Luisa Lüthi (Name geändert) hatte Schwein – in allen Formen, Farben und Grössen. Die St. Gallerin sammelte «Säuli», als Figuren und Skulpturen, aus Edelsteinen und Porzellan, auf Geschirr und Gemälden. Der Stolz der Sammlung: ein Originaldruck von Albrecht Dürer. Laut der Sammlerfamilie rund 20'000 Franken wert.

Man könnte meinen, so viel Schwein bringe Glück. Aber Fehlanzeige: Seit Lüthis Tod vor zwei Jahren löst die Sammlung Chaos aus. Dabei wollte die pensionierte Tierärztin genau das mit einem Testament vermeiden. Der Säuli-Schatz sollte an jemanden gehen, der Freude daran hat: Suisseporcs, den Verband der Schweizer Schweinehaltenden. 

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«Wir waren überrascht, als das Amtsnotariat uns kontaktierte», heisst es da. Man habe Luisa Lüthi nicht gekannt, das Vermächtnis aber angenommen – aus Freude, Neugier, Anstand.

Es gab aber einen Haken. Weil die Sammlerin zuletzt in Deutschland lebte, mussten die Säuli verpackt, verzollt und transportiert werden. Eine Hürde, aber kein Hindernis – schon gar nicht, wenn sich ein bereitwilliger Helfer meldet. «Ich musste sowieso nach Deutschland, also rief ich Suisseporcs an und schlug vor, mich um die Sammlung zu kümmern», erinnert sich Bruno Lüthi (Name geändert), der Bruder der Verstorbenen.

Ein Wert von 100'000 Franken

Einfach war das Vorhaben aber nicht. «600 Kochbücher, über 200 Gemälde und eine Statue mussten mit dem Kran verladen werden», so Lüthi. Auch habe er vieles mit dem Zoll klären müssen. Was die Sammlung wert ist, konnte nicht lückenlos belegt werden, einige Gemälde wurden aber beurkundet. «Selbst wenn ich vorsichtig rechne, komme ich auf über 100'000 Franken.» 

Im Sommer 2022 holte Lüthi eine Offerte ein. Allein der Transport belief sich auf 8000 Franken – Kosten, die für den Verband überraschend kamen. «Beträge über 5000 Franken müssen genehmigt werden», schrieb der Zuständige in einer E-Mail an Lüthi. Alles Weitere klärten die Parteien mündlich. Ein Fehler, wie heute beide sagen. 

«Am Telefon hiess es, auch höhere Kosten seien okay. Man gab mir explizit einen Auftrag, sonst hätte ich mir den Aufwand gespart», sagt Lüthi. Beim Verband heisst es dagegen, man könne sich nicht an Details erinnern und dazu keine Stellung nehmen.

Fest steht: Kurz darauf fuhr Lüthi nach Deutschland, die Schweinesammlung wurde in die Schweiz überführt und Mitte Juli bestätigte Suisseporcs den Erhalt. Alles schien gut – bis Lüthi seine Rechnung stellte: rund 13'000 Franken für juristische Abklärungen, Verpackung, Transport und Verzollung. 

Im Herbst erhielt er von Suisseporcs 5000 Franken überwiesen. Mehr liege nicht drin, erklärte die Geschäftsführung. «Die Begründung empfand ich als dürftig und gesucht», erzählt Lüthi. Also beschwerte er sich schriftlich – bekam aber nie eine Antwort.

«Wir haben den Auftrag, haushälterisch mit unserem Geld umzugehen», erklärt Suisseporcs auf Anfrage. «Über Mitgliederbeiträge dürfen wir nicht frei verfügen, das Vermächtnis haben wir im guten Glauben angenommen, dass es ohne Kostenfolge ist.» Vielleicht sei man am Telefon zu wenig klar gewesen.

Gegenseitiges Verständnis

Eine schriftliche Zusage gab es nie, das ist aber auch nicht nötig. «Ein Vertrag kommt zustande, wenn sich zwei Parteien über die relevanten Punkte einig sind und das einander mitteilen», sagt Beobachter-Expertin Nicole Müller. Das kann auch mündlich passieren, ja sogar ohne es ausdrücklich zu sagen. Nur: Im Streitfall lässt sich mündlich Vereinbartes nur schwer beweisen. «Schriftliche Abmachungen helfen, Missverständnisse und Streit zu vermeiden.»

Blöd gelaufen – da sind sich der Verband und Lüthi einig. Beide betonen, sie wollten einander nichts Böses. Sie hätten viel Verständnis, aber kein «voriges» Geld. 

«Wieso verkauft Suisseporcs nicht einfach Exponate und bezahlt mich davon?», will Lüthi wissen. Dazu sagt der Verband: «Wir waren in den letzten Monaten aus zeitlichen Gründen nicht in der Lage, uns um diesen Nachlass zu kümmern. Wir sind jederzeit offen, uns mit Herrn Lüthi auszutauschen.» 

Dieser mag aber nicht weiter diskutieren – «wofür auch?» – und will die Sache vergessen. «Es macht mich nur traurig, was aus dem Stolz meiner Schwester geworden ist.» Ein Haufen Kram, den kein Schwein interessiert. Zum Teil noch nicht einmal ausgepackt.