So haben Sie im Alter genug Geld
Wer mit 64 oder 65 plötzlich die Hälfte seines Einkommens verliert, hat ein Problem. Wer genug früh vorbeugt, hat im Alter mehr.
Veröffentlicht am 24. Juni 2021 - 09:45 Uhr
Im Schnitt erhalten Rentnerinnen und Rentner in der Schweiz monatlich 1772 Franken aus der AHV. Dazu 1767 Franken aus der Pensionskasse. Macht zusammen 3539 Franken.
Der Monatslohn der 50- bis 65-Jährigen liegt aber im Mittel bei 7355 Franken – ist also mehr als doppelt so hoch. Unter dem Strich ist die Einbusse nicht ganz so gross, denn die Einkommensstatistik geht vom Bruttolohn aus, von dem noch Sozialversicherungsbeiträge abgezogen werden, die Neurentenstatistik aber erfasst die netto ausgezahlten Beträge.
Dennoch: Rund 40 Prozent des bisherigen Einkommens fallen weg mit der Pensionierung, einfach so. Je nach persönlicher Situation kann es mehr oder weniger sein. Wer nach einer Scheidung ein Loch in der Pensionskasse hat, dem fehlt wahrscheinlich mehr.
Zugleich haben Pensionierte zusätzlich auch von 8 bis 17 Uhr Zeit – Zeit, Geld auszugeben, das sie plötzlich nicht mehr haben. Und die Ausgaben sinken nicht automatisch. Kosten für den Arbeitsweg fallen zwar weg, dafür steigen tendenziell die Krankheitskosten; unter dem Strich oft ein Nullsummenspiel. Das macht vielen Angst. Dabei wäre die Pensionierung doch eigentlich ein Grund zur Freude: endlich Zeit für all die schönen Dinge, die man stets beiseiteschieben musste.
Angst ist unnötig – sofern man sich auf diese neue Ausgangslage vorbereitet . «Je früher man mit der finanziellen Planung der eigenen Pensionierung beginnt (siehe Infografik «Vorsorge von 20 bis 65 Jahren»), desto kleiner sind die Einschnitte, die es braucht, um auch im Rentenalter ein gutes Leben führen zu können», sagt der Schwyzer Finanzplaner Iwan Brot, einer der Autoren des neuen Dossiers «Mit der Pensionierung rechnen» aus der Beobachter-Edition.
Ein Rechenbeispiel: Um im Pensionsalter zusätzlich zur AHV- und Pensionskassen-Rente 300'000 Franken zur Verfügung zu haben, müsste man monatlich 2037 Franken zur Seite legen, wenn man erst im Alter von 55 damit beginnt. Für viele ein Ding der Unmöglichkeit. Fängt man hingegen schon mit 35 damit an, sind es «nur» 432 Franken – das liegt schon eher drin. Beide Beispiele gehen davon aus, dass das angesparte Geld jährlich rund vier Prozent rentiert. Das ist mit Aktienanlagen – etwa in einem Fondssparplan – durchaus realistisch, auch bei den aktuell niedrigen Zinsen.
«Viele unterschätzen den Zinseszinseffekt», sagt Iwan Brot dazu. Je länger das Geld investiert ist, je besser es rentiert, desto mehr bleibt für einen selbst am Ende übrig. Auch wenn jede und jeder Einzelne auch auf die AHV und die Pensionskasse Einfluss nehmen kann und soll: «Das A und O bei der Pensionsplanung ist die private Vorsorge, also die dritte Säule », sagt Brot. Ihr Einfluss wird umso grösser, je wackliger die AHV aufgrund der Demografie und der bislang gescheiterten Sanierungsmassnahmen wird.
Dank der privaten Vorsorge die Einnahmen aus AHV und Pensionskasse aufzubessern, ist die eine Seite. Den Hebel ansetzen kann und soll man aber auch auf der anderen Seite, bei den Ausgaben. «Und zwar während der Erwerbsphase wie auch danach», weiss der Zürcher Finanzplaner Fritz Schiesser, Mitautor des neuen Beobachter-Dossiers. Sparen möge altmodisch und nach Verzicht klingen: «Aber nur wer seine Ausgaben im Griff hat, kann sein Budget im Lot halten.»
«Der grösste Ausgabenposten, den man sich regelmässig anschauen sollte, ist die Wohnsituation», rät Schiesser. Das gilt für Mieterinnen und Mieter wie für Eigentümer. Als Mieter ergibt es in fortschreitendem Alter keinen Sinn, in einer zu gross gewordenen Wohnung zu bleiben, wenn die Kinder ausgezogen sind. Ein Umzug kostet zwar ebenfalls Geld, doch langfristig betrachtet lohnt er sich meistens doch.
Für Eigentümer dagegen stellt sich oft die Frage, ob und in welcher Höhe sie nach der Pensionierung ihre Hypothek amortisieren müssen und ob sie das finanziell überhaupt stemmen können. Auch hier kann ein Umzug in ein kleineres Objekt das Budget nachhaltig sanieren.
Längst nicht überall ist Sparen gleichbedeutend mit Verzichten. Wer zu einer günstigeren Krankenkasse wechselt , handelt sich praktisch keine Nachteile ein, spart aber je nachdem mehrere Hundert Franken im Jahr. Hochgerechnet auf ein ganzes Leben, kann allein diese Massnahme den entscheidenden Unterschied ausmachen, was man sich nach 65 noch leisten kann und was nicht.
Haben Sie Ihre Finanzen im Griff? Wissen Sie, wie viel Geld Ihnen nach der Pensionierung bleiben wird? Beobachter-Mitglieder können mit der Vorlage «Budgetplanung zur Vorbereitung der Pensionierung» ihre Ausgaben und Einnahmen in einer Tabelle detailliert auflisten und sehen dadurch, wie viel ihnen heute und während der Pension zur Verfügung steht.
2 Kommentare
Tja, schöne Tipps - für Gutverdiener und Reiche. Wer es sich frühzeitig leisten kann, hat Glück. Alle, die mit 50 oder danach gekündigt werden und keinen Job mehr finden, da zu alt und zu teuer und "nicht dringend gesuchte Fachkraft" (davon gibt es einige) haben mehr als Pech, da auch nicht mehr in die PK einbezahlt werden kann... und sollte man vor der AHV noch Sozialhilfe benötigen, ist die PK und alles, was man sich in 30 Jahren arbeiten "zur Seite" gelegt hat auch weg, weil man die Sozialhilfe zurückzahlen muss und noch in die Frühpensionierung gezwungen wird.
Die Schweiz steuert in wenigen Jahren auf eine grosse Altersarmut hin, hat es nur noch nicht bemerkt. Ein hoch auf unsere Politiker...
Diese Anmelderei dauernd auf dem Handi auf dem
PC ist schon massloss übertrieben. Andere Zeitungen
machen dies viel simpler und kundenfreundlicher