Er brauchte Geld – das kam schief heraus
Im Internet bieten Firmen «Finanzsanierungen» an. Die Kunden glauben, einen Kredit zu erhalten, tatsächlich schliessen sie jahrelange Verträge ab, die sie teuer zu stehen kommen.
Veröffentlicht am 15. Mai 2023 - 11:13 Uhr
Moritz Müllers (Name geändert) Mitarbeiterinnen reinigen und bügeln Hemden und Anzüge an zwei Standorten. Die Dienstleistung sei beliebt, darum will er das Geschäft vergrössern. Als Müller in Wallisellen ZH ein kleines Geschäft für 80’000 Franken zum Kauf angeboten wird, will der 30-Jährige zugreifen. Doch er hat das Geld nicht auf der hohen Kante und zudem etwas Schulden. «Nichts Dramatisches, aber die Bank wollte mir keinen Kredit geben», sagt Müller.
Im Internet findet er bei der Firma Sandana in Ebikon LU ein scheinbar passendes Angebot: «Finanzsanierung – die starke Kreditalternative
.» Im Glauben, die Firma Sandana leihe ihm Geld, füllt Müller Anfang März das Antragsformular aus und erhält wenige Stunden später einen Vermittlungsvertrag: Eine nicht namentlich genannte «vertragsabwickelnde Gesellschaft» gehe von einer Schuldsumme von 100’000 Franken aus, die Müller mit monatlich 1000 Franken über zehn Jahre abstottern soll. 120’000 Franken kostet das insgesamt. Dass es sich nicht – wie von ihm gewünscht – um einen Kredit handelt, ist Müller nicht klar. Für die Vermittlung an den Finanzdienstleister verlangt Sandana zudem 3000 Franken.
Nachdem Müller die Vermittlungsgebühr gezahlt hat, erhält er zwei Tage später Post von der Firma Mapa Finanz in Baar ZG: Die Finanzierung sei genehmigt worden. Der junge Zürcher füllt das Formular aus. Sich selbst trägt er als Auftraggeber ein, also als Schuldner. Seine Firma als «Creditor». Dass er damit die Firma, die ihm selbst und seinen Eltern gehört und für die er eigentlich Geld braucht, als Gläubigerin einträgt, ist dem jungen Zürcher nicht klar. Auch nicht, dass er auf diese Weise lediglich Geld von der linken in die rechte Hosentasche verschiebt und der Finanzdienstleister so keine hilfreiche Dienstleistung erbringt.
Beziehungen zwischen Firmen unklar
Das Modell dieser «Finanzsanierung» – nicht zu verwechseln mit einer Schuldensanierung, die einzelne Städte oder die Caritas anbieten – geht so: Person A braucht Geld, so wie Moritz Müller. Der Finanzanbieter fordert sie auf, von einer Person B aus dem Familien- oder Bekanntenkreis Geld auszuleihen. Die Abzahlungsraten überweist Person A aber nicht direkt an Person B – also die Gläubigerin –, sondern an den Finanzdienstleister (C). C leitet das Geld an B weiter und behält dafür einen gewissen Prozentsatz für sich. A muss dem Vermittler (D) zudem eine Gebühr von mehreren Hundert bis mehreren Tausend Franken zahlen und Finanzsanierer C im Voraus eine Kaution von drei Monatsraten als «Sicherheit».
Als Müller aufgefordert wird, nochmals 3000 Franken als Kaution zu zahlen, merkt er, dass etwas nicht stimmt, und kündigt fünf Tage später per Einschreiben den Vertrag mit beiden Firmen. Er fordert sie auf, ihm die Vermittlungsgebühr von 3000 Franken zurückzuzahlen. Vergebens: Die Sandana schreibt ihm, die Vermittlungsdienstleistung sei erbracht worden und er habe mit seinem Verzicht auf das Widerrufsrecht kein Rückforderungsrecht. Pikant: Im Vertrag steht, dass dieser Passus nur für EU-Bürger gelte.
In welcher Beziehung Vermittler Sandana aus Ebikon, eine Zweigniederlassung einer Münchner Firma, und Finanzdienstleister Mapa Finanz aus Baar zueinander stehen, ist nicht klar. Es handelt sich um eigenständige Firmen mit unterschiedlichen Geschäftsführern. Die Geschäftsführerin der Mapa Finanz schreibt, Sandana vermittle ihnen Kunden, sonst bestehe keine Verbindung. Trotzdem haben sie eine Gemeinsamkeit: Ein Anwalt aus dem Kanton Zug beurkundete beide Firmengründungen und wickelte die Gebühren über seine Adresse ab.
Bundesanwaltschaft ermittelt wegen gleicher Masche
Klar ist zudem, dass Müller nicht der Einzige ist, der auf diese Weise Geld verloren hat. Dem Beobachter liegt ein weiterer Fall der Firma Sandana vor. Die Finanzsanierung hätte eine Firma Atlas Administration in Zug übernehmen sollen. Der Betroffene hat auf Anraten der Atlas Administration 15’000 Franken von einem Bekannten ausgeliehen. Der Sandana überwies er 1000 Franken Vermittlungsgebühr, weitere Belege zeigen, dass er der Atlas Administration 1500 Franken Kaution und drei Monatsraten zur Schuldentilgung bezahlt hat.
