Die Namen von zwei Versicherungen stiften Verwirrung: SOS 144 und Swiss144. Das Beobachter-Beratungszentrum erreichen Fragen wie: Haben diese Versicherungen etwas mit der nationalen Notrufnummer 144 zu tun? Braucht man eine solche Versicherung gar, damit die Rettung nach einem Anruf bei 144 gedeckt ist?

Das Angebot der beiden Versicherungen ist ähnlich. Sie bieten unter anderem ein Versicherungspaket an, das sämtliche Rettungs-, Bergungs- und Rückführungskosten im In- und Ausland decken soll. Kosten einer Rettungskarte: rund 60 Franken pro Jahr.

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Beide Versicherungen betonen ihre Vorteile gegenüber einer Gönnerschaft, zum Beispiel bei der Schweizerischen Rettungsflugwacht (Rega). Solche Organisationen können Rettungskosten für Gönnerinnen erlassen, müssen aber nicht. Bei den beiden Versicherungen basiere der Entscheid über die Kostenübernahme auf verbindlichen Bedingungen.

Leistungen sind begrenzt

Nun aber kommt die Krux: In gewissen Fällen müssen die internen Notfallnummern der Versicherungen gewählt werden, um eine volle Kostendeckung zu erhalten, zum Beispiel bei Rückführungen. Dort erreicht man eine Alarmzentrale, die über das weitere Vorgehen informiert.

Ein Beispiel: Man verletzt sich im Ausland, wählt die Nummer der Rega und wird von dieser in die Schweiz zurückgebracht. Laut den Versicherungsbedingungen von SOS 144 und Swiss144 gilt dann: «Die versicherte Person ist verpflichtet, die Alarmzentrale in Anspruch zu nehmen. Ansonsten sind die Leistungen auf maximal 400 Franken pro Person und Ereignis begrenzt.»

«Die Nummer 144 gehört dem Bund, und jede Nutzung zur Schaffung eines Markennamens oder Werbung muss vom Bund überwacht und wenn möglich unterbunden werden.»

Roman Burkart, Interverband für Rettungswesen

Wenn versicherungseigene Notfallnummern vermarktet werden, berge das Gefahrenpotenzial, heisst es beim Interverband für Rettungswesen (IVR), der von den Kantonen beauftragten Dachorganisation für das Rettungswesen. «Die Leute müssen unbedingt wissen, dass es nur eine nationale Notrufnummer für medizinische Notfälle gibt und dass sie stets die Nummer 144 wählen müssen», sagt Geschäftsleiter Roman Burkart. Das Anpreisen anderer Nummern gefährde die Klarheit und Effizienz des Notrufsystems. «In lebensbedrohlichen Situationen können sie die Reaktionszeit beeinträchtigen.»

Bisher keine Beschwerden

Der Interverband sei zwar an einer möglichst weiten Verbreitung der Notrufnummer 144 interessiert, doch: «Die Nummer gehört dem Bund, und jede Nutzung zur Schaffung eines Markennamens oder Werbung muss vom Bund überwacht und wenn möglich unterbunden werden.»

Ohne sich mit dem konkreten Fall befasst zu haben, lässt das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) durchblicken, dass das Vorgehen der Versicherungen problematisch sein könnte. «Wer als Nichtberechtigter Werbung mit der in der Schweiz bekannten Notrufnummer 144 betreibt, könnte eine Irreführung begehen sowie allenfalls eine Verwechslungsgefahr schaffen», sagt ein Mediensprecher. Sprich: gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb verstossen. Abschliessend könne das nur ein Gericht beurteilen. Derzeit läuft kein Verfahren, weil dem Seco keine Beschwerden vorliegen.

Mit den Vorwürfen konfrontiert, antwortet SOS 144, es werde keine Kooperation mit den Betreibern der nationalen Notrufnummer angedeutet. Eine Verwechslungsgefahr gebe es nicht, das Angebot sei gemäss internen rechtlichen Abklärungen zulässig. Zudem würde die Versicherung stets deutlich auf die Notfallnummer 144 hinweisen, um den Zeitfaktor und die Effizienz nicht zu beeinträchtigen. Die eigene Alarmzentrale sei nur für Schadenfälle gedacht, die nicht zeitkritisch seien. Swiss144 wollte keine Stellung nehmen.

Teure Rettungskosten

«Eine Versicherung zur Deckung von Rettungskosten kann sich lohnen», sagt Beobachter-Rechtsexpertin Irene Rohrbach. Ambulanzkosten würden sich schnell auf 1000 Franken pro Mal belaufen. Auch für Rega-Gönnerinnen sei das allenfalls sinnvoll, denn die übernimmt höchstens die Kosten der eigenen Luftrettung, aber nicht der Ambulanz. «Viele Leute mit Zusatzversicherung haben eine solche Mehrleistung aber bereits drin.»

Auch die Produkte von SOS 144 und Swiss144 sind Optionen. «Die Versicherungsbedingungen und mögliche Ausschlüsse sollte man aber wie bei allen Versicherungsabschlüssen gut studieren», rät Irene Rohrbach. Und wie erwähnt: Im Notfall ist die offizielle Rettungsnummer zu wählen.

Wer bei einer Repatriierung die Leistungen nicht über die versicherungseigene Notfallnummer in Anspruch nimmt, läuft Gefahr, von SOS 144 und Swiss144 nur 400 Franken zu erhalten.


Veränderung gegenüber einer ersten Fassung: Für eine noch klarere Darstellung der Leistungen von SOS144 und Swiss144 hat der Beobachter den letzten Absatz noch präziser formuliert.