Keine Cumulus-Kreditkarte, weil man verheiratet ist
Die Migrosbank lehnt Kreditkarten-Anträge von Ehepaaren ab, die sich ein Konto teilen und dies auf dem Migrosbank-Formular zugeben.
Veröffentlicht am 16. September 2022 - 17:52 Uhr
«Ihr Antrag wurde abgelehnt»: Das teilt die Migrosbank aktuell vielen Interessierten mit, die eine neue Cumulus-Kreditkarte wollen. Der Grund: Sie sind verheiratet. Genauer: Sie sind am Konto, von dem die Kreditkartenrechnung bezahlt werden soll, nicht «ausschliesslich wirtschaftlich berechtigt». Noch genauer: Sie waren so ehrlich, diesen Punkt auf dem Migrosbank-Formular anzukreuzen.
Die Folge: Ihr Kreditkartenantrag wird automatisch abgelehnt.
So erging es Zoë Nuhr* (Name geändert). «Sogar als ich darlegte, dass wir als Ehepaar je eine Karte möchten und die Rechnung von unserem gemeinsamen Haushaltskonto beglichen würde, blieb die Migrosbank hart.» Dabei sei die Karte der Migrosbank genau wegen der Cumulus-Punkte für Familien besonders attraktiv.
Und andere Banken?
Migrosbank-Sprecher Urs Aeberli bestätigt: Ehepaare erhalten nur eine Karte, wenn der Antragsteller «ein Konto hat, dessen ausschliesslich wirtschaftlich Berechtigter er ist». Das diene einem «schlanken Kartenantragsprozess» (will heissen: vollautomatisierten Ablauf) und sei «Branchenstandard».
Von wegen. Bei anderen Anbietern kann man beim Antrag auch angeben, «gemeinsam mit anderen Personen» (die man namentlich aufführen muss) wirtschaftlich berechtigt zu sein.
In einer internen Weisung schreibt etwa die Cembra Money Bank ausdrücklich, sie akzeptiere es, wenn «Ehepartner des Antragstellers» am Konto beteiligt seien. Das ist brisant, weil Cembra bis anhin die Cumulus-Kreditkarte herausgegeben hat und daran interessiert ist, möglichst viele Kunden zu behalten. Das war der Grund, warum Zoë Nuhr bei Cembra geblieben ist.
Anders reagiert hat Urs Rosi* (Name geändert). Er schickte den Antrag einfach nochmals ab und gab an, er sei «ausschliesslich» wirtschaftlich berechtigt, obwohl seine Frau ebenfalls Zugriff aufs Konto hat. Er erhielt die Karte problemlos – genau wie seine Frau auch.
Das ist auch völlig in Ordnung. Banken müssen zwar bei Konto- und Kreditkartenanträgen gemäss ihren Standesregeln nach der «wirtschaftlichen Berechtigung» fragen, um etwa Geldwäscherei zu verhindern. Aber im einschlägigen Kommentar der Bankiervereinigung dazu steht kein Wort, dass man Ehepaare nicht auch zusammen betrachten dürfe.
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3 Kommentare
Damit hat die Migros nur insofern etwas zu tun, da sie den Kartenanbieter gewechselt hat! Schuld an dieser Misere ist die Visa! Ich habe deswegen auch meine Bedenken, Visa ist mir seit jeher unsympathisch, da hat die Migros einen fatalen Schritt gemacht! Ich bleibe lieber bei der Mastercard von Cembra Money Bank, die ist nicht so „undurchsichtig“ wie die Visa es ist! Könnte zwar die doppelten Cumulus-Punkte beim neuen Angebot gut gebrauchen..... aber nicht auf diese Weise!!
Ich habe andere Visa Karten und da war es kein Problem. Die verschiedenen Berichte zeigen das die Migros Bank mühsam tut. Einmal abgesehen dass die doppelten Cumuluspunkte auf ein Jahr begrenzt sind, fährt man mit Certo besser weil es dort direkt 1% Rabatt bei 3 Geschäften (auch bei migros) gibt, zudem kann man seine bestehenden Cumulus und Superpunktekarten trotzdem einsetzen. Deswegen sind wir dann doch zu Certo. Weniger Theater beim Antrag als bei der Migros Kreditkarte. Vorallem mehrfach in der Hotline der Migrosbank stundenlang gewartet und nie ehrliche Rückmeldungen was das Problem ist. Habe erst hier davon gehört.
Jööh – Geldwäschereibesorgnis. Und das in der Schweiz. Meimei… Aber nur für Kleinstsparer, die sich den täglichen Bedarf oftmals vom Mund absparen müssen. Hingegen Anwälte, Notare, Goldraffinerien und (glaub) Casinos unterstehen diesem Artikel nicht.
Der Nationalrat hatte die Gesetzesvorlage dank einer Mehrheit aus dem rechten Lager verhindert.
Braucht man in der Not mal ernsthaft einen Rechtsanwalt, sind diese meist alle „beschäftigt“. Klar doch – die haben jeden Tag Waschtag.