Papi, kännsch de Witz?
Weshalb sich die Tochter unseres Kolumnisten unbedingt «ein Kindergartentäschli mit einem Elefanten drauf - mit Pimmel» wünscht.
Veröffentlicht am 1. Februar 2011 - 08:22 Uhr
«De Unkel Fritz hät es Auto ooni Sitz. Faart er über d Schanze, haut s en uf de Ranze. Chunt d Frau Tokter Meier, haut em eis i d Eier. Chunt de Tokter Füdliblutt und macht en grad no ganz kaputt.» Sie sehen: Mit dem Humor von Kindern ist das so eine Sache. Ihre Witze sind selten lustig, oft sogar ziemlich schlecht und zielen meist auch noch auf Zonen unter der Gürtellinie, die zu betreten man seinem Nachwuchs eigentlich verboten hat. Und dann sind Kinder auch noch so unbescheiden hartnäckig, erzählen wieder und wieder den gleichen Witz, als wäre offensichtlich: Das Publikum am Küchentisch hat einfach nicht gelacht, weil es den Witz nicht verstanden hat. Pah!
Nun soll man das zarte Pflänzchen Humor aber behutsam aufbauen. Also ringe ich mir ab und an ein Lächeln ab, um meinen Witzbold nicht zu entmutigen. Und wenn sie mal wieder kommt, die Frage: «Papi, kännsch de Sekundewitz?», dann sage ich Nein und lasse die Pointe über mich ergehen: «Scho verbii!»
Tja. Nun ist mein Sohn aber nicht nur witzig, sondern auch sensibel. Mittlerweile spürt er seismographisch auf, ob ein Lächeln echt oder nur gespielt ist. Nun sind seine Witze noch nicht wirklich besser geworden, deshalb erzählt er sie neuerdings seiner kleinen Schwester. Das ist gut, weil ich nun nicht mehr in die peinliche Situation gerate, über schlechte Witze lachen zu müssen, anderseits doof, weil dadurch die innerfamiliären Kontrollinstanzen ausser Kraft gesetzt sind. Es dauerte allerdings seine Zeit, bis mir gewahr wurde, dass im Kinderzimmer seit längerem Witze unter Missachtung der Altersschutzbestimmungen erzählt werden. Und zwar fragten wir unsere Tochter neulich: «Du, was für ein Kindergartentäschchen hättest du gern?» Sie antwortete nüchtern: «Ein rotes mit einem Elefanten drauf mit Pimmel.» Und das auf nüchternen Magen!
Mir wäre beinahe der Esslöffel voll Frühstücksflocken wieder ausgetreten – mit Umweg über die Nasengänge. Ich versuchte aber ruhig zu bleiben. «Nei, Schätzli, du meinsch nöd Pimmeli, gäll?» – «Doch», heulte sie auf. «Ich will auch einen Elefanten mit Pimmel!» Sie blieb hartnäckig – und ich fragte mich ernsthaft: Himmel, was hat sie bloss mit diesem Pimmel? Bis der kecke Sohnemann eines Tages mit folgendem Witz herausrückte: Begegnen sich ein Kamel und ein Elefant in der Wüste. Sagt der Elefant: Was hast du für komische Brüste auf dem Rücken? Antwortet das Kamel: Du musst dich wundern, mit deinem Pimmel im Gesicht.
Erklären Sie dann einer Dreijährigen einmal, dass das Ding im Gesicht eines Elefanten Rüssel heisst. Die hält Sie glatt für einen Scherzkeks.