Hausverbot für ehrlichen Patienten
Patienten beteiligen sich besser nur anonym an Qualitätsumfragen ihres Spitals. Das zeigt ein Fall aus Davos.
Veröffentlicht am 4. Januar 2019 - 09:19 Uhr,
aktualisiert am 3. Januar 2019 - 13:08 Uhr
Thomas Schricker darf seine Neurodermitis nicht mehr in der Davoser Hochgebirgsklinik behandeln lassen. Der Direktor wünscht seine Anwesenheit nicht mehr.
Grund ist Schrickers Kritik. Der langjährige Klinikgast hatte sich bei seinem letzten Aufenthalt an die Qualitätsmanagerin des Spitals gewandt. Das Lob-und-Tadel-Formular der Hochgebirgsklinik gab er mit vollem Namen ab, obwohl die Angabe freiwillig ist. Darin lobte er die Freundlichkeit der Mitarbeitenden, forderte einen besseren Nichtraucherschutz und kritisierte einen Vortrag des Direktors.
Als Schricker neun Monate später einen akut-stationären Aufenthalt anmelden wollte, verweigerte ihm der Klinikdirektor die Aufnahme. Der Patient habe sich bei seinem letzten Aufenthalt «sehr unzufrieden gezeigt» mit zahlreichen Aspekten, wie bereits in den Vorjahren. Der Direktor empfahl ihm per Einschreiben, sich nach einer anderen Rehabilitationsinstitution umzusehen. Thomas Schricker verstand die Welt nicht mehr.
Direktor Georg Schäppi gibt zu einzelnen Patienten aus Datenschutzgründen keine Auskunft. Die Hochgebirgsklinik stehe grundsätzlich allen offen. Ein Recht auf eine Aufnahme gebe es aber für niemanden. «Extrem selten müssen wir Patienten abweisen, die sich immer wieder grundsätzlich negativ äussern und die Atmosphäre in der Klinik belasten.» Konstruktive Kritik sei willkommen und diene der Qualitätssicherung.
Schricker sagt, er habe konstruktive Kritik angebracht und zum Personal und zu den anderen Patienten stets ein gutes Verhältnis gehabt. Ein klärendes persönliches Gespräch habe der Direktor abgelehnt. Die Aufnahmesperre belaste ihn sehr, denn keine Therapie habe so gut gewirkt wie diejenige in Davos. «Ich hätte nie gedacht, dass mir aus meiner Offenheit solche Nachteile erwachsen könnten.»
2 Kommentare
Die Story kommt mir bekannt vor. Auch ich hatte über 20 Jahre einen guten Facharzt, dessen langjährige MPA mich nie mochte. Ich wies ihn oft darauf hin, was er ignorierte, bis es zum Eklat kam. Mit einem Mail wollte ich die Sachlage klären, mich entschuldigen. Auch das ignorierte er, ergriff Partei für seine MPA ("zuverlässig und immer freundlich"). Sein blindes Vertrauen zu ihr hat meins zerstört, was ich auch offen zugab. Das alles endete in einem ähnlichen "Hausverbot". Und nur, weil ich es wagte, seine MPA zu kritisieren, die sich als Chef aufführte, mich provozierte, bis ich die Contenance verlor. Und jetzt tut er so, als ob die Kritik ihm galt! Nach so vielen Jahren dachte ich, dass Konsens und Loyalität angebracht wären.
Auch Google-Bewertungen arten manchmal in direkten Angriff aus. Berichtigte Kritik wird verdreht und statt Nick volle Anrede!
Nicht gerade sehr professionell, dafür aber dünnhäutig. Dabei wären doch Lob und Kritik hilfreich.