Wie spenden?

Wer etwas für die Ukraine spenden will, weiss oft nicht, wem. Im Moment sammeln viele Organisationen und Aktionen Geld. Seriöse Hilfswerke erkennt man an Labels wie dem Schweizer Zewo-Siegel. Die Zewo-Stiftung prüft Hilfswerke darauf, ob sie mit Spenden zweckbestimmt und effizient umgehen. Wer das Gütesiegel nicht hat, ist aber nicht automatisch weniger vertrauenswürdig. Besonders für kleine Organisationen sind die Auflagen teils schwer zu erfüllen, oder das Siegel lohnt sich finanziell nicht.

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Seriöse Organisationen erkennt man daran, dass sie transparent sind, über die Verwendung der Spenden Rechenschaft ablegen – «und in der Lage sind, die versprochene Hilfe zu leisten», sagt Martina Ziegerer, Geschäftsleiterin der Zewo. «Nothilfe in einem Kriegsgebiet ist anspruchsvoll. Denn die Lage ist unübersichtlich und schwierig. Es braucht Erfahrung, ein verlässliches Netzwerk und Kenntnisse vor Ort.» Wenn eine Organisation keinen Jahresbericht oder keine aussagekräftige Jahresrechnung veröffentliche, sei das ein Warnhinweis.

Die Zewo rät, nicht über Plattformen zu spenden, sondern direkt an vertrauenswürdige Hilfsorganisationen. Bei Plattformen von Dritten fehle oft die Kontrolle, wofür die Spenden letztlich verwendet werden und wie viel bei den Betreibern der Plattform zurückbleibe.

Sachspenden seien komplizierter, sagt Ziegerer. Sie müssen gesammelt, fachgerecht gelagert, transportiert und vor Ort gerecht verteilt werden. Man solle deshalb nur dann Sachen spenden, wenn eine Hilfsorganisation explizit dazu aufrufe und über die erforderliche Logistik verfüge. – Die Zewo hat eine Liste mit geprüften Organisationen publiziert, die für die Ukraine sammeln: www.zewo.ch/de/spenden-ukraine.

Russland boykottieren?

Wer die russische Wirtschaft nicht unterstützen will, kann russische Waren boykottieren. Nicht mit russischem Erdgas zu heizen oder kein Benzin aus russischem Erdöl zu tanken, ist aber unmöglich.

Die Gasleitungen der Schweiz hängen an einem europaweiten Netz. Das Gas, das in die Schweiz fliesst, stammt zu 47 Prozent aus Russland, zu 24 Prozent aus Norwegen und zu 19 Prozent aus der EU. Einmal in der Leitung, ist seine Herkunft nicht mehr zu eruieren.

Ähnlich ist es beim Strom. Strom aus Wasserkraft, Photovoltaik oder Atomkraft wird ins Netz eingespeist, aus der Steckdose kommt dann einfach Strom. In der Schweiz selbst wird kein Strom aus Erdgas produziert. Im Winter importiert die Schweiz teilweise Strom – dieser kann auch aus deutschen Gaskraftwerken stammen. Wer ein Stromprodukt aus 100 Prozent Schweizer Naturstrom bestellt, unterstützt zumindest die einheimische Stromproduktion.

Auch beim Benzin und beim Heizöl ist ein persönlicher Russland-Boykott nicht möglich. Die Tankstellen mischen Importbenzin und in der Schweiz aufbereitetes Benzin. Das Gleiche tun Heizöllieferanten. Aus welchem Rohöl das Importbenzin oder Importheizöl produziert wurde, lässt sich nicht nachverfolgen. Das in der einzigen Schweizer Raffinerie in Cressier NE hergestellte Benzin enthält in der Regel kein russisches Erdöl. Es stammt grösstenteils aus Nigeria, Libyen und den USA.

Fraglich ist, wie lange in Westeuropa überhaupt noch russisches Gas oder russisches Erdöl erhältlich ist. Sollte Russland vollständig aus dem internationalen Zahlungssystem ausgeschlossen werden, können westliche Importeure die Lieferungen nicht mehr bezahlen

Wie sich politisch engagieren?

Zeigen, dass man den Krieg gegen die Ukraine verurteilt – das kann jede und jeder. Und sei es nur, um dem Gefühl der eigenen Ohnmacht etwas entgegenzusetzen. Friedens- und Protestdemonstrationen senden ein Signal an die Welt – und auch an die Schweizer Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger. Briefe und Protestmails an die russische Botschaft oder andere Institutionen des russischen Staates sind eine andere Form des Widerstands. Russland und seine Unterstützer sollen zumindest die Bestürzung mitbekommen, die ihr Handeln hervorruft.

Flüchtlinge aufnehmen?

In den kommenden Wochen dürften Hunderttausende Flüchtlinge in die EU und auch in die Schweiz kommen. Vielleicht haben Sie Bekannte oder Freunde, denen Sie gern Unterschlupf bieten möchten? Was dabei zu beachten Einreise, Unterkunft, Medizin, Geld Hilfe für Flüchtende aus der Ukraine: Was gilt in der Schweiz? ist:

Wer Bekannte und Freunde bei sich zu Hause oder in der Ferienwohnung aufnehmen will, kann das ohne weiteres tun – allerdings nur, wenn die Unterbringung kostenlos ist. Wer dagegen ein Zimmer untervermietet, muss das der örtlichen Polizei melden.

Ukrainerinnen und Ukrainer sind aktuell bei Aufenthalten in der Schweiz bis zu 90 Tage von einer Visumspflicht befreit. Ohne biometrischen Pass benötigen sie allerdings ein Visum. Wer länger als 90 Tage bleiben möchte, muss beim Staatssekretariat für Migration (SEM) ein Visumsgesuch Typ D stellen.
Die Kantone suchen gemäss Angaben des SEM nach «pragmatischen Lösungen», um den Aufenthalt von Ukrainerinnen und Ukrainern möglichst unbürokratisch zu verlängern. Zudem bestehe immer die Möglichkeit, ein Asylgesuch zu stellen.

Wie informiere ich mich?

Prüfen Sie, woher Sie Ihre Informationen beziehen und wer hinter einer Nachricht steht. Seriöse Medien geben an, wenn die Quelle unsicher ist oder nicht überprüft werden kann. Wenn man in den sozialen Medien Falschmeldungen entgegentreten kann, soll man das tun. Manchmal ist es für die eigene Psychohygiene aber wichtig, Pausen einzulegen beim Nachrichtenkonsum, um Distanz zu gewinnen.

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