Tschiertschen ist besonders schön. Das findet zumindest die touristische Marketingorganisation des Kantons Graubünden. Die wählte den mässig schneesicheren Ort 2019 zum schönsten Bündner Bergdorf.

Diesen Winter müssen die Gäste dort tiefer in die Tasche greifen. Denn die Bergbahnen erhöhen ihre Preise. Statt 47 Franken kostet die Halbtageskarte für Erwachsene neu 51 Franken, die Tageskarte statt 56 neu 64 Franken, und der Preis für die Wochenkarte steigt von 347 auf 378 Franken.

Die happigen Aufschläge erklärt Martin Weilenmann, Verwaltungsratspräsident der Bergbahnen Tschiertschen, mit den gestiegenen Strom- und Dieselpreisen sowie mit der allgemeinen Teuerung, die einzelne Ersatzteile besonders stark betrifft.

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Fünf Prozent teurer

Das ist kein Einzelfall. Eine Umfrage des Beobachters bei 110 Schweizer Skigebieten zeigt: In fast jedem zweiten Ort werden die Billette diesen Winter teurer. Für Familien, die in den Skiferien aufs Budget achten müssen, sind das besonders schlechte Nachrichten. Denn es schlagen vor allem  kleine und mittlere Destinationen auf.

Das zeigen verschiedene Beispiele: Die Tageskarte für die Fideriser Heuberge im Prättigau GR kostet neu 36 statt 32 Franken. In Grächen VS mit sieben Bahnen und 44 präparierten Pistenkilometern werden 63 statt 56 Franken fällig. Teurer wirds auch in Villars-Gryon VD (Tageskarte 63 statt 59 Franken für 25 Bahnen mit 84 Pistenkilometern) und in Leukerbad VS (Tageskarte 62 Franken statt 58 Franken für 13 Bahnen mit 53 Pistenkilometern). Schweizweit schlagen Tageskarten im Schnitt um fünf Prozent auf.

Keine Preiserhöhungen gibts dagegen in vielen grossen Skigebieten wie Zermatt, Les 4 Vallées, Engelberg Titlis und Laax. «Wir haben Preiserhöhungen intensiv diskutiert. Die Mehrkosten für Strom und Diesel machen immerhin über eine Million Franken aus», sagt Stefan Reichmuth, Marketingleiter des Skigebiets Arosa Lenzerheide. Trotzdem habe man sich dagegen entschieden.«Für uns ist wichtig, dass wir auch im Vergleich zu Skigebieten im angrenzenden Ausland preislich konkurrenzfähig bleiben», so Reichmuth.

Andermatt senkt die Preise gar: Die Halbtageskarte der Skiarena kostet 72 statt 76 Franken, die Tageskarte 89 statt 93 Franken. Ein Preisvergleich der Topdestinationen ist allerdings schwierig, da die meisten dynamische Preismodelle verwenden. Wie viel man bezahlt, berechnet dort ein Algorithmus beim Buchungsvorgang. Dabei fliesst eine Vielzahl von Faktoren ein wie etwa der Buchungszeitpunkt, die Auslastung, der Wochentag, das prognostizierte Wetter.

«Das ­dynamische Preissystem ist eine Lotterie. Das einzige Ziel ist es, Mehr­erträge zu erwirtschaften.»

Sara Stalder, Stiftung für Konsumentenschutz

Nicht alle Destinationen wollten gegenüber dem Beobachter die Bandbreite der Preise offenlegen, so zum Beispiel die Weisse Arena Gruppe in Laax GR. Bei den Zermatter Bergbahnen heisst es: «Die aktuellen Preise sind jederzeit im Onlineshop auffindbar.» Und aus dem Skigebiet Chäserrugg im Toggenburg: «Eine fixe Bandbreite für die Tickets kann ich Ihnen nicht angeben, da der Preis von Nachfrage, Kaufzeitpunkt und Saisondaten ermittelt wird.»

Die Bandbreite publik machen Arosa Lenzerheide (Tageskarte 24 bis 79 Franken), Brigels GR (45 bis 63 Franken), Nendaz Veysonnaz (62 bis 69 Franken), Aletsch (50 bis 72 Franken) und Sörenberg (40 bis 69 Franken).

Kritik am Preismodell

Bei der Stiftung für Konsumentenschutz stösst das dynamische Preissystem auf heftige Kritik. «Das ist eine willkürliche, undurchsichtige Lotterie, die einzig zum Ziel hat, Mehrerträge zu erwirtschaften», sagt Geschäftsleiterin Sara Stalder. In der vergangenen Saison hatte der Konsumentenschutz in elf Skigebieten die Preise für eine Tageskarte mit Gültigkeit am 11. Dezember 2021 (Nebensaison) und am 9. Januar 2022 (Hauptsaison) erhoben.

Die Preise wurden jeweils einige Wochen respektive zwei Tage vor den geplanten Skitagen abgerufen. Durchschnittlich waren sie für Tageskarten bei kurzfristigem Kauf in der Nebensaison 10,4 Prozent höher als bei frühzeitigem Kauf. In der Hauptsaison betrug der Unterschied sogar 12,9 Prozent.

Auch Preisüberwacher Stefan Meierhans äussert Vorbehalte, wenn Fixpreise fehlen: «Kunden sollten die bisherige Preisentwicklung im dynamischen System einsehen können und zumindest die Eckwerte des Algorithmus kennen. Preisvergleiche sollten auch auf einer zentralen Plattform abrufbar sein.»

Diese Skigebiete haben die Preise am stärksten erhöht

Infografik Preissteigerung in Skigebieten

Die Gründe für die Steigerungen sind vor allem höhere Energiekosten.

Quelle: Angaben der Skigebiete – Infografik: Andrea Klaiber

Es geht auch anders

Skidestinationen verteidigen ihr Preismodell mit Hinweis auf eine gleichmässigere Auslastung der Pisten. «Wir können über dynamische Preise einen Ausgleich zwischen schwachen und starken Saisonzeiten erzielen», sagt etwa die Medienstelle Weisse Arena Gruppe. Das erhöhe letztlich auch die Erlebnisqualität der Gäste.

Auf den Vorwurf der Intransparenz antworten die Zermatter Bergbahnen: «Gäste können jederzeit mit dem Preiskalkulator den aktuell geltenden Preis abfragen. An den Talstationen sind die Preise an den Informationstafeln sowie in digitaler Form bei den Kassen ersichtlich.» Die Stelle des Preisüberwachers hat die Preiskommunikationspflicht bei den Zermatter Bergbahnen geprüft und als gut befunden.

Davos ist unter den grossen Skigebieten bei der Preisstrategie die grosse Ausnahme. Hier gibt es nach wie vor Fixpreise. Die Tageskarte für die ganze Region kostet 82 Franken, das sind zwei Franken mehr als in der vergangenen Saison. Für diese Strategie hat Yves Bugmann von den Davos Klosters Bergbahnen eine überraschende Erklärung: «Davos ist auf den Trend der dynamischen Preise bei Skitickets nicht aufgesprungen. Die Datenlage für eine bessere Skigebietsauslastung sowie einen höheren Ertrag konnte man beim Vergleich der Geschäftsberichte bisher nicht feststellen.»

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