Lieber Kapital als Rente – der Trend setzt sich fort
Schätzungen des Bundesamts für Statistik zeigen: Der Kapitalbezug in der zweiten Säule wird immer beliebter. Grund dürften die sinkenden Renten sein.
Veröffentlicht am 19. September 2024 - 10:34 Uhr
In der zweiten Säule werden immer mehr Altersguthaben als Kapital statt als Rente bezogen. Das zeigt die provisorische Pensionskassenstatistik 2023. Laut den Schätzungen des Bundesamts für Statistik wurden knapp 15 Milliarden Franken Alterskapital ausgezahlt – 86 Prozent mehr als fünf Jahre zuvor.
2018 waren es erst 8 Milliarden Franken gewesen. Die durchschnittlich bezogene Summe stieg in dieser Zeit nach Berechnungen des Beobachters von 185’000 auf 260’000 Franken. Auch die Zahl derjenigen, die sich einen Teil oder das ganze PK-Guthaben beim Eintritt ins Rentenalter auszahlen lassen, ist gewachsen: von 42’000 auf 57’000.
Deutlich gesunkene Umwandlungssätze
Ein Grund für die Beliebtheit des Kapitalbezugs sind vermutlich die gesunkenen Umwandlungssätze, mit denen die Renten berechnet werden. Sie lagen laut der jährlichen Swisscanto-Pensionskassenstudie im Jahr 2018 bei durchschnittlich 5,87 Prozent und 2023 bei 5,37 Prozent. Das bedeutet: Bei einem Altersguthaben von 500’000 Franken gab es demnach rund 200 Franken weniger Rente im Monat.
Das ist allerdings eine theoretische Rechnung. In der Realität dürften viele Kassen Massnahmen getroffen haben, um das individuelle Alterskapital zu erhöhen und so die niedrigeren Umwandlungssätze teilweise oder ganz zu kompensieren.
Die Statistik zeigt auch, dass die Zahl der aktiven Versicherten in der zweiten Säule stark gestiegen ist. Seit 2018 hat sich ihre Zahl um rund eine halbe Million auf mehr als 4,7 Millionen erhöht.
Es gibt gleichzeitig auch mehr Rentnerinnen und Rentner. Deren Zahl wuchs um 120’000 auf rund 1,3 Millionen.
Die Zahl der Pensionskassen hat abgenommen
Insgesamt haben also rund 6 Millionen Menschen in der Schweiz eine Pensionskasse. Alle Kassen zusammen verwalteten im Jahr 2023 mehr als 1,1 Billionen Franken – gegenüber 2018 eine Zunahme um fast einen Drittel.
Bei der Zahl der Kassen selbst geht es in die entgegengesetzte Richtung: Es werden immer weniger. Im Jahr 2023 gab es nur noch 1323 Pensionskassen – und damit 15 Prozent weniger als fünf Jahre zuvor.