase,
- Niesen,
- tränende Augen,
- Appetitlosigkeit und
- Müdigkeit.
Beim Zwingerhusten ist ein trockener, bellender Husten klassisch, teils auch ein Hochwürgen von weissem Schleim. «Seltener treten Nasenausfluss oder bei sehr schwerem Verlauf wie bei einer Lungenentzündung Fieber, eine angestrengte Atmung und ein reduziertes Allgemeinbefinden auf», so Willi. Beim Katzenschnupfen dominierten – je nach Erreger – Augen- und Nasenausfluss, Niesen oder Aphthen auf der Zunge.
Der Schnupfen kann bei Katzen dramatisch verlaufen, da sie wegen des Verlusts des Geruchssinns das Futter verweigern. Büsi testen mit der Nase die Qualität dessen, was ihnen vorgesetzt wird. «Was sie nicht riechen können, fressen sie nicht», sagt Tierärztin Corinne Meier von der Praxis Kleintierärzte in Rapperswil SG. Was dann helfen könne, sei, das Futter aufzuwärmen. So verstärke man den Geruch der Nahrung.
Weiter empfiehlt sie, durchnässte Tiere im Winter zu Hause trockenzureiben, beim Gassigehen nicht lange in der Kälte stehen zu bleiben und Hunden mit einfachem Haarkleid ohne Unterwolle ein Mäntelchen anzuziehen. Geschwächte, alte oder sehr junge Tiere und kurznasig gezüchtete Vierbeiner seien anfälliger für Infektionen. Treffen könne es jedoch alle, egal ob reinrassig, aus dem Tierheim oder vom Bauernhof. Allerdings sei die Infektionsrate bei der Haltung in grossen Tiergruppen oft höher.
Dass sich Menschen bei ihrem Haustier eine Erkältung holen können – oder umgekehrt –, ist unwahrscheinlich, in der Wissenschaft aber noch umstritten. Einige Experten sind überzeugt, dass es spezielle artenspezifische Viren gibt, die in sehr seltenen Fällen vom Menschen aufs Tier oder umgekehrt übertragen werden können. Sie raten, bei einem Infekt nicht allzu eng mit dem Tier zu kuscheln .
Nachgewiesen ist, «dass Frettchen Influenza vom Besitzer bekommen können», so Jean-Michel Hatt, Klinikdirektor des Tierspitals der Uni Zürich und leitender Tierarzt im Zoo Zürich. Er weiss aber auch, dass Frettchen in der Schweiz selten als Haustiere gehalten werden. Mäuse, Ratten, Kaninchen, Schlangen, Vögel und Schildkröten findet man da schon eher. Auch sie können sich erkälten. Wichtig sei, zu wissen, «dass Heimtiere Krankheitszeichen oft lange verstecken». Die Anzeichen seien ähnlich wie bei anderen Kleintieren:
- Absonderung von der Gruppe,
- Niesen,
- Nasen- und Augenausfluss,
- Maulatmung, Appetitlosigkeit.
Bei Ratten weise ein rötlicher Augenausfluss auf eine Mykoplasmeninfektion hin. Diese könne auf andere Organe übergreifen und zu Symptomen wie Gleichgewichtsstörungen führen.
Ob Hund, Katze oder Maus: Eine Diagnose ist nicht immer einfach. «Ich erinnere mich an einen Hund mit typischen Symptomen eines Infekts», erzählt Tierärztin Corinne Meier. Die Behandlung habe aber nicht angeschlagen. «Erst eine Nasenspiegelung zeigte die wahre Ursache: ein Grashalm, der tief in der Nase steckte.» Gerade weil Symptome so oder so gedeutet werden könnten, «sollte man sich nicht auf Diagnosen aus irgendwelchen Onlineforen verlassen», warnt sie.
Wer bei Krankheitssymptomen unsicher sei, sollte zum Tierarzt gehen. Und Barbara Willi rät dringend davon ab, dem Tier für den Menschen zugelassene Erkältungsmedikamente zu verabreichen. «Hunde und Katzen können wegen anderer Stoffwechseleigenschaften mit teils schweren Nebenwirkungen darauf reagieren.» Zudem soll man Tiere, die apathisch oder appetitlos sind, auf jeden Fall dem Tierarzt zeigen, «weil eine über mehrere Tage andauernde Futterverweigerung zu weiteren Problemen führen kann».
Es gibt Hausmittel , die auch bei Haustieren unterstützend helfen können:
- Nasentropfen mit Kochsalzlösung,
- Wärme mittels Rotlicht oder Wärmflasche, Wasserdampf-Inhalation.
«Dazu füllt man einen grossen Behälter mit kochendem Wasser und verbringt mit dem Tier etwa eine halbe Stunde in einem möglichst kleinen Raum», erklärt Corinne Meier. Katzen könne man auch in einer Box nahe dem Wasserdampf platzieren.
Leichte Infektionen klingen meist von selbst wieder ab. Dafür braucht das Tier aber Zeit und Ruhe. «Auch ein gutes Raumklima trägt zur Abheilung wie auch zur Vorbeugung bei», sagt Barbara Willi. Ein Luftbefeuchter kann helfen – trockene Heizungsluft verschlimmert oft die Symptome. Auch auf Klimaanlagen und Ventilatoren reagieren einige Haustiere empfindlich, vor allem Papageien. Weniger Sorgen müssen sich da Hunde- und Katzenhalter machen. Wenn es zu stark bläst, suchen sich die Tiere von selbst ein angenehmeres Plätzchen.
Ein Tier mit einer Infektion «sollte man nicht zu gesunden Artgenossen lassen – die Krankheiten sind ansteckend», warnt Barbara Willi und weist darauf hin, wie wichtig die gängigen Schutzimpfungen sind. Eine Infektion könne aber nicht völlig verhindert werden – wie bei Kater Papageno, der trotz Impfung immer mal wieder verschnupft ist. «Einerseits sind beim Katzenschnupfen und beim Zwingerhusten viele unterschiedliche Viren und auch Bakterien beteiligt, die nicht alle mit Impfungen abgedeckt werden können.» Anderseits seien einige Viren wahre Verwandlungskünstler und träten immer wieder in neuen Varianten auf.
Dennoch kann eine Impfung das Leben eines Vierbeiners retten: «Die bei Hunden und Katzen empfohlenen Impfungen beugen einem schweren Verlauf vor. Geimpfte Tiere zeigen generell einen deutlich milderen Krankheitsverlauf.» Der Impfschutz wird übrigens auch für Wohnungskatzen empfohlen. Oft liessen sie ihre Besitzer aus Unwissenheit nicht impfen, sagt Corinne Meier. «Das ist völlig falsch. Denn wir Menschen tragen über Kleider und Schuhe immer auch Viren ins Haus.»