Spendengelder für die Banken?
Bequem mit Twint für Kriegsopfer in der Ukraine spenden hat einen Preis: Ein kleiner Teil jeder Überweisung fliesst als Gebühr an die Banken. Lässt sich das umgehen?
Veröffentlicht am 18. März 2022 - 11:54 Uhr
App auf, Hilfswerk auswählen, Betrag eintippen, erledigt. Sich solidarisch zu zeigen war nie bequemer als mit dem Bezahlsystem von Twint. Das hat allerdings einen Preis. Ein Prozentsatz der Spende landet in Form von Transaktionsgebühren bei der Bezahl-App. Und damit indirekt bei den Banken. Diese besitzen Twint.
Die meisten Hilfswerke, die eine bequeme Überweisung mit Twint anbieten, greifen auf die Dienste des Fundraising-Unternehmens Raisenow zurück und zahlen dafür teure 1,8 Prozent des Spendebeitrags. Wer als kleine Hilfsorganisation nur den QR-Code von Twint nutzen will, zahlt dafür 1,3 Prozent. Als Vergleich: Eine Überweisung via Online-Banking geht ohne Transaktionsgebühren.
Damit auch jeder bequem per Twint gespendete Franken am Ziel ankommt, bitten die Hilfswerke die Spendenden vermehrt um eine Übernahme der Gebühren und weisen sie transparent aus.
Wer im Rahmen des nationalen Solidaritätstags bei der Glückskette eine Spende hinterlassen hat, dem ist das kleine rote Feld unter dem Spendefenster wahrscheinlich aufgefallen: zwei Prozent für jede Spende. Vor Redaktionsschluss lag alleine der bei der Glückskette gespendete Ukraine-Beitrag bei 82 Millionen Franken. Wäre dies alles über Twint gespendet worden, wären 1,64 Millionen Spendenfranken beim Bezahldienstleister und seinen Besitzern, den grossen Banken, hängen geblieben.
«Transaktionen sind nie gratis», sagt Beobachter-Experte Carlos Perez. Wer aber sichergehen will, dass möglichst viel vom gespendeten Betrag bei den Hilfswerken ankommt, der frage am besten bei den Hilfsorganisationen nach, welche Zahlungsart für sie am kostengünstigsten ist. Je nach Vertrag würden nämlich unterschiedlich hohe Gebühren anfallen.
Oder, so rät Perez, man greift für die Spenden auf Bezahldienstleister zurück, die mindestens den Betrag, den sie durch die Gebühren verdienen, selbst an die Sache spenden.
Twint schreibt auf Anfrage des Beobachters, dass Überschüsse aus der aktuellen Ukrainekampagne vollständig zurück in Spendenaufrufe fliessen. Ein Teil davon werde auch gespendet.
1 Kommentar
Besten Dank für den Hinweis.
Na dann TWINT wohl wieder deinstallieren.
Es gibt heute kostenlose Fintech App wie REVOLUT, N26 usw. die keine Gebühren für Einzahlung/Überweisung verlangen.
1.3% ist schlicht frech und daneben, Insbesondere da TWINT meist an ein Gebührenpflichtiges Konto gekoppelt ist.