Biologische Schneckenvertilger
Pia Oechslin züchtet Laufenten und vermietet sie. Ein paar Vögel behält sie stets bei sich. Sonst würde ihr etwas fehlen.
Veröffentlicht am 20. Juni 2016 - 14:38 Uhr
Auf die Idee zu «Rent en Ent», also meine Tiere zu vermieten, bin ich vor 15 Jahren gekommen. Da haben sich immer mehr Nachbarn und Bekannte für die schneckenfressenden Enten interessiert, wollten sie aber nicht gleich kaufen. Auch in meinen Gartenbaukursen tauchte regelmässig die Frage nach einer ökologischen Lösung des Schneckenproblems auf. Die indischen Laufenten sind eine Lösung, sie machen Gift überflüssig. Jede Ente verspeist pro Tag bis zu 30 Nacktschnecken und frisst daneben Engerlinge und weitere Schädlinge.
Der Aufwand für die Vermietung wurde immer grösser. Irgendwann wollte ich eine kleine Entschädigung: fünf Franken pro Tag und Ente. Reich werde ich damit nicht, mich treibt meine Freude an den Tieren an und dass ich sie mit anderen Menschen teilen kann. Auch die Mieter sehen nicht nur die Schnecken, die sie durch die Enten loswerden. Viele kommen inzwischen jedes Jahr, einfach weil sie die lustigen Vögel gern um sich haben.
In der Regel habe ich genügend Tiere, um die Nachfrage zu decken. Wenn mal nicht, müssen sich die schneckengeplagten Gartenbesitzer halt einige Wochen gedulden. Denn ich gebe nie alle Enten gleichzeitig weg, eine kleine Gruppe bleibt stets bei mir im Garten. Ohne sie und ihr Geschnatter würde mir etwas fehlen. Meist laufen sie frei auf dem Gelände umher. Wenn ich rieche, dass ein Fuchs um unser Haus geschlichen ist, schütze ich die Enten mit einem elektrischen Zaun. Füchse haben einen strengen Geruch, den ich auf Anhieb erkenne.
Kuschel- oder Streicheltiere sind Enten nicht, aber mit einem Leckerli bringt man sie dazu, immer zur selben Zeit an einem Ort zu erscheinen. Das ist notwendig, um sie abends in die Schlafhütte zu sperren. Zu gross ist die Gefahr, dass sie nachts draussen vom Fuchs oder vom Marder geholt werden. Deshalb bekommen die Entenmieter auch eine kleine, sichere Hütte mitgeliefert, die mein Mann baut. Zudem gehört zum Mietpaket ein Zaun und eine Badegelegenheit.
Laufenten benötigen für ihre Körperpflege Wasser, in dem sie tauchen können und das regelmässig gewechselt wird. Das Stroh oder Heu in der Hütte muss von Kot gesäubert und ersetzt werden, wenn es nass ist. Dieses Minimum an Pflege muss gewährleistet sein. Man kann die Enten nicht einfach in den Garten stellen und dann vergessen.
Die allermeisten Mietenten kommen wohlbehalten zu mir zurück. Manchmal gibt es Mieter, denen die Enten so ans Herz wachsen, dass sie sie am liebsten behalten wollen. Das geht aber nur, wenn ich noch Tiere habe, die im Vorjahr ausgebrütet wurden. Sonst müssen sich die Leute gedulden, bis ich den Nachwuchs weggeben kann. Das dauert rund sechs Monate.
Ich kenne alle meine 20 Tiere und weiss, welche als Paar zusammengehören, wer wessen Geschwister ist. Enten sind wie viele andere Vögel monogam und bleiben – sofern man sie lässt – ein Leben lang beim selben Partner. Um zu verhindern, dass sie auswärts anfangen zu brüten, sollten die Mieter die Eier wegnehmen und in der Küche verwenden.
Seit etwa 25 Jahren halte ich Enten. Nach dem Kauf unseres Hauses in Lauerz SZ hatten wir ein ideales Umfeld für Haustiere, wir wollten aber weder Hund noch Katze. Ich hatte schon immer eine Affinität zu Vögeln, und so kamen wir auf die Idee mit den indischen Laufenten. Daraus wurde mit den Jahren eine Zucht – und ich bin stolz darauf, dass meine Tiere schon mehrfach als Rassensieger ausgezeichnet worden sind.