Bereits 2021 machte der Beobachter auf die Masche aufmerksam : Die Bundesanwaltschaft und die deutschen Strafverfolgungsbehörden führten damals in beiden Ländern mehrere Hausdurchsuchungen an Firmendomizilen und Privatadressen durch. Die Behörden ermitteln gegen rund 90 Firmen wegen Betrugs, Geldwäscherei und unlauteren Wettbewerbs. Sie sollen «einer vierstelligen Zahl von Kredit suchenden Personen» einen Schaden von 10 Millionen Franken zugefügt haben. Wie die Bundesanwaltschaft schreibt, dauert das Verfahren immer noch an. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Bei den aktuellen Fällen schreiben sowohl die Sandana als auch die Mapa Finanz und die Atlas Administration, man sei nicht in das Verfahren der Bundesanwaltschaft involviert. Ein Anwalt der Atlas Administration kopierte eine von der Bundesanwaltschaft verfasste Nachricht in seine Stellungnahme: «Das Verfahren richtet sich nicht gegen die Atlas Administration, die Firma wird keiner Straftat verdächtigt.» Die Sandana betont, sie mache Kunden darauf aufmerksam, dass ihre Vermittlungsdienstleistungen kostenpflichtig seien. Und die Mapa Finanz ergänzt, die von ihnen verlangten 20 Prozent für das Weiterleiten des Geldes, die «sachorienterte Kommunikation mit Gläubigern und das Setzen von Zielen» seien marktüblich. «Wettbewerber verlangen dafür bis zu 30 Prozent», so Mapa-Geschäftsführerin Marianne Arpagaus.
Dass Moritz Müller damit rechnete, sofort Geld zu erhalten, kümmert sie offenbar nicht: «In dem Fall hat er den Vertrag nicht gelesen.» Und auch, dass Müller sich selbst als Schuldner und seine Firma, für die er den Kredit benötigte, als Gläubigerin einsetzte, interessiert Arpagaus nicht. «In welchem Verhältnis unser Kunde mit dieser Firma steht, entzieht sich unserer Kenntnis», schreibt sie – trotz angeblicher Prüfung der Akten.
Wenn sich der Schuldenberg anhäuft, nutzen meist dubiose Sanierungsbüros die Unwissenheit der Schuldner. Beobachter-Mitglieder erfahren, wie das Verfahren eines Privatkonkurses aussehen könnte, welche Rechte bei einer Pfändung gelten und erhalten in einer Schuldenberatung weitere Handlungsanweisungen.
12 Kommentare
Grüzie
Leider ich bin auch mit diesen betrüger eingetroffen mit Konrad Sanierung GmbH.ich habe Fr 743 Vermittlungsgebühr, Fr 1250 Kaution, Fr 250 Verwaltungsgebühr, und die erste Monatliche rate Fr 250 bezahlt obwohl sie mir die gewünschte betrag nicht bezahlt haben + sie mir gesagt haben das ich mit den vertrag falsch verstanden habe und ich soll den vertrag kündigen und vertragsverletzung kostet auch 2500 franken.
Hallo Hossain
Wir bist fu danach vorgegangen?
Hast du Hilfe bekommen?
Guten Tag ich bin Auch mit Diesen Betrüger Eingetrofen Evolutio und Mapa beide sind Betrüger 650 fr vor Überweisen und 2 ten 650fr wen Geld auf Konto aber Mapa Finanzierung möchte ich Kaution sallen 2500 fr Deutschland sppar konto ich habe nicht sallen ich haben merkt Betrüger und Heute war Bei Polizei Basel stadt Anzeige Gemacht und noch weiter ich Lassen Diese Betrüger nicht Einfach Loss Bitte über All Menschen warnen nicht noch mehr Menschen Diese Betrüger Bettrefen Bitte Wie Möglich Schweiz So Betrüger sind Einfach Leute Betrügen ????Wir Haben Gesetz wir Haben Polizei
Ich wurde von der Firma Atlas Administration in Zug ebenfalls betrogen. Den Firmensitz in Baar gibt es nicht. Die Bande agiert vermutlich im Raume Deutschland/Holland. Der Vermittler EVOLUTIO AG im Graubünden hat mich ebenfalls um die Vermittlungsgebühr betrogen. Die Firma Atlas Administration schreibt auf ihrer Webseite, "dass sie aus Umstrukturierungsgründen keine neuen Kunden aufnehmen könne". Auch da wieder nichts als Lügen. Habe neben den Dokumenten auch noch einigen E-Mail-Verkehr dieser Betrüger.
Guten Tag Herr Wehrli
Haben sie Facebook? Kann ich sie was fragen? Ich glaube das ich auch verarsch worden bin von dieser Firma
Guten Tag Herr Wehrli
Ich bin gerade auch dabei mit der Evolutio AG einen Vertrag abzuschliessen. Die Firm möchte aber 500 Euro Vermittlungsgebühr. Können Sie mir sagen wie es ihnen ergangen ist? Wäre sehr dankbar.
Hallo Marco nicht sallen nimals meine Geld schon weg Aber ich machen Die Leute Schwierigkeiten Mit Gesetzes
Ich habe diese Woche 4800 Franken Geld überwiesen. Bin voll am Boden . zerstört. Jetzt habe keine Geld mehr meine Miete zu zahlen . Wie ist es möglich das sowas inder Schweiz erlaubt ist. ?????