Zu hohe Rechnungen – seit Jahren
Belegärzte der Zürcher Hirslanden-Klinik und der Klinik im Park stellen seit Jahren überhöhte Rechnungen. Manche verrechnen sogar fiktive Leistungen.
Veröffentlicht am 10. Juli 2019 - 09:21 Uhr
«Das ist eine Frechheit», empörte sich der Bauchchirurg Hans U. Baer im «Kassensturz». Moderator Ueli Schmezer hatte ihm vorgeworfen, die Tarifliste der internen und externen Belegärzte der Zürcher Hirslanden-Klinik sei «eine Lizenz zum Abkassieren». Baer nahm als Leiter des Hirsmednet-Tarifbüros Stellung.
Der «Kassensturz»-Bericht vom April verglich die Honorare der Zürcher Hirslanden-Klinik mit jenen eines Aargauer Kantonsspitals. Fazit: Dort kassieren Ärzte für einen Eingriff an der Wirbelsäule 2015 Franken, Hirslanden-Ärzte 6300 Franken. Für einen Prothesenwechsel an der Schulter sind es 5200 gegenüber 9000 Franken, für die Versteifung der Wirbelsäule 3835 Franken statt 8700.
Die Tarifliste war dem «Kassensturz» durch einen Whistleblower zugespielt worden. Einen anonymen Informanten hätte es gar nicht gebraucht, sagte Hirslanden-Tarifchef Baer. Das Publikum könne jederzeit bei ihm nachfragen.
Das hat der Beobachter getan. «Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass ich nicht befugt bin, die Liste an Personen weiterzugeben, die nicht in unserem Vertrag eingebunden sind», antwortete Baer. Wie viel die Ärzte der Zürcher Hirslanden-Klinik, zu der auch die Klinik im Park gehört, von privat versicherten Patienten verlangen, soll nicht an die Öffentlichkeit gelangen.
Eine Umfrage bei sieben grossen Krankenkassen zeigt: Die beiden Zürcher Hirslanden-Kliniken fallen seit Jahren wegen überhöhter Rechnungen auf. Besonders krass treiben es die externen Belegärzte . Sie nutzen nur die Infrastruktur und stellen selber Rechnung. «Manche Belegärzte stellen uns regelmässig Rechnungen von über 30'000 Franken nur für einen Eingriff. Die Visiten werden dann noch einmal separat berechnet», schreibt die Groupe Mutuel. Die Walliser Krankenkasse verlangt in solchen Fällen eine Korrektur. Doch manche Ärzte leiten beanstandete Rechnungen einfach den Patienten weiter. «Um unsere Versicherten auch in solchen Fällen schadlos zu halten, müssen wir dann trotzdem die gesamten Kosten übernehmen», kritisiert die Groupe Mutuel.
Assura und Helsana bieten mittlerweile neue, günstigere Zusatzversicherungen an, bei denen die Klinik im Park ausgeschlossen wird. Auch die CSS ist gegen überhöhte Rechnungen der Hirslanden-Belegärzte vorgegangen. Swica und KPT schreiben, sie hätten die Tarife zwar senken können – «wir sind aber noch nicht zufrieden und streben eine neue, vereinfachte und transparente Lösung mit weniger Fehlanreizen an».
Deutliche Kritik kommt auch von der Concordia: «Wir weigern uns seit Jahren, den Tarifvertrag der Hirslanden-Kliniken in Zürich zu unterzeichnen. Das Tarifniveau ist deutlich zu hoch, die Honorarforderungen müssen regelmässig beanstandet werden.»
Manchen Hirslanden-Ärzten sind auch die überhöhten Tarife noch nicht genug. Sie verrechnen Leistungen, die unnötig sind oder die sie gar nie erbracht haben. Etwa ein Chefarzt. Bei einem Patienten forderte er rund 10'000 Franken nur für Visiten. Der Vertrauensarzt der Krankenkasse beurteilte die Begründung für diese Besuche als «völlig unzureichend». Ein weiteres Beispiel: Ein Hämatologe verrechnete ein Mehrfaches der Konsultationszeit sowie unnötige Laborpositionen.
«Bei den Zusatzversicherungen gilt das Prinzip der Vertragsfreiheit. Das Tarifsystem wurde von den Ärzten mit den Versicherern gemeinsam ausgehandelt», heisst es bei der Hirslanden-Klinik. In den Verträgen gebe es Mechanismen zur Preiskontrolle. Die Klinik kontrolliere bereits bei der Abrechnung die korrekte Handhabung des Tarifs. Und weiter: «Bei einer Falschanwendung retournieren wir die Rechnung an den Arzt.»
3 Kommentare
Schweizer "Gesundheits-Un-Wesen" = volks- ausbeuterisch, Eigeninteressen verfolgende Zuständige: BAG, BLW, Gesundheits-DirektorenInnen, ParlamentarierInnen, Politik = Geld, viel Geld fliesst von der Pharma-Lobby zu den vielen Profiteuren im "Gesundheits-Un-Wesen"....! Es braucht eine ganzheitliche REVISION!
Tatsache ist, dass seit vielen Jahren, das Schweizer "Gesundheits-Wesen" zu einem volksausbeuterischen, daher äusserst lukrativen, unkontrollierten "Gesundheits-Un-Wesen" mutierte! Mit Unterstützung der offensichtlich unfähigen, dafür teuren Zuständigen: BAG, BLW, Gesundheits-DirektorenInnen, nicht zu vergessen die entsprechenden ParlamentarierInnen, Regierungsleute schweizweit, welche ebenfalls nicht eingreifen! Volks-Wohl-Politik Schweiz = skrupellose Ausbeutung! Falsche Leute, in falschen Positionen!
Der Artikel ist etwas einseitig. Es ist auch die Schuld der Krankenkassen, dass seit Jahrzehnten kein Vertrag mit den Belegärzten zustande kommt. 2012 wollte ich halbprivat für die Geburt in die Klinik Hirslanden. Mein Arzt bot an, zum Mittelstandstarif abzurechnen. Die Concordia beharrte jedoch darauf, lediglich Mittelstandstarif MINUS 10% zu vergüten. Die Differenz hätte ich selbst übernehmen sollen. Ich bin dann ins öffentliche Spital Zollikerberg ausgewichen, das gemäss meinem Arzt den Tarif „VZK Quality“ vergütet, was Mittelstandstarif PLUS 10% entspräche. Würden Sie als Belegarzt einen Vertrag unterzeichnen, der Ihnen tiefere Tarife bietet als ein öffentliches Spital?