Miriam J.* ist alleinerziehende Mutter. Das Geld ist notorisch knapp. Die Folge: Einträge im Betreibungs- und im Register der ZEK, der Zentralstelle für Kreditinformation.

Jetzt fehlt es wieder einmal an allen Ecken und Enden. 4000 Franken würden Miriam J. reichen, um alle Rechnungen zu zahlen. Sie googelt: «Kredit ohne ZEK-Auskunft» – und stösst auf das Angebot einer Firma Concura GmbH in Bern. «Geldsorgen waren gestern», liest sie dort.

Partnerinhalte
 
 
 
 

Miriam J. bestellt die Unterlagen. Von Concura Consulting, diesmal mit Sitz in München, wird ihr eine Vertragsbestätigung zugesandt: Für die 4000 Franken soll sie monatlich Fr. 299.50 zahlen, 16-mal – zusammen macht das 4792 Franken. Hinzu kommen noch 200 Franken «Honorar für die Vermittlung einer Finanzsanierung» für Concura Consulting. Den «Finanzsanierungsvertrag» erhält sie dann von Global Business & Capital in Genf.

Miriam J. zahlt zwar die 200 Franken mal ein, beginnt dann aber zu rechnen: Für den 4000- Franken-Kredit ergeben sich 992 Franken «Spesen». Das sind fast 25 Prozent. Das Konsumkreditgesetz verbietet aber Zinsen von mehr als 15 Prozent – sowie Gebühren für die Vermittlung von Krediten. Und auch als Miriam J. die Unterlagen nochmals durchsieht, stutzt sie.

Angaben stimmen nicht überein

Zum Glück. Eine Firma Global Business & Capital AG existiert im Schweizer Handelsregister nicht. Auf der Website der Firma stösst sie auf einen Gernot Hausmann, der «Vorstand» sein soll – ein Organ, das es im schweizerischen Aktienrecht gar nicht gibt. Auf ihn lautet auch die angegebene Telefonnummer – nicht auf Global Business & Capital. Das ist zu viel. Miriam J. widerruft den Vertrag eingeschrieben.

Auch die andere beteiligte Firma, die Berner Concura, ist in der Schweiz nicht eingetragen. Und wenn man die Schweizer Nummer wählt, wird man nach Deutschland verbunden. Bittet man per E-Mail um einen persönlichen Termin in Bern, wird man gebeten, anzurufen oder per Mail eine unverbindliche Anfrage zu stellen.

Kein «Weg in eine sorgenfreie Zukunft»

Die gleiche Masche zieht die Firma Austriakredit ab, die auf ihrer Website bis vor kurzem mit dem «Weg in eine sorgenfreie Zukunft» warb. Auch diese Site lotst kreditsuchende Kunden schliesslich zu einem Finanzsanierungsvertrag (siehe «Zweifelhafte Kreditanbieter»). Auch hier werden happige Beträge verlangt: für die Vermittlung 215 Franken. Hinzu kommt für die Union Financial Group, an die weitervermittelt wird, ein «Aufwandersatz» von 599 Franken für «Datenspeicherung, Telefaxgebühr etc.». Zudem wird, wiederum bei der Austriakredit, eine Courtage von 5 Prozent der Vertragssumme fällig.

Etwa bei Gerhard T.*, der einen Kredit ohne ZEK-Auskunft will. Schulden hat er nicht, er sucht bloss einen Kredit für eine grössere Anschaffung. Ohne es zu bemerken, landet er aber bei einem Angebot für Finanzsanierung. Wer das anbietet, müsste eigentlich eine Liste der Gläubiger einfordern, um einen Sanierungsplan aufstellen zu können. Doch Austriakredit verlangt für den 3000-Franken-Kredit erst mal 964 Franken Gebühren, also fast 30 Prozent. Die 215 Franken, die Gerhard T. der Austriakredit abgeben soll, soll er aufs Konto der Concura Consulting zahlen, die diesmal allerdings keine Wiener Adresse hat, sondern eine im tirolischen Kufstein.

Vorwurf: Rechtswidrige Gebühren

Inzwischen haben Austriakredit und Concura ihre Websites angepasst. Concura wirbt zwar noch mit dem gleichen Slogan, doch steht weiter unten, die Firma biete Finanzsanierungen an. Austriakredit hat den Slogan ganz entfernt. Der Grund mag darin liegen, dass der Verband Schweizerischer Kreditbanken und Finanzierungsinstitute Anzeige gegen drei zweifelhafte Vermittler erstattet hat, unter anderem gegen Austriakredit. Der Vorwurf: Die verlangte Vermittlungsgebühr sei rechtswidrig. Zudem fehlt ihnen die Bewilligung für Kreditvermittler in der Schweiz. Deshalb: Vorsicht beim Googeln nach vermeintlich unkomplizierten Konsumkrediten.

*Name der Redaktion bekannt

Zweifelhafte Kreditanbieter: So erkennt man sie

Unseriöse Firmen erkennt man daran, dass sie auf die ZEK-Auskunft und einen Betreibungsregisterauszug verzichten. Ausserdem verlangen sie happige Vorauszahlungen, bevor sie den Kredit auszahlen.

Von Schuldensanierung durch kommerzielle Schuldensanierungsfirmen rät der Beobachter dringend ab, da diese Dienste teuer sind und einen noch tiefer ins Schuldenloch ziehen. Wer vor einer scheinbar ausweglosen Finanzsituation steht, wendet sich an eine seriöse Schuldensanierungsstelle. Diese findet man auf www.schulden.ch und auf www.schuldeninfo.ch